Duisburg. . Seit über zehn Jahren können sich Kitas zu Familienzentren weiterentwickeln. Das Institut für Arbeit und Qualifikation hat das nun untersucht.

Familienzentren kooperieren erfolgreich mit externen Partnern und bieten ein vielfältiges Angebot für die Kinder und Eltern. Jedoch erreichen sie nur einen Teil ihrer Zielgruppe, weil ihre Öffnungszeiten nur bedingt in den Tagesablauf von Berufstätigen passen. Ein weiterer Teil der Eltern ist nur schwer zu motivieren, die Angebote wahrzunehmen. Die Kita-Teams, insbesondere die Leitungen, stellt die Organisation vor einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Das sind Ergebnisse einer Untersuchung der Arbeit von Elternzentren, die das Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen nun in einem IAQ-Report vorgestellt hat.

Bisher wenig Forschung zu den Wirkungen

Seit mehr als zehn Jahren haben sich rund 2500 Kindertagesstätten in NRW weiterentwickelt zu Familienzentren, die in ihren Stadtteilen ein breites Angebot zur Unterstützung von Kindern und Familien bereithalten. Zu den erzielten Wirkungen, den Anforderungen an Organisation und Management der Einrichtungen gab es bisher wenig Forschung. Nun haben Studierende des Master-Studiengangs Soziologie an der Universität Duisburg-Essen durch Befragungen in neun trägerübergreifenden Verbund-Familienzentren, in denen 40 Kitas organisiert sind, deren Arbeit untersucht.

Positiv bewertet wird die Arbeit einer Koordinationsstelle, wenngleich deren Personal aus dem zusätzlichen Kita-Budget (13 000 Euro) für die Arbeit als Familienzentrum finanziert werden muss. Die Kitas schätzen sie als Bindeglied zum Jugendamt, als Entlastung bei der Organsiation von Beratungs-, Therapie- und Bildungsangeboten.

Vor allem in sozialen Brennpunkten erfordere es häufig persönliche Ansprache und Einladung, um Eltern zu erreichen, berichten Leitungen: „Sie sind häufig so stark mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht die Zeit oder den Kopf haben, hier Angebote wahrzunehmen.“ Mit einem klassischen Angebot wie einem Elterncafé falle es schwer, Berufstätige, insbesondere Pendler zu erreichen, solange die Öffungszeiten zwischen 7 und 17 Uhr liegen.

Zusätzliche Arbeit bringt Bereicherung

Trotz des hohen Organisationsaufwandes sehen viele Kita-Teams die zusätzliche Arbeit auch als eine Bereicherung. Sie loben den Austausch mit den Kooperationspartnern, fühlen ihre Tätigkeit aufgewertet. Die Arbeit „auf Augenhöhe“ mache „unheimlich viel Spaß“, hörten die Verfasser der Studie.

Sie ziehen eine positive Zwischenbilanz: Es sei ein flächendeckendes Netz familienorientierter Dienstleistungen geknüpft worden“, bescheinigt Autorin Prof. Sybille Stöbe-Blossey. Es begleite Eltern in ihrer Erziehungsarbeit und entlaste sie im Berufsalltag. Die positive Bewertung der Koordinierungsstelle lege es nahe, den Steuerungsprozess in organisatorischer und personeller Hinsicht fortzusetzen, um die Leitungskräfte der Kita zu entlasten.

Seit 2006 können sich Kitas in NRW zu Familienzentren weiterentwickeln. Sie sollen über die Erziehung hinaus ein sozialraumorientiertes Angebot für Beratung, Bildung und Unterstützung von Familien anbieten.


>>> In Duisburg bisher 72 Familienzentren

Der Organisations- und Entwicklungsprozess erfolgt anhand eines Leitbildes und festgelegter Kriterien, am Ende stehen Zertifizierung und Gütesiegel.

In Duisburg sind bislang 72 Einrichtungen allein oder im Verbund als Familienzentren zertifiziert worden. Am Ende des Projekts sollen es 75 sein, die übrigen drei sollen in diesem Jahr folgen.

Der Text des IAQ-Reports: „Familienzentren - Ergebnisse einer kommunalen Analyse“ steht im Internet auf http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/2017/report2017-07.php.