Essen. . Thyssen-Krupp-Personalvorstand Oliver Burkhard äußert sich zur Zukunft der Stahl-Standorte in NRW – und gibt dabei Versprechen.

Thyssen-Krupp-Personalvorstand Oliver Burkhard äußert sich im Gespräch mit Ulf Meinke zur Zukunft der Stahl-Standorte in NRW.

Sie geben für die Stahl-Standorte eine Bestandsgarantie bis zum Herbst 2026. Aber der Betrieb wichtiger Anlagen in Bochum, Duisburg-Hüttenheim und in Eichen im Siegerland ist nur bis Ende 2021 sicher. Wie passt das zusammen?

Oliver Burkhard: Ganz wichtig ist: Für die Beschäftigten an allen Standorten - auch in Bochum, Hüttenheim und Eichen - gilt, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende September 2026 geben wird. In Bochum, Hüttenheim und Eichen geht es darum, dass wir für einzelne Anlagen Ende 2020 eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vornehmen. In Bochum zum Beispiel schauen wir uns die Warmbreitbandstraße an, in Hüttenheim geht es um die Grobblechproduktion. Entscheidungen stehen dann frühestens 2021 an.

Allein bei der Warmbreitbandstraße in Bochum geht es um 500 von 2000 Beschäftigten am Standort. Es droht also ein tiefer Einschnitt.

Oliver Burkhard: Noch einmal: Niemand muss Angst vor einer Kündigung haben. Und unsere Zusage gilt, dass der angekündigte Abbau von bis zu 2000 Arbeitsplätzen im Zuge der geplanten Fusion mit Tata auf Seiten von Thyssen-Krupp sozialverträglich erfolgen wird. Da geht es in den nächsten Jahren um bis zu 1000 Stellen in der Produktion und 1000 in der Verwaltung.

Schrumpft damit auch die Verwaltung des Stahlgeschäfts in Duisburg mit ihren hunderten Arbeitsplätzen?

Oliver Burkhard:Wir haben mit der Ankündigung im September auch für die Verwaltungen einen Rahmen gesetzt. Mit dem Tarifvertrag gilt auch hier, dass wir das sozialverträglich umsetzen. Vieles wird sich zum Beispiel über normale Fluktuation, freiwillige Austrittsangebote oder Altersausstiegsmodelle regeln lassen. Aber was mir wichtig ist: Details können zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht feststehen. Dafür ist es noch viel zu früh.

Wer muss die Zusagen an die Beschäftigten eigentlich einhalten – Thyssen-Krupp oder das neue Gemeinschaftsunternehmen mit Tata?

Oliver Burkhard: Wir stehen zu unserem Wort und werden den nun vereinbarten Tarifvertrag mit in das neue Gemeinschaftsunternehmen einbringen.

Die IG Metall will die Beschäftigten nun über die Vereinbarungen abstimmen lassen. Jeder der 13 Standorte muss zustimmen, sonst kommt der Vertrag mit den Mitarbeitern nicht zustande. Sie waren selbst einmal Chef der IG Metall in NRW. Hätten Sie sich ein anderes Vorgehen Ihrer ehemaligen Kollegen gewünscht?

Oliver Burkhard: Ich respektiere die Entscheidung der IG Metall. Es ist ein wichtiges Signal, dass die IG Metall empfiehlt das gemeinsame Ergebnis anzunehmen. Daher bin ich zuversichtlich, dass die Mitglieder zustimmen werden.

Thyssen-Krupp hat zugesagt, für mindestens sechs Jahre am Gemeinschaftsunternehmen beteiligt zu bleiben. Aber der Anteil von Thyssen-Krupp könnte sich im Zuge eines Börsengangs deutlich verringern - und auf 25,05 Prozent fallen. Ist das ein Ausstieg auf Raten?

Oliver Burkhard: Nein. Wir glauben fest an den Erfolg des künftigen Gemeinschaftsunternehmens. Deswegen bleiben wir in den nächsten sechs Jahren gemeinsam mit Tata zu je 50 Prozent beteiligt. Gleichzeitig haben wir aber auch zukünftige Entwicklungsschritte während dieser Zeit nicht ausgeschlossen, wie etwa einen Börsengang.

Wenn die sechs Jahre vorüber sind, gibt es keine Zusage mehr, dass Thyssen-Krupp am neuen Stahlkonzern beteiligt ist. Theoretisch ist also ein Ausstieg möglich. Korrekt?

Oliver Burkhard: Wir werden langfristig am Joint Venture beteiligt sein. Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen ermöglichen wir unserem Stahlgeschäft eine starke Zukunftsperspektive. Wir handeln hier im strategischen Interesse des Unternehmens und der Beschäftigen. Das ist mit Abstand die beste aller Optionen für unser Stahlgeschäft und passt zu unserer Unternehmenskultur.