Duisburg-Duissern. Nach einem nervenaufreibenden Kampf um die St. Martinus-Kapelle in Duissern wird dort heute gefeiert und Tischtennis gespielt.
„Das ist unsere Heimat, hier hängt unsere Seele dran.“ Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Werthacker, wird ganz pathetisch, wenn er von dem Kampf um die St. Martinus-Kapelle spricht. Allein: Die Kirche ist mit diesen Worten gar nicht gemeint. Viel wichtiger als die Kapelle war den Siedlern die Klause, die sich unter dem Gotteshaus befindet.
Als die Siedler nach dem Zweiten Weltkrieg die Duisserner Siedlung aufbauten, musste jeder ehrenamtlich Arbeitsstunden leisten. In den 1950er Jahren entschied Bischof Hengstbach, dass die katholische Kirche näher an die Menschen rücken sollte und beschloss, dass im Werthacker ein Gotteshaus entstehen soll. „Die Siedler haben der Kirche das Grundstück damals für eine Mark überlassen.“ In den Keller sollte aber als Treffpunkt eine Klause eingebaut werden. „Alles war noch voller Schutt. Wir haben alles abgetragen und aufgebaut.“
Im Jahr 2006 erreichte die Siedler die Kündigung
Als dann die katholische Kirche sich 2006 von einigen Gotteshäusern trennen wollte, bekamen die Siedler die Kündigung. Die Kirche sollte abgerissen und an einen Investor verkauft werden. Doch die Kirchen-Oberen hatten nicht mit den Siedlern gerechnet. „Wir haben uns ein Stiftungsmodell überlegt, aber die wollten das Haus aus den Büchern haben.“ Bei einem zähen Gespräch zwischen Stadtdechant und Siedlern, kam Stahl die Idee, die Kirche zu kaufen. „Ich hatte natürlich kein Geld.“ Er trommelte deshalb ein paar Siedler zusammen. „Jeder hat 5000 Euro Darlehen gegeben.“ Ein Teil des Gotteshauses und der Kindergarten sollten abgerissen werden, um die Grundstücke zu verkaufen.
Der Plan glückte.
Einige nervenaufreibende Monate später hatten es die Siedler tatsächlich geschafft. Mittlerweile finden in der Kirche Feiern statt, einmal die Woche wird Tischtennis gespielt. Unten gibt’s mittwochs Bierchen. Noch ist der Umbau nicht ganz abgeschlossen. Jeder Cent aus Veranstaltungen wird in das Haus gesteckt. Aber: Die Kirche ist bezahlt.
Stahl ist übrigens evangelisch.