Duisburg. . Keine Angst: Die wollen nur forschen. Kameras auf Autobahnbrücken, die manchen Autofahrer erschreckten, dienen einem Projekt der TU Braunschweig.
- Kameras auf den Brücken über die Duisburger Autobahnen haben in den vergangenen Wochen machen Autofahrer erschreckt
- Knöllchen gibt’s nicht: Die Geräte sind im Einsatz für ein Forschungsprojekt des Bundesverkehrsministeriums
- Wissenschaftler der TU Braunschweig sammeln dazu anonymisierte Daten der Verkehrsströme in der Stadt
Manchem Autofahrer haben sie mit ihren Kameras und Alukoffern einen ziemlichen Schreck eingejagt. „Einige sind dann von der Autobahn runter zu uns auf die Brücke und haben gefragt, ob sie zu schnell gefahren sind“, berichtet Sebastian Vogt. Der Verkehrsingenieur konnte alle beruhigen: Mit seinen Kollegen von der Technischen Universität (TU) in Braunschweig konnte beruhigen: Für ein Forschungsprojekt des Verkehrsministeriums untersucht das Team von Autobahnbrücken im Duisburger Stadtgebiet die Verkehrsströme – anonym und ganz ohne Knöllchen.
Videokamera und Infrarotkamera für Kennzeichen
Wie viele Verkehrteilnehmer fahren von A nach B? – so lautet vereinfacht die Frage, die Vogt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU mit den beiden Studierenden Dennis Harmann und Kai Hinz in diesen Wochen untersucht hat. Zwei Kameras richten sie dazu auf jede Fahrtrichtung: Eine normale Videokamera und eine Infrarotkamera, die jedes Kennzeichen erfasst. Die Alukoffer füllen Laptop und Festplatten, auf den die Daten gespeichert werden. „Alles anonymisiert“, versichert Sebastian Vogt, „die Software speichert nur einen verschlüsselten Code, der keine Rückschlüsse auf die Kennzeichen erlauben.“
Die sind für das Ergebnis auch nicht relevant. „Wir wollen herausfinden, welche Wege die Verkehrsteilnehmer nehmen“, erklärt Vogt. Die beiden Datenquellen, die es gibt, haben Vorteile, aber auch gravierende Nachteile: Induktionsschleifen in der Fahrbahn von A59, A40, A42 und A3 messen zwar die Zahl der Fahrzeuge an einem Punkt sehr exakt, geben aber keinerlei Auskunft über Ziel und Weg. Beide lässt sich über Navigationsdaten hervorragend nachvollziehen. „Aber nicht jeder hat ein Navi oder es ständig in Betrieb, außerdem geben einige Betreiber die Daten nicht heraus“, erklärt Vogt. Gerade fünf Prozent beträgt die Abdeckungsquote für die sogenannten Floating Car Data (FCD) auf Autobahnen, nur zwei Prozent in Innenstädten.
Ergebnisse können vielfach nutzbar sein
„Ideal wäre es deshalb, wenn wir die Daten aus beiden Quellen miteinander verschneiden können.“ Die Ergebnisse können künftig vielfach nutzbar sein, erläutert der Verkehrsingenieur: „Zum einen für die Planung von Sanierungen und Ausbau von Straßen, aber auch für Navigationsdienste. Die Geräte können dann drohende Staus eher erkennen und alternative Routen wählen.“
Ihre Daten erfassen sie in Duisburg, weil nur wenige Großstädte von so vielen verschiedenen Autobahnen gekreuzt werden. „Möglich und sinnvoll sind solche Messungen nur in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet“, sagt Sebastian Vogt, „in Braunschweig hätten wir diese Daten nicht erheben können.“
Fahrzeugdaten aus dem fließenden Verkehr
OD – FCD: Diese Abkürzung steht für den englischen Titel Origin/Destination – Floating Car Data des Forschungsprojekts des Bundesverkehrsministeriums.
Durchgeführt wird es von Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig und dem Münchener Ingenieurbüro Schlothauer & Wauer. Das Projekt endet im März 2019.