Duisburg. Das Jungtier ist vor die Linse einer Infrarot-Kamera eines Jagdpächters gelaufen, der eigentlich gefräßige Waschbären kontrollieren wollte.
Was da am Montag, den 26. Februar, um exakt 23.15 Uhr in Walsum an der Infrarot-Kamera eines Jagdpächters vorbei getänzelt kam, ist nach Einschätzung von Förstern eine echte Sensation für Duisburg: In der Walsumer Rheinaue ist ein junger Wolf gesichtet und sogar auf Film gebannt worden.
Zum letzten Mal hat man einen Wolf in Westfalen im Jahr 1835 gesehen und geschossen, sagt Förster Winfried Hardes (45) vom Regionalforstamt Ruhrgebiet. In Duisburg, so schätzt er, wird man wohl in den vergangenen 200 Jahren nicht solch ein Tier gesichtet haben.
Auf einem zehn Sekunden langen Schwarz-Weiß-Video der Wildkamera eines Pächters sieht der verdutzte Beobachter zunächst nur einen mit Zweigen und Hölzern bedeckten Naturweg, aus der Ferne hört er ein paar Enten in der Nacht laut quaken, als dann für drei Sekunden von links ein dünner, schlanker Wolf förmlich ins Bild hinein hüpft, den Kopf senkt, ein wenig schnüffelt und rasch nach vorne aus dem Blickfeld wieder verschwindet.
Sie müssen sich dann ihr eigenes Revier suchen
„Das war eindeutig ein Wolf“, sagt Förster Winfried Hardes vom Regionalforstamt Ruhrgebiet, dort zudem auch als so genannter „Luchs- und Wolfsberater“ für den Regierungsbezirk Düsseldorf zuständig. Es sei schon „ein irrer Zufall“, dass diese Bilder zustande gekommen seien, sagt er. Denn Wölfe setzten alles daran, nachts und in der Dämmerung vom Menschen unentdeckt durch die Lande zu streifen.
Hardes: „Weil aber der Jäger eine Kamera mit Bewegungsmelder aufgehängt hatte, um zu kontrollieren, ob da eventuell der hungrige Waschbär seine Steinkäuze dezimiert, ist ihm dann der junge Wolf vor die Linse gelaufen.“
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Dass Wölfe unterwegs sind, ist nach Einschätzung von Hardes gar nicht so ungewöhnlich, nachdem sich in Niedersachsen feste Rudel gebildet haben. Von dort würden dann immer die zwei Jahre alten Wolfswelpen – junge Tiere wie der Duisburger Wolf – vom Rudelverband weggebissen, förmlich verjagt. Sie müssen sich dann ihr eigenes Revier suchen – und die Wanderschaft beginnt.
Der Rhein, so schätzt der Förster, ist kein Hindernis
Neben dem „Duisburger Wolf“, so meldete gestern das Landesumweltamt, sei dann auch noch im Hünxer Wald im Kreis Wesel ebenfalls ein Wolf gesichtet worden. Ob dies ein und das selbe Tier ist, sei derzeit nicht klar, aber wahrscheinlich. Deshalb suchen Hardes und Kollegen jetzt intensiv Kothaufen von Wölfen (oder auch gerissene Tiere mit Speichelspuren), um mit einem Gentest kriminalistisch zu klären, um wie viele Wolfstiere es sich hier eigentlich handelt.
„Ob der Wolf sich jetzt nach 200 Jahren in Duisburg heimisch machen will oder nicht, weiß nur der Wolf“, sagt Hardes. Wenn er sich in der Rheinaue wohlfühle, dann bleibe er. Die Rahmenbedingungen, die er dazu benötigt, sind: ausreichend frisches Futter, eine Höhle und eine Partnerin. Hardes: „Rehe gibt es hier genug, eine Höhle kann er hier ebenfalls sehr gut anlegen, und wenn von irgendwoher ein passendes Weibchen oder Männchen auftaucht, könnte es funktionieren.“
Der Rhein, so schätzt Hardes, sei „kein Hindernis“. Die Tiere wüssten längst, wo sie den Fluss queren könnten. Einzig ihr Instinkt und ihr Wohlbefinden würden sie steuern.