Duisburg. . Workshop des doxs-Projekts: Mit ihren Stimmen lassen Jugendliche aus Duisburg Bilder vor dem geistigen Augen entstehen.

Mit ihren Stimmen lassen diese Jugendlichen Bilder vor dem geistigen Augen entstehen. Acht Jugendliche der Johanniterschule in Hochfeld haben bei einem Workshop von „doxs – Dokumentarfilme für Kinder“ die Vertonung für Sehbehinderte des niederländischen Kurzfilms „Loser“ übernommen.

In akribischer Gruppenarbeit feilten die Schüler an der Filmbeschreibung. Aufgrund der kurzen Sprechpausen war bei der Wahl der Worte äußerste Präzision gefragt. Doch die talentierten Sprecher haben gute Arbeit geleistet: Bei einer Vorführung des 16-Minuten-Films gab es tosenden Beifall ihrer Mitschüler. Der Film wird auch auf DVD bundesweit für den Unterrichtseinsatz erscheinen.

Stimm-Wirrwarr vermeiden

Projektleiter Christian Kosfeld von „doxs“ hat mit den sehbehinderten Teenagern über mehrere Tage an der hörbaren Beschreibung der Szenen gearbeitet. Eine intensive Zeit. „Doch die Jugendlichen waren mit Eifer dabei, haben mit guten Ideen an den Texten gearbeitet“, lobt Kosfeld. In zwei Gruppen überlegten sich die Jugendlichen jeweils passende Beschreibungen für die Hälfte des Films.

Dass einer der Sprecher selbst blind ist, war für die Jugendlichen eine große Hilfe. „Er gab uns immer wieder Rückmeldung, ob er der Geschichte folgen kann oder ob die Beschreibungen nicht präzise genug sind“, sagt Kosfeld.

In der Doku berichten niederländische Kinder von ihren Verlusten. Das reicht vom verlorengegangenen Kuscheltier bis zum Tod der Schwester. Für den Zuschauer sind in der deutschen Version leise die originalen Stimmen sowie die deutschen Sprecher zu hören. Zusätzlich kommen jetzt die Stimmen der Schüler hinzu. Eine besonders knifflige Situation, schließlich sollte das ganze nicht in einem Stimm-Wirrwarr enden, wie der Projektleiter erklärt. „Die Zeitfenster für unsere Beschreibungen waren wirklich sehr klein, deshalb mussten die Schüler genau überlegen, wann man etwas sagt – und das musste dann auch noch kurz und knapp sein, trotzdem sollte es aber wichtige Infos enthalten“, so Kosfeld.

Applaus der Mitschüler hilft gegen Zweifel

Die 18-Jährige Oya war mit viel Begeisterung bei der Sache, kann aber auch berichten, wie schwer es war. „Wenn man nur einen kurzen Moment hat, wichtige Informationen zu geben, dann muss man sehr genau überlegen, was man alles beschreibt und was nicht“, sagt sie. Michelle (16) stimmt zu, freut sich aber über das Ergebnis: „Ich bin sehr stolz, aber es ist auch sehr komisch, meine eigene Stimme in einem Film zu hören.

Ich höre mich ganz anders an“, sagt sie etwas verwundert. Oya war das sogar ein wenig unangenehm: „Schon komisch, wenn alle, die den Film sehen oder hören, dann meine Stimme hören. Ich hoffe, dass hört sich gut genug an“, sagt sie. Der Applaus der Mitschüler räumte allerdings alle Zweifel aus dem Weg. Alle Sprecher freuten sich über den Jubel.

Die Kooperation von „doxs“ und der Schule an der Johanniterstraße geht weiter. Dieses Mal war es bereits die vierte Auflage des Filmvertonungsprojekts, weitere sind geplant.

Labor der Wahrnehmung von Wirklichkeit

Das Projekt „Junge Filmbeschreiber“ ist ein Teil des Themenschwerpunkts „Doxs Schule“. Die Programme und Workshops beschäftigen sich mit den Bildern auf der Leinwand und den Bildern im Kopf. Es geht um Sehen, Imaginieren und Diskutieren.

Der Schwerpunkt Schule versteht sich als Labor der Wahrnehmung von Wirklichkeit – ein Lernen von und mit künstlerischen Bildern durch das aktive Sehen und Reflektieren von filmischen Herangehensweisen. Infos über andere Projekte und Doxs generell unter: www.do-xs.de.