Duisburg. . Am Sonntag kamen gut 250 SPD-Mitglieder in die Mercatorhalle, um Pro und Contra einer Großen Koalition zu debattieren. Stimmung: Eher Pro-GroKo.

Zweimal war die Kleine Mercatorhalle am vergangenen Wochenende von der SPD gebucht: Am vergangenen Freitagabend für den Auftritt des prominenten GroKo-Kritikers und Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert. Gestern Vormittag dann für eine eilens organisierte Zusammenkunft der Duisburger SPD-Mitglieder hinter verschlossenen Türen.

Beides Mal ging es um die gleiche brennende, ja brenzlige Frage, die derzeit die Sozialdemokratie mächtig unter Druck setzt: Kann die SPD den ausgehandelten Vertrag für eine Wiederauflage der großen Koalition im Bundestag annehmen, ohne sich selbst zu zerstören? Und: Wo kann sich die SPD besser, weil glaubwürdiger, erneuern: in einer Regierung unter Merkel, oder in der Opposition?

„Kein Streit, allenfalls Wettstreit“

Während am Freitag mehr als 500 meist jüngere Besucher, Neugierige und Schaulustige dem prominenten Protagonisten des „GroKo-No“ mal leibhaftig und vor Ort lauschen wollten, kamen gestern rund 250 Duisburger SPD-Mitglieder in die Mercatorhalle, um mit mehr als 30 Wortmeldungen zweieinhalb Stunden hinter verschlossenen Türen detailliert das Pro und Contra abzuwägen. Meinungsbildung vor dem Votum.

Bas Bärbel
Bas Bärbel

Für das Pro sprach die stellvertretende SPD-Vorsitzende Bärbel Bas, das Contra führte Alexander Nolte, Mitglied im Juso-Landesvorstand aus. Und Ralf Jäger, der Vorsitzende des Duisburger SPD-Unterbezirks, machte später vor der Presse deutlich, dass die Partei „keineswegs zerstritten“ sei, es gebe auch keine „Zerrissenheit“, allenfalls gebe es einen „Wettstreit der guten Argumente“, bei dem man aber „respektvoll“ miteinander umgehe.

Die relativ große Anzahl der Teilnehmer gestern, so Jäger, zeige zudem das „große Interesse“ der Mitgliedschaft an der Debatte, von der er nicht wisse, wie sie am Ende - mit dem Mitgliedentscheid am 4. März- ausgehen werde.

Die Stimmung in der Halle: Eher pro GroKo

Zumindest die Stimmung gestern in der Halle, so sagten übereinstimmend Bas und Juso-Mann Nolte, sei eher „Pro“ große Koalition gewesen. Nolte: „Das war eine ordentliche Debatte auf Augenhöhe, bei der es zudem überhaupt nicht um Personen ging.“ Kann man den als dringend notwendig empfundenen Erneuerungsprozess der SPD mit einer Regierungsbeteiligung vereinen.

 Alexander Nolte
Alexander Nolte

Bas: „Ich meine, das geht! Wir müssen uns nur klar und deutlich mit unseren Themen sichtbar machen!“ Und: Die Anstrengungen in der Partei dürften nicht am 4. März erlahmen, dann, wenn das Ergebnis der Mitgliederbefragung vorliegen werde. Bas: „Dann muss es erst richtig losgehen!“

Der Juso-Mann sieht’s deutlich pessimistischer: Erneuerung funktioniere nur in der Opposition, zudem seien wichtige Themen im Koalitionsvertrag zu kurz gekommen: Die Bürgerversicherung, die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung, der Familiennachzug für Flüchtlinge.