Duisburg. . Lars-Ole Walburgs Inszenierung von „Im Westen nichts Neues“ nach Erich Maria Remarque war erneut im Stadttheater zu Gast.

Obwohl Lars-Ole Walburgs Inszenierung von „Im Westen nichts Neues“ nach Erich Maria Remarque schon beim Akzente-Theatertreffen 2016 zu sehen war, hat Schauspiel-Intendant Michael Steindl das Schauspiel Hannover auch 2018 mit dieser Produktion eingeladen. An diesem Stück kommt man angesichts des Akzente-Mottos „Nie wieder Krieg?“ wohl nicht vorbei, und auch die starke Inszenierung sprach für eine Wiederholung zum Auftakt des Theatertreffens.

Salon wird zum Schlachtfeld

Walburg geht bei der Umsetzung des Romanstoffs einen absolut überzeugenden Weg. Er lässt die Handlung nicht spielen (das hat der US-Film von Lewis Milestones von 1930, der am 11. März im Filmforum gezeigt wird, schon auf grandiose Weise getan). Vielmehr rezitieren die fünf Schauspieler Passagen aus dem Roman und verstärken diese Szenen auf emotional höchst eindringliche Weise. Es ist ein leise beginnendes Kammerspiel, das schnell zu einer Orgie aus Blut und Schlamm wird; Plastikcapes schützen die Besucher in den ersten Reihen und die Sitze.

Das Bühnenbild zeigt einen feinen, weißen Salon des 19. Jahrhunderts, der nach oben offen ist. Am weißen Flügel spielt die weiß gekleidete, elegante Frau (Katja Gaudard) schöne Musik. Der Salon wird zum lärmenden Schlachtfeld, zum Lazarett, zur Latrine, zum Unterstand, zum Bombentrichter, wenn die fünf jungen Männer, die von der Schulbank in den Krieg gezogen sind, eimerweise Blut ausgießen und Schlamm schmeißen. Sie erzählen von ihrem kriegsbegeisterten Lehrer, vom militärischen Drill in der Ausbildung und von der Front. Von Hunger und Angst, von grauenvollen Verletzungen und eiligen Amputationen, von Giftgas und Granatsplittern, von Trommelfeuer und dem richtigen Zustechen mit dem Bajonett.

Kräftezehrendes intensives Spiel

Sie träumen vom Frieden und von Mädchen und vom Heimaturlaub, treffen dort aber auf Unverständnis. Sie sind wahnsinnig, wild und wütend – und verwandeln sich schließlich in entmenschlichte Gestalten, die hinter der Front noch ein letztes, groteskes Festmahl feiern. Sie kreischen und albern herum, sie gehen in Deckung und schlindern auf Blut und Dreck, sie fallen und stehen wieder auf, obwohl ihre Zukunft verloren ist.

Der Tod erwischt sie nach und nach, wer übrig bleibt, bleibt verloren und hoffnunslos zurück. Aber es bleibt ja keiner. Eine kräftezehrendes, intensives Spiel. Viel Beifall für Sebastian Weiss, Nicola Fritzen, Dominik Maringer, Daniel Nerlich und Jonas Steglich – und einen hochintensiven Abend.