Duisburg. . Unterhaltsamer Abend mit WDR 2-Moderator Sven Pistor im Grammatikoff: Drei Radio-Männer spielten den verbalen Doppelpass. Herrliche Anekdoten.
Jeder Fußball-Fan hält sich selbst gern für den Geeignetsten unter allen 80 Millionen Hobby-Bundestrainern in diesem Land. Zudem glaubt er, gefühlt alles über seinen Lieblingssport zu wissen. Menschen mit diesem Selbstbild sei ein Besuch in „Pistors Fußballschule“ empfohlen. Denn selbst der Smarteste unter den selbst ernannten Besserwissern konnte in diesen kurzweiligen 90 Minuten im Bühnen-Klassenzimmer so manchen Fußballfakt aus längst vergangenen Weltmeisterschafts-Zeiten erlernen, der sich im Gedächtnis aufzubewahren lohnt.
Ein Ständchen zum Auftakt
Sven Pistor, Jahrgang ‘72, moderiert für den Radiosender WDR 2 an jedem Saison-Samstag die Bundesliga-Konferenz. Dabei plaudert er in der Sendung gern mit den Reportern, die im Stadion den Rasen riechen können. Und auch bei seinem Bühnenprogramm, mit dem er am Donnerstagabend im Grammatikoff am Dellplatz Halt machte, gibt der bekennende Kölner nicht den Alleinunterhalter. Nein, er spielt im Scheinwerferlicht viel lieber Doppelpass mit den bekannten Rundfunk-Kommentatoren Armin Lehmann und Burkhard Hupe.
Ständchen für die Betriebstemperatur
Auf Betriebstemperatur bringt Pistor seine rund 130 aufmerksamen Gäste (einige davon im Trikot und mit Fanschal), wie es auch Grundschullehrerinnen gern tun: mit einem Lied. Das kann jeder mitsingen. Denn unter Deutschen genießt der Song „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“ ja bereits seit Jahren Gold-Hit-Status. Doch Spott und Häme lässt Pistor auch auf Chilenen und vor allem Italiener gleich kübelweise herabregnen – also jene kicktechnischen Großnationen, die es in der Qualifikation für die WM 2018 in Russland so richtig vergeigt haben.
Seine Redebeiträge garniert der Radiomann gern mit Audio-Einspielern von Stimmen prominenter Ex-Kicker. Auch die Videoschnipsel-Kollektion mit teils unfassbaren Kuriositäten aus dem Profikickeralltag stößt auf ein großes Hallo. So richtig in die Offensive geht der Moderator aber mit seinem Fußball-Quiz, für das er vier Mutige auf die Bühne bittet. Der Zufall will es, das sich zweimal ein MSV- und ein Schalke-Fan im Wissensduell gegenüberstehen. Entsprechend klar verteilt sind die Sympathien im von „Zebras“ dominierten Saal. Mit Frank setzt sich am Ende tatsächlich ein Duisburg-Anhänger durch. Er erhielt die gläserne Trophäe des „WDR-2-Klugscheißers“ – ein Volltreffer für jedes vertäfelte Schrankwandregal.
Geschichtsstunden mit Kommentator Burkhard Hupe
Armin Lehmann erzählte später vom Reportereinsatz beim WM-Finale 2014, als Mario Götze mit seinem Seitfallzieher Deutschland zum vierten WM-Stern auf dem Trikot schoss. Noch spannender und lehrreicher waren die Geschichtsstunden mit Kommentator Burkhard Hupe: Oder wussten Sie, liebe Leser, dass sich der jugoslawische Nationaltorwart auf der 18-tägigen Schiffsreise von Europa nach Uruguay, dem WM-Gastgeberland 1930, mal eben 16 Kilo angefuttert hatte? Und dass die zusätzlichen Körpermassen ihn nicht davon abhalten konnten, trotzdem zum besten Torhüter des Turniers gewählt zu werden. Oder dass der Torschütze zum 1:0-Sensationssieg der USA bei der WM 1950 in Brasilien im beruflichen Alltag tatsächlich Tellerwäscher war.
Merke: Fußballschule bildet!
>>> Verneigung vor den bekannten Vorgängern
Alle drei Radiomänner verneigten sich rückblickend vor ihren prominenten Vorgängern wie Herbert Zimmermann, der das WM-Finale 1954 übertragen durfte, oder Kurt Brumme, zwischen 1964 und 1988 der Moderator der Bundesliga-Konferenzschaltung auf WDR 2.
Pistor übte auch Kritik an der Fifa für ihre WM-Vergabe-Politik.