Duisburg. . In den vergangenen zwei Jahren stieg die Anzahl von Fällen rasant an. Mediziner vermuten Zusammenhang mit Flüchtlingswelle.
- Mediziner in Duisburg verzeichnen einen rasanten Anstieg von Krätze-Fällen
- Der Milben-Befall löst einen starken Juckreiz bei Betroffenen auf der Haut aus
- Ursache kann zeitlich in Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle gebracht werden
Das Gesundheitsamt, Fachärzte und Apotheker verzeichnen einen rasanten Anstieg von Krätze-Fällen: Waren es im Jahr 2015 noch 85 gemeldete Fälle beim Gesundheitsamt, sind es in diesem bereits 420. Doch zur Meldung an die Behörde verpflichtet sind nur Kindertagesstätten, Schulen und Wohnheime. Die Dunkelziffer dürfte also weitaus höher liegen. Aber keine Panik: Die Krätze ist zwar ansteckend, jedoch ungefährlich.
Es juckt und brennt – vor allem abends und nachts, dann sind die etwa einen halben Millimeter kleinen Krätze-Milben besonders aktiv. Die Spinnentiere graben Gänge in die oberste Hautschicht des Menschen. „Dort legen sie Ausscheidungen und ihre Eier ab“, erklärt Prof. Dr. Jörg Schaller, Chefarzt der Dermatologie an der Helios St. Johannes Klinik in Hamborn. „Nach etwa drei bis fünf Wochen treten erste Symptome auf, starker Juckreiz entsteht.“
Dermatologe sieht eine "gefühlte Epidemie"
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Der Leidensdruck der Betroffenen sei hoch, weiß der Dermatologe, der von einer „gefühlten Epidemie“ spricht. Denn in den vergangenen zwei Jahren haben sich immer mehr Duisburger mit der Krätze angesteckt. „Im vergangenen Jahr haben wir 30 Patienten stationär behandelt, in diesem sind es schon weit über 100.“ Ambulant holten sich bis heute 240 Patienten in der Hautklinik Hilfe.
Krätze macht sich dort breit, wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen: In Schulen, Kitas, in Seniorenheimen oder in Familien. „Übertragen wird die Milbe über engen Hautkontakt“, sagt Schaller. Dass der Befall nur mit mangelnder Hygiene zusammenhängt, kann er nicht bestätigen. „Es können genauso gepflegte Menschen davon betroffen sein.“
Apotheker beschreibt Lieferengpässe bei Tabletten
Ob sich der Anstieg auf die Flüchtlingswelle zurückführen lässt? „Das ist zu vermuten“, sagt Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes. Wer auf der Flucht wochenlang mit vielen Menschen eng zusammenlebt, steckt sich schneller an. Ob dies tatsächlich die Ursache ist, lässt sich aber nicht sagen. Denn die Erkrankungen ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Schichten, hat Dr. Jörg Schaller beobachtet.
Auch Apotheker Christoph Herrmann sieht seine Kundschaft deutlich gemischt. „Da ist jedes Alter und jede Herkunft vertreten“, sagt der Apothekensprecher, der zwei Filialen im Duisburger Süden betreibt. „In 2015 haben wir zwei Packungen der Medikamente verkauft, in 2016 waren es neun und in diesem Jahr schon 54.“ Zwischenzeitlich habe es sogar Lieferengpässe bei Tabletten gegeben, die nun aber wieder verfügbar sind.
Haben sich Betroffene infiziert, sollten sie nicht in Panik verfallen, rät Dermatologe Schaller. „Ein an sich gesunder Mensch wird an Krätze nicht sterben.“ Jedoch könne es für ältere Menschen problematisch, der Befall chronisch werden. Mediziner verschreiben meist Salben für die Erkrankten und ihre Kontaktpersonen, zudem müssen Bettwäsche und Kleidung gewaschen werden. „Patienten, die nicht ambulant zu behandeln sind, verbleiben daher stationär bei uns“, sagt Schaller, der auf Aufklärung einer breiten Öffentlichkeit setzt. Schließlich gebe es auch eine Dunkelziffer an Patienten, die bei Beschwerden gar nicht erst zum Arzt gehen. „Und dann weitere Menschen anstecken.“
Das sind die Warnsignale:
Treten Symptome wie Juckreiz speziell in den Finger- und Zehenzwischenräumen, im Genitalbereich oder um den Bauchnabel auf, sollten Betroffene einen Facharzt aufsuchen.
Präventiv schützen kann man sich gegen eine Ansteckung nicht. „Da hilft nur die Vermeidung von engem Körperkontakt“, sagt Dr. Jörg Schaller.