Duisburg. . Die Künstlerin war kurzfristig erkrankt. Dennoch war es ein großer Abend für das Lehmbruck-Museum. Schau „Hauchkörper als Lebenzyklus“ eröffnet.
- Die Künstlerin Rebecca Horn ist mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis ausgezeichnet worden
- Da sie kurzfristigt erkrankt war, nahm Joachim Sartorius den Preis entgegen – im Publikum saß viel Prominenz
- Gleichzeitig wurde die Ausstellung „Hauchkörper als Lebenzyklus“ eröffnet
Rebecca Horn war erkrankt und konnte den Wilhelm-Lehmbruck-Preisnicht persönlich entgegen nehmen. Könnten Bewunderung und Zuneigung heilen, müsste sie schnell wieder genesen. Schon lange nicht mehr hat ein Ereignis so viele und so prominente Besucher aus der Kunstwelt angezogen wie die Verleihung des mit 10 000 Euro dotierten Preises an die 1944 geborene und aus den Kunstmetropolen der Welt längst wieder in ihrer Heimat im Odenwald zurück gekehrte Künstlerin. Es war zugleich die Eröffnung der Ausstellung „Hauchkörper als Lebenzyklus“, die mit Schlüsselwerken Rebecca Horns ebenso aufwarten kann wie mit ihren jüngsten „Hauchkörper“-Arbeiten.
Und so war es auch eine große Stunde für das Duisburger Museum, das wegen des Andrangs die Preisverleihung im Lehmbruck-Trakt per Video in die große Glashalle übertrug. Zu den Gästen gehörten unter anderem der Künstler Günther Uecker und der Direktor der Londoner Tate Britain Nicholas Serota. Das Haus schien für diesen Abend die Sorgen der letzten Jahre so abschütteln zu können wie Rebecca Horns „Schildkrötenseufzerbaum“. Dieses riesige Werk aus Kupferrohren und Trichtern, das Menschen von ihren Sorgen erzählen lässt, um dann zu verstummen und sich zu schütteln, hat es auch Sören Link angetan. „Vielleicht können Sie verstehen, warum mich dieser Baum so beeindruckt“, sagte er mit Blick auf sein Amt als Duisburger Oberbürgermeister.
Ihren ersten Besuch im Lehmbruck-Museum als NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft absolvierte Isabel Pfeiffer-Poensgen. Das Haus kennt sie allerdings gut aus ihrer Zeit als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, war sie doch beteiligt daran, dass der Lehmbruck-Nachlass für die Stiftung erworben werden konnte. Rebecca Horns Beitrag für die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts sei „kaum zu überschätzen“, sagte Pfeiffer-Poensgen. Sie bewundere „ihren Mut, immer wieder neue Wege zu beschreiten und ihre mitreißende Freude am Experiment“.
Jüngste Documenta-Teilnehmerin
Der Berliner Kunstliebhaber und -förderer Peter Raue hielt die sehr persönliche Laudatio und schickte gleich voran: „Hier formuliert ein Liebender, ein Verehrer, ein Bewunderer von Anfang an.“ Raue erklärte Rebecca Horns künstlerischen Weg auch aus ihrer Biografie. Aufgewachsen in der von ihrem Großvater erworbenen Mühle im Odenwald, wuchs sie als Tochter eines Textilfabrikanten auf. Früh verlor sie ihre Mutter, ihre rumänisches Kindermädchen war Malerin, der Vater wurde ihr „Lebensmensch“. Der Vater, ein Opernliebhaber und glühender Verehrer von Maria Callas, stirbt ebenfalls früh nach einer gemeinsamen Reise mit Rebecca. Heiterkeit und Schrecken, Tod und Eros haben die Einzelgängerin Rebecca Horn geprägt, so Raue. Sie wird die jüngste Teilnehmerin der legendären Documenta 5, sie lebt zehn Jahre in Soho und dreht Filme, sie baut die „Pfauenmaschine“ für die Documenta 7 – sie ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen – und schafft Werke politisch-historische wie das „Konzert für Buchenwald“, ging Raue einige künstlerische Stationen von Rebecca Horn ab, die auch Gedichte schreibt. „Heitere Kraft und intimer Zauber“ machten ihre Werke so anziehend.
„Spriitueller Kern verbindet“
Für die erkrankte Künstlerin nahm Joachim Sartorius den Preis entgegen. Der Lyriker, Übersetzer und Leiter der Berliner Festspiele ist mit Rebecca Horn befreundet und leitet die von ihr gegründete Moontower Foundation.
„Sie hat mir in vielen Gesprächen gesagt, dass es eine wichtige und bedeutende Auszeichnung für sie ist. Mit Lehmbruck verbindet sie ein spiritueller Kern“, erklärte Sartorius dem hochkarätigen Publikum.