Duisburg. . Jonas Schlömer (25) kam an Heiligabend zur Welt – genau wie vier Jahre später seine jüngere Schwester Clara. Die Buchholzer Familie erzählt.

Wenn Jonas und Clara Schlömer von neuen Bekannten nach ihrem Geburtstag gefragt werden, antworten beide: „Am 24. Dezember!“ Die folgende Frage ist fast immer die gleiche: „Seid ihr Zwillinge?“ Die Antwortet lautet aber erstaunlicherweise: Nein! Denn tatsächlich kamen die beiden Kinder von Beate und Michael Schlömer aus Buchholz in einem Abstand von vier Jahren zur Welt. Jeweils am Heiligen Abend. Zwei „Christkinder“ in einer Familie also. Wir sprachen mit den Eltern und ihrem Nachwuchs über diese kuriose Konstellation.

„Mein Frauenarzt hatte Jonas eigentlich für den 22. ausgezählt“, erinnert sich Beate Schlömer (59), die als Lehrerin an der Gemeinschaftsgrundschule Böhmerstraße in ihrem Heimatstadtteil arbeitet. Bei einer Untersuchung kurz vor dem Stichtag folgte aber die ärztliche Prognose: „Das könnte jetzt vielleicht doch ein Christkind werden.“ Und so kam es auch.

Ersatz für den Chorleiter musste schnell her

Für Vater Michael (60), ebenfalls Lehrer (für Musik und Mathe an der Realschule Broich in Mülheim), war dies ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Denn als Leiter des Kirchenchors St. Nikolaus bereitete er gerade den Auftritt in der Christmette vor. In der Not sprang sein jüngerer und ebenfalls musikaffiner Bruder Christoph als Ersatz ein. So eilte der werdende Vater zu seiner hochschwangeren Frau ins Krankenhaus nach Kaiserswerth mit seiner Kinderklinik.

Schon bei Jonas ersten Geburtstagen spürten die Eltern, dass dieses besondere Datum für Kinder kein schönes ist. „Jonas wurde ja quasi um eine Feier gebracht“, berichtet Vater Michael. Daher entschieden die Eltern, statt an Heiligabend lieber am Namenstag ihres Sohnes im September eine Ersatz-Geburtstagsparty steigen zu lassen.

Vier Jahre später dann die zweite Schwangerschaft – und wieder deutete alles auf einen Geburtstermin Ende Dezember hin. „Wir saßen bei Oma und Opa, als es plötzlich hektisch wurde“, hat auch Jonas noch Erinnerungen an den Tag, als seine Schwester Clara geboren wurde. Mutter und Opa eilten ins Bethesda-Krankenhaus nach Hochfeld. „Doch da wurde ich wieder weggeschickt. Es hieß seitens der Ärzte: Das kann noch dauern“, schildert Mutter Beate.

Punktlandung im Hospital

Ein Irrtum! Die Familie saß kurz darauf in der Kinderchristmette, als bei Mutter Schlömer die Wehen einsetzten. „Ich kann mich an die Atemübungen meiner Mutter erinnern“, sagt Jonas und schmunzelt. Vater Michael brachte seine Frau ins Auto und raste in Richtung Bethesda. Kaum im Kreißsaal angekommen, war die kleine Clara auch schon da. „So etwas nennt man wohl Punktlandung“, so Vater Michael, der wie bei Geburt Numero eins erneut die Christmetten-Chorleitung ausfallen lassen musste. Der erste Gedanke, der Mutter Beate im Moment der Geburt ihrer Tochter durch den Kopf schoss, lautete: „Jetzt hab ich zwei Christkinder.“

Und was bedeutet dieser besondere Geburtstag für die inzwischen erwachsenen Kinder? „Als Kind bekam ich immer zu hören: Wie doof, da bekommst du ja nur einmal Geschenke“, erzählt Clara Schlömer, die morgen 22 wird und seit zwei Jahren Psychologie in Berlin studiert. Aber das stimmte ja nicht, weil auch sie wie ihr ältere Bruder am Namenstag (im August) eine Ersatzparty erhielt. „Aber je älter ich wurde, desto ärgerlicher fand ich es“, sagt Clara. „Wer hat denn kurz vor Heiligabend noch Zeit, um zum Reinfeiern vorbeizukommen?“ Auch eine zeitlich verzögerte Feier sei keine Alternative. „Ich habe mal zwei Wochen später gefeiert. Aber da bestand gar keine emotionale Bindung zum Geburtstag mehr“, sagt Clara.

Der ideale Eisbrecher für Partygespräche

„Diese Kuriosität ist natürlich bei Partygesprächen der ideale Eisbrecher“, sagt Jonas Schlömer, der morgen 26 wird, in Köln Musikwissenschaften studiert, passionierter Musiker ist und für diese Zeitung als Freier Journalist arbeitet. Er setzt seit vielen Jahren auf das Prinzip „Reinfeiern“. Heute Abend wird er um kurz vor Mitternacht mit Freunden in der Neudorfer Kultkneipe „Finkenkrug“ das neue Lebensjahr begrüßen. Die Heiligabend-Zeremonie im Kreis der Familie steigt Sonntagmittag. Traditionell mit Brühwurst und Kartoffelsalat. Und mit zwei „Christkindern“.