Duisburg. . Spektakuläre Artistik der rauen Art bietet der Zirkus Flic Flac. Nach der erfolgreichen Premiere gastiert die Show bis Silvester in Duisburg.
Die Premiere der Duisburger Flic-Flac Weihnachtsshow „Schicht 1“ war ein umjubelter Augenschmaus. Nach vielen Problemen mit der Statik der Gießhalle und dem Wetter rund ums gemietete Ersatzzelt war die Anspannung im Vorfeld bei den Organisatoren und den Artisten extrem hoch gewesen.
Draußen regnet es, der Boden auf den Parkplätzen des Landschaftsparks ist aufgeweicht und schlammig. Aber zur dressur- und glitzerfreien Flic-Flac-Show geht man ohnehin eher nicht in Stöckelschuhen. Der moderne Zirkus setzt mehr auf Adrenalin, als auf Eleganz und davon hatte auch Geschäftsführer Uwe Struck in den letzten Wochen reichlich. Aber nun steht er im gut geheizten großzügigen Empfangsbereich des 90 Meter langen Zeltes und hat die weiß-blau beleuchtete Wasserkanister-Wand im Rücken. Er verbreitet Optimismus und schätzt, dass etwa 1350 Leute gekommen sind, um bei der ersten „Schicht 1“ in seiner Heimatstadt dabei zu sein.
Um punkt acht Uhr wummern die Bässe und dann fliegen die Artisten auf der „Fasttrack“ genannten, 20 Meter langen Luftmatte durcheinander. Ihre Körper schreiben „Flic-Flac“ in die Luft. Wie viele Handstandüberschläge rückwärts da zu sehen sind, kann keiner zählen, es geht einfach zu schnell. Menschen verwandeln sich in Räder aus Armen und Beinen und fliegen am Ende hoch in die Luft, um den Rest der Bewegungsenergie loszuwerden.
Runter kommen sie alle
Es geht Schlag auf Schlag, fünf beleuchtete Diabolos umkreisen gegen jede Wahrscheinlichkeit das behände Berliner Duo Twin Spin, das auch mit Bällen erstaunliches leistet. Danach tummeln sich die Trampolinspringer auf beiden Seiten ihres Hauses, gehen die Wände in den ersten Stock hinauf und lassen einige Gesetze der Physik ganz schön alt aussehen. Den plaudernden Gegenpol zu so viel Kraft und Körperbeherrschung bildet der Duisburger Comedian Markus Krebs, der kein Hehl daraus macht, dass er über die Umbaupausen „drüber labern“ soll. „Ich taugte zwar selber auch immer gut als Trampolin für meine kleine Nichte“, sagt er nicht ohne Stolz und streicht sich über die pralle, quergestreifte Körpermitte, „aber ehrlich, ich kriege schon einhundertachtzig Puls, wenn ich nur ein Joghurt umrühre.“
Wieviel Puls die Jungs von der fahrenden Truppe in ihren Karohemden haben, wenn sie mit den Rädern, Inlinern und – oh Schreck – auch Rollern oben auf der riesigen Rampe stehen, weiß keiner. Aber runter kommen sie alle. Mit Salto und mit so viel Schwung, dass die Ungebremsten hinter der Landerampe in eine Art Fangzaun sausen. Manche nehmen die Landerampe auch schon auf dem eigenen Hintern in Angriff, den allzu gelenkigen Roller eisern in der Hand, blaue Flecken inklusive.
Zum Schluss liegen Artisten aus allen Ecken der Erde zusammen auf dem Boden. Ihre Körper formen drei große Peace-Zeichen. Das ist der alte Weihnachtswunsch „Und Frieden auf Erden“ im Flic-Flac-Style.
„Uff, ich bin unverletzt“, stöhnt Nadine Gehlen, die unten im Mittelblock gesessen hat, nach der Show, „als der unterste Mann aus der mongolischen Menschenpyramide angefangen hat, mit dem Baumstamm zu jonglieren, da dachte ich einen Moment, oh, das geht nicht gut.“