Duisburg. . Die Kanzelrede des bekannten Linken-Politikers Gysi zum Thema „Braucht unsere Gesellschaft Gott?“ in Duisburg stieß auf großes Interesse.
Etliche mussten sich unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg begeben. Es gab einfach keinen Platz mehr – so groß war das Interesse an der Kanzelrede des Linken-Politikers Gregor Gysi zum Thema „Braucht unsere Gesellschaft Gott?“ in der Salvatorkirche.
Moralische Maßstäbe
Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, übergab mit dem Gysi-Zitat „Ich glaube zwar nicht an den da oben, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft“ das Mikrofon an den eloquenten Politiker. Der begründete direkt zu Beginn seiner Rede seine Aussage: „Die Kirchen und großen Religionsgemeinschaften sind allein in der Lage, ethische und moralische Maßstäbe zu setzen.“ Gysi erklärte, dass der Staatssozialismus an dieser Aufgabe gescheitert sei und der Kapitalismus in diesen Fragen erst Recht keine Antworten biete.
Politisch unruhige Zeiten
Allgemeinverbindliche Moralnormen erachtet der Linken-Politiker als „unverzichtbaren Kompass für die Gesellschaft“, nicht nur in politisch unruhigen Zeiten. In dem Zusammenhang wurde er deutlich: „Die Welt steht am Scheideweg, wir dürfen sie nicht den Finanzmärkten überlassen.“ Begriffe wie Solidarität und Barmherzigkeit müssten wieder stärker ins Bewusstsein gerufen und christliche Werte mehr in den Mittelpunkt gestellt werden: „Nur so können wir uns vergewissern, ob wir noch im richtigen Leben unterwegs sind.“
Gysi mahnte die nicht gottgegebenen wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten auf der Welt an: „Die weltweite Landwirtschaft könnte die Weltbevölkerung zweimal ernähren, trotzdem sterben jährlich 18 Millionen Menschen an Hunger.“ Einmal beim Thema, fuhr Gysi fort: „Wir brauchen keine nationale Abschottung, sondern faire Handelbedingungen für alle.“ Damit würde auch Fluchtursachen entgegengewirkt. Den alten und neuen „Großkoalitionären“ CDU und SPD warf er in Sachen Waffenexporten vor, „Konflikte zu fördern“. Einmal in der Bundespolitik gelandet, bekamen die beiden christlichen Parteien auch noch ihr Fett ab: „Es ist völlig unverständlich, wie man das ,C’ im Parteinamen tragen kann und dabei solche restriktiven Positionen in der Zuwanderungspolitik vertreten kann.“