Duisburg. . Der Chorleiter „vergisst“ beim Weihnachtskonzert der Jubilaren-Vereinigung Thyssen-Krupp seine Krücken. Wiltener Sängerknaben singen grandios.
Chorleiter Peter Stockschläder ist hart im Nehmen. Beim Weihnachtskonzert der Jubilaren-Vereinigung Thyssen-Krupp kam er an Krücken auf die Bühne und leitete das Konzert im Sitzen. Trotz seines Handicaps strahlt Stockschläder beim Konzert in der Mercatorhalle viel Energie aus und weiß diese auch auf seine Chorherren zu übertragen.
Mit dem ersten Satz aus Mozarts Sinfonie Nr. 29 in A-Dur eröffnen Stockschläder und die Duisburger Sinfonietta das Konzert. Gerade einmal 20 Musiker sitzen da auf der Bühne, doch das Orchester gefällt mit seinem intensiven Spiel. Die instrumentalen Arrangements für viele Chorstücke hat der Chorleiter selbst geschrieben. Seine effektvollen Instrumentationen führen dazu, dass man mehr Musiker zu hören glaubt, als auf der Bühne sitzen.
Auch der Thyssen-Krupp-Chor ist weder ein besonders großer noch ein besonders junger Chor, doch Stockschläder ist Motivationstalent und führt die Männer zu einem maximalen stimmlichen Einsatz. Da hört man die verjüngende Kraft der Musik aus jedem Ton, so dass „Schön ist’s im Winter“ mit viel Schwung angestimmt, und „Nun machet weit die Tore der Welt“ als großes Epos, das viel Gefühl ausstrahlt, interpretiert wird.
Als Gastsolisten hat der Chor die Sopranistin Evelyn Ziegler und den Tenor Philipp Hoferichter eingeladen. Evelyn Ziegler gefällt mit ihrem frischen und jugendlichen Sopran in Mozarts „Halleluja“. Sehr charmant singt sie das spanische Weihnachtslied „Esta Noche“. Hoferichter bleibt hingegen in Bizets „Agnus Dei“ etwas blass. Im berühmten „Feliz Navidad“ hat er einige Mühen mit der Höhe.
Und noch eine ganze Gästeschar hat der Chor eingeladen. Die Wiltener Sängerknaben aus Innsbruck stehen in bester Tradition, wie man sie von den Wiener Sängerknaben oder den Leipziger Thomanern kennt. Ob etwas Frühbarockes von Heinrich Schütz oder etwas Romantisches von Max Reger gesungen wird – die jungen Sänger, die von Johannes Stecher geleitet werden, sind in jedem Stil sicher.
Mitsingen ist besonders beliebt
Nach der Pause stimmt der Chor dann sogar noch Advents- und Andachtsjodler an und beweist, dass auch Volksmusik bei ihm in den besten Kehlen liegt. Zudem beeindrucken die solistischen Auftritte einiger „Knaben“. Dass Kinder und Jugendliche so selbstsicher auftreten und über solch grandiose Stimmen verfügen, erlebt man selten.
Mehr als drei Stunden dauern die beiden Konzerte am Samstag und Sonntag, in denen mehr als 40 Musikstücke erklingen. Da hätte auf das eine oder andere verzichtet werden können. Besonders gut kommt beim Publikum der Mitsingblock im zweiten Teil an. Da werden Klassiker wie „Alle Jahre wieder“ oder „Süßer die Glocken nie klingen“ angestimmt.
Übrigens scheint der Schwung und die Kraft der Musik auch auf Dirigent Peter Stockschläder eine heilende Wirkung zu haben: Als das Publikum nach dem ersten Programmblock viel Beifall spendet und es in die Pause geht, lässt er seine Krücken einfach am Podium liegen und geht so von der Bühne.