Weil der Vermieter die Nebenkosten nicht ordnungsgemäß an die Stadtwerke weiterleitete sitzen die Mieter nun ohne Heizung und Wasser in ihren Wohnungen. Der Vermieter schiebt den schwarzen Peter weiter zur Arge.

Der Verzicht auf die tägliche Dusche – für viele Menschen undenkbar. Auch Kochen ohne Wasser – absolut unmöglich. Trotzdem stehen nun sieben Parteien in einem Hochfelder Mietshaus vor diesem Problem. Die Stadtwerke haben dem Haus den Hahn abgedreht. Der Grund: Der Vermieter hat die Nebenkosten nicht ordnungsgemäß abgeführt und hat Schulden bei den Stadtwerken. Die haben nicht nur das Wasser abgestellt, auch die Heizung bleibt kalt und der Gemeinschaftsstrom wurde abgeklemmt.

Peter Gulich ist kaum noch zu beruhigen: „Wir sind unseren Verpflichtungen nachgekommen, haben unsere Miete ordnungsgemäß bezahlt und nun sollen wir darunter leiden, dass der Vermieter seine Rechnung bei den Stadtwerken nicht bezahlt hat?” Nachbar Eric Herchenhahn nickt zustimmend. Beide Mieter werden von der Arge Duisburg betreut, sind Hartz-IV-Empfänger. Gleiches gilt für die anderen Hausbewohner. „Wir haben es so geregelt, dass die Arge die Miete an den Vermieter zahlt”, erklärt Gulich. Auch Herchenhahn hat eine Abtretungserklärung unterschrieben. „So hatten wir mit den Zahlungen nichts zu tun.”

Desolater Zustand

Überhaupt sind Herchenhahn und Gulich mit der Situation im Haus unzufrieden. „Das Gebäude ist in einem desolaten Zustand.” Tatsächlich sieht es von außen nicht besonders einladend aus. Auch die Vorstellung, die unebenen ausgetretenen Treppenstufen in völliger Dunkelheit hoch- oder 'runterstolpern zu müssen, ist nicht gerade verlockend. „Hier ist seit Jahren nichts getan worden”, beklagen sich die Mieter. Auch die Heizung wurde nicht zum ersten Mal abgestellt. „Letztes Jahr war es das Gleiche. Damals haben wir mit Elektro-Heizgeräten geheizt”, erinnert sich Gulich. Die Geräte surren auch jetzt wieder im Wohnzimmer der Familie.

Fehler im System

Schuldiger ist nicht auszumachen

Wer ist Schuld an dem Schlamassel in dem Mietshaus in Hochfeld? Eindeutig beantworten lässt sich diese Frage nicht. Keine der Parteien hat sich in diesem Fall mit Ruhm bekleckert. Aber in einem Punkt hat der Vermieter – bei allen Versäumnissen auch auf seiner Seite – sicherlich recht: Es kann doch nicht sein, dass er zwischen die Fronten gerät, wenn Leistungsempfänger und Arge miteinander im Clinch liegen. Wie soll ein privater Vermieter die notwendigen Rücklagen aufbauen, um auf solche Eventualitäten vorbereitet zu sein? Wenn sich der Vermieter dann beschwert, dass da „etwas im System nicht stimmt”, ist dem nichts hinzuzufügen. Matthias Düngelhoff

Vermieter Horst Mahlert weist den Schwarzen Peter von sich. Ja, die Arge habe die Mietzahlungen übernommen „aber wenn die Mieter ihren Verpflichtungen gegenüber der Arge nicht nachgekommen sind, hat die Arge die Mietzahlungen eingestellt”. So seien rund 10 000 Euro Miet-schulden aufgelaufen. Etwa 7000 Euro schuldet er den Stadtwerken. „Das sind Summen, die kann ich nicht vorstrecken, klagt Mahlert.

Zwischen den Fronten

Er ärgert sich, dass er als Vermieter zwischen die Fronten geraten kann, wenn Leistungsempfänger und Arge im Clinch liegen. „Es kann doch nicht sein, dass ich als Dritter darunter leiden muss. Das ist ein Fehler im System.”

Tatsächlich muss Julia Wehner von der Arge zugeben, dass es sein kann, dass die Behörde die Mietzahlungen einstellt, wenn der Leistungsempfänger mehrmals seinen Verpflichtungen nicht nachkomme. „Dieses Problem hat der Gesetzgeber in Kauf genommen.”

Miete einbehalten

Für Gulich und Herchenhahn ist das kein Trost. Sie seien ihren Verpflichtungen nachgekommen und wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Die Schulden des Vermieters zahlen wir nicht. Wenn ihm Mieter Geld schulden, muss er sich rechtzeitig kümmern und nicht so hohe Rückstände auflaufen lassen.” Die Novembermiete haben sie auf ein Sperrkonto zahlen lassen.