Duisburg. . Die Stadt zeichnet den Komponisten und Bürgerrechtler Fazil Say mit dem Musikpreis aus – als „Brückenbauer“ zwischen den Kulturen.

  • Zum 28. Mal zeichnete die Stadt Duisburg nun einen Künstler mit dem Musikpreis aus
  • Der türkische Komponist Fazil Say bekam den Preis am Sonntag überreicht
  • Says Wirken als politischer Visionär bestimmte die Feierstunde im Theater Duisburg

Zum 28. Mal zeichnete die Stadt Duisburg nun einen Künstler mit dem Musikpreis aus. Der türkische Komponist Fazil Say bekam den Preis am Sonntag im Theater Duisburg überreicht.

Fazil Say bei der Preisverleihung mit Kulturdezernent Thomas Krützberg (l.) und Hans-Jürgen Kerkhoff, Vorsitzender der Köhler-Osbahr-Stiftung.
Fazil Say bei der Preisverleihung mit Kulturdezernent Thomas Krützberg (l.) und Hans-Jürgen Kerkhoff, Vorsitzender der Köhler-Osbahr-Stiftung. © Jörg Schimmel

Im Gespräch mit dem Journalisten Holger Noltze stellte Fazil Say klar, dass er sich nicht danach gedrängt habe, als Bürgerrechtler für die Freiheit in der Türkei Schlagzeilen zu machen, sondern dass ihn die Verhältnisse in seiner Heimat dazu zwangen, Stellung zu beziehen. Mit der Verleihung des 28. „Musikpreises der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung“ rückt die Stiftung von der seit 1990 bestehenden Tradition ab, vor allem Künstler für ihr „Lebenswerk“ zu ehren.

Einsatz für den Erhalt der Freiheit in der Türkei

Mit dem 1970 in Ankara geborenen Fazil Say habe man einen Mann gewürdigt, der mit seinem Wirken als Musiker, aber auch als „Brückenbauer“ zwischen westlichen und orientalischen Kulturen und mit seinem Einsatz für die Erhaltung der Freiheit in seinem türkischen Heimatland mit seinem Werk vollauf „im Leben“ stehe, wie sich Hans-Jürgen Kerkhoff, der Vorsitzende der Köhler-Osbahr-Stiftung, ausdrückte.

Im nahezu voll besetzten Theater wohnten der Preisverleihung zahlreiche türkisch-stämmige Bürger bei, die ihrem „Idol“ besonders frenetischen Beifall zollten. Auch wenn sich Holger Noltze in einem „Künstlergespräch“, das die gewohnte Laudatio ersetzen sollte, redlich bemühte, vor allem den Pianisten und Komponisten Fazil Say in den Fokus zu setzen und nicht den politischen Visionär, lässt sich dieser Aspekt nicht aus Says Wirken verdrängen und bestimmte auch diese Feierstunde. Interessant, dass Say, der immerhin einen Prozess wegen Gotteslästerung gewonnen hat, sich dennoch als „ideologischer Verlierer“ sieht. Fazil Say: „Ich sehe, dass sich viele Menschen in der Türkei nicht mehr trauen, über Gott und die Religion zu schreiben und zu äußern.“

Drei muskalische Programmteile

Kulturdezernent Thomas Krützberg würdigte den Preisträger als Persönlichkeit, die nicht im „Elfenbeinturm der Kunst“ verharre, sondern als Brückenbauer zwischen zwei Kulturen wirke und sich nicht scheue, Stellung zu beziehen.

Davon konnte man sich in den drei musikalischen Programmteilen überzeugen, vor allem an Says eigenen Kompositionen wie etwa „Black Earth“ für Klavier und tänzerische Gestaltung auf der Grundlage eines anatolischen Liedes, das der Preisträger am Klavier zusammen mit dem Tänzer Joe Wilson präsentierte.

Eindrucksvoll auch „1001 Nights in the Harem“ in einer Fassung für Violine, Klavier und türkisches Schlagwerk, das in dem Geiger Önder Baloğlu, dem Pianisten Çağdaş Özkan und dem Schlagzeuger Max Klaas berufene Anwälte fand. Werke mit deutlichen Verbindungen zwischen den westlichen und den türkischen Traditionen.