DUISBURG. . Die Rufnummer des Ärztlichen Notfalldienstes ist noch zu wenig bekannt. Zu viele Patienten suchen bei Bagatellen die Klinik-Ambulanzen auf.

  • Zentrale Rufnummer 116 117 des Ärztlichen Notfalldienstes ist noch zu wenig bekannt
  • Zum Tag des Bereitschaftsdienstes werben die Kassenärztlichen Vereinigungen mit Kampagne
  • In Duisburger Arztrufzentrale bearbeiten 140 Mitarbeiter pro Jahr eine Million Anrufe aus ganz NRW

Rund eine Million Menschen in Nordrhein-Westfalen wählen pro Jahr die Nummer 116117 des Ärztlichen Notfalldienstes. Alle Anrufer landen im Hoist-Hochhaus gegenüber des Hauptbahnhofs.

Zum Mittwoch, dem „Tag des Bereitschaftsdienstes“, rühren die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe mit einer Kampagne die Werbetrommel für ihre zentrale Notrufnummer, die über diensthabende Notfallmediziner informiert oder bei Bedarf einen Hausbesuch vermittelt.

Dr. Frank Bergmann ist Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein..
Dr. Frank Bergmann ist Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein.. © Lars Fröhlich

Weil zu viele Patienten mit Bagatell-Erkrankungen die Notaufnahmen der Kliniken belasten, werde man gemeinsam mit der Politik und anderen Akteuren im Gesundheitswesen „den Bereitschaftsdienst weiterentwickeln“, kündigte Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein, am Mittwoch in Duisburg an.

Dr. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Pneumologie am Sana-Klinikum Remscheid.
Dr. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Pneumologie am Sana-Klinikum Remscheid. © Lars Fröhlich

„Jeder Patient, der eigentlich nichts hat, erschwert und unfassbar die Arbeit und verzögert die Behandlung von echten Notfällen“, so Dr. Heinz-Wilhelm Esser, Oberarzt in einer Remscheider Klinik. Er beklagt auch den häufigen Missbrauch der Notfallrufes 112: „Die Rettungsassistenten fühlen sich immer häufiger als Taxifahrer, weil die Bürger zunehmend weniger in der Lage sind, ihre Erkrankungen einzuschätzen.“

Ziel sei es deshalb, „eine sektorenübergreifende Notfallversorgung in Zusammenarbeit mit den Kliniken zu etablieren, in der die Versorgung der Patienten nach einem einheitlichen Triagierungssystem organisiert wird“, erklärt Bergmann. Die Entwicklung werde mit Initiativen und Konzepten auf Bundesebene abgestimmt. Konkret heißt das: In ausgewählten Kliniken werden sogenannte „Portalpraxen“ eingerichtet, an deren Eingang die Patienten entweder zum Ärztlichen Notfalldienst oder in die Notfallambulanz der Klinik geleitet werden. Diese Lösung dränge sich auf, weil schon heute in 90 Prozent der Fälle die Bereitschaftsdienste in den Krankenhäusern versehen werden.

Zusammenarbeit in allen Stadtbezirken

In Duisburg besteht diese Zusammenarbeit in allen Stadtbezirken: Bethesda (Mitte), Malteser St. Anna (Süd), Helios St. Johannes (Nord) und Johanniter (West). Die Integration weiterer Bereiche der Notfall-Versorgung ist für die KV vorstellbar: „Man könnte auch Pflege- und Palliativ-Teams integrieren“, so Bergmann.

Über medizinische Kenntnisse verfügen auch die Mitarbeiter im Call-Center im Hoist-Haus. „Ich war zwölf Jahre in der Altenpflege, andere im Krankenhaus oder im Rettungsdienst tätig“, sagt Manuela Rieckhof. Wie die Teamleiterin wechselten viele wegen der körperlichen Belastung in ihren Berufen. Die Technik erkennt automatisch die Herkunft der Anrufer im Festnetz, informiert über den nächstgelegenen Notfalldienst. „Vor allem ältere Menschen bleiben aber in der Leitung, weil sie den persönlichen Kontakt wünschen“, sagt Geschäftsführer Dr. Michael Klein. Der Samstag ist der Tag mit der meisten Arbeit: Da gehen bis zu 5000 Anrufe ein. Auf Kritik an der Erreichbarkeit habe man reagiert, betont Klein. „Sie ist gegenüber dem Vorjahr von 68 auf 79 Prozent gestiegen.“ Bei hohem Aufkommen hilft zudem das Sanvartis-Callcenter in Asterlagen aus.

>>RUND EINE MILLION ANRUFE PRO JAHR

Die Arztrufzentrale NRW ist eine Tochter der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Nordrhein und Westfalen-Lippe. Sie wurde 2004 gegründet.

Zunächst war das Call-Center an der Beekstraße in der Altstadt ansässig, 2014 erfolgte der Umzug in die erste Etage des Hoist-Hochhauses an der Friedrich-Wilhelm-Straße, gegenüber vom Hauptbahnhof.

Seit 2011 bearbeiten die 140 Mitarbeiter – der überwiegende Teil ist weiblich – auch die Anrufe aus dem Bereich der KV Westfalen-Lippe, ingesamt rund 1 Million Anrufe pro Jahr.