Warum eigentlich soll Duisburg immer herhalten, wenn die Welt Probleme besichtigen will. Probleme gibt es auch in Köln oder anderswo . ..
Wenn am Dienstag Vormittag das deutsche Staatsoberhaupt für zwei Stunden nach Duisburg-Marxloh kommt, um einerseits als der neue Bundespräsident die protokollarisch vorgesehene Aufwartung gegenüber dem Land NRW zu machen, anderseits aber auch, um seine persönliche Solidarität und sein ehrliches Interesse für die Schwachstellen und die Brennpunkte in der deutschen (Zuwanderungs-)Gesellschaft zu bekunden, dann. . . ja dann läuft durch das Duisburger Rathaus und einige Teile der Stadtgesellschaft fein und beinah unhörbar ein Stoßseufzer des Überdrusses: „ Schon wieder so ein Besuch . . .!“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist ja weiß Gott nicht der erste, der in Duisburg eine besondere Problemlage betrachten will. Sein Vorgänger Joachim Gauck hatte schon im November 2012 genau die gleiche Idee, aber statt Marxloh besuchte der lieber den „Kiez“ in Hochfeld. Die Bundeskanzlerin wollte dann im Sommer 2015 ihrerseits wieder lieber nach Marxloh gehen, wo es zu einem „Bürgerdialog“ kam. Diese Besucher-Liste ist recht lang und prominent besetzt.
Sie meinen es ja alle gut mit uns in Duisburg, das wollen wir auf jeden Fall anerkennen!
Diese Einteilung wird den Duisburgern etwas lästig
Doch warum eilt jeder Bundespräsident, wenn er Innovation in NRW sehen will zur Universität nach Aachen, und für soziale Brennpunkte nach Duisburg? Diese Einteilung der Welt wird für uns Menschen in Duisburg auf Dauer etwas lästig.
Genauso gut könnte der Bundespräsident am kommenden Dienstag ja wissenschaftliche Innovation an der Universität Duisburg-Essen bestaunen und soziale Probleme in Köln betrachten! Aber nein, für Problemlagen in Besuchsprogrammen von Staats- und Regierungschefs ist stets Duisburg das passende Biotop.
Diese Sicht der Dinge muss sich ändern. Solche Besuche müssen aufhören, ohne aber deswegen die Stadt mit ihren unbestreitbaren Problemen zu vergessen.
Diese Stadt mit einem boomenden Logistik-Standort namens Duisport, einer exzellenten Universität, großartigen Sportstätten, brillanter Industriekultur darf nicht aufs Elend reduziert werden. Genauso übrigens wie Marxloh und Hochfeld nicht auf das unbestreitbare Elend reduziert werden dürfen.Denn: Potenzial zum Guten ist überall.