Duisburg. . Auch fünf Monate nach dem gewaltsamen Tod von Café-Betreiberin Birgül D. in Duisburg sind die Ermittler noch auf der Suche nach einer heißen Spur
- Fünf Monate nach dem Tötungsdelikt im Duisburger Innenhafen hat die Polizei noch immer keine heiße Spur
- Betreiberin des „Café Vivo“ wurde am 3. Mai 2017 mit mehreren Kopfschüssen in ihrem Laden getötet
- Tatwaffe und Täter blieben bis heute verschwunden – auch 3000 Euro Belohnung brachten keine Hinweise
Fünf Monate sind inzwischen seit dem Tötungsdelikt am Rande der Innenhafen-Promenade vergangen. Und noch immer ist die Polizei auf der Suche nach einer heißen Spur, die sie zu jenem Täter führt, der am Morgen des 3. Mai 2017 die Inhaberin des „Café Vivo“ erschossen hat. Rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung sind laut Alexander Bayer (33), dem für Kapitaldelikte zuständigen Staatsanwalt, seitdem bei der Polizei eingegangen. Die 15-köpfige Mordkommission hat diese inzwischen nahezu komplett abgearbeitet – ohne den erhofften Fortschritt zu erzielen. Täter und Tatwaffe sind bis zum heutigen Tag verschwunden geblieben.
Keine Schutzgeld-Erpressung
An jenem 3. Mai hatte eine Angestellte des Cafés gegen 9.55 Uhr im Ladenlokal die am Boden liegende Leiche ihrer Chefin Birgül D. (46) gefunden. Nach Informationen der WAZ war sie durch mehrere Schüsse in den Kopf ums Leben gekommen. Dieses brutale Vorgehen des Täters ließ Gerüchte aufkommen, dass es sich hier um einen Fall von nicht gezahltem Schutzgeld handeln könnte. „Nach unseren Ermittlungen gibt es aber keine Anhaltspunkte, dass die Getötete ein Opfer von Schutzgeld-Erpressern geworden ist oder dass es ihrerseits Kontakte zur Organisierten Kriminalität gegeben hat“, sagte Staatsanwalt Bayer.
Viele Gerüchte und Mutmaßungen
Berichte in einer türkischen Zeitung hatten die These aufgestellt, dass die Getötete eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes gewesen sein könnte und ihr Café als Treffpunkt für Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes diente. Behauptet wurde auch, dass die Tat von Satellitenkameras aufgezeichnet wurde und dass die Bilder von den Behörden zurückgehalten würden. Das verbreitete sich auch im Internet. „Alles frei erfunden“, stellt Bayer klar. Im Rahmen der Ermittlungen sei mit allen zuständigen Stellen und Behörden Kontakt aufgenommen worden. Schnell habe sich herausgestellt, so Bayer, dass an alledem nichts dran sei.
Fakt ist hingegen, dass ein Spezialisten-Team des LKA den Tatort komplett per Laser vermessen und aus den Daten ein maßstabgetreues Computer-Modell erstellt hat. „Damit können wir mögliche Szenarien durchspielen und eventuelle Tathergänge rekonstruieren“, so der Staatsanwalt. Fest steht, dass das sichergestellte Bildmaterial aus mehreren Überwachungskameras in der Zentrale der Volksbank Rhein-Ruhr keine Hinweise auf den Täter liefern konnte. Auch mehrere Aufrufe an Zeugen, die am Tatmorgen im Innenhafen unterwegs waren, blieben ohne Resonanz. Daran änderte auch die Belohnung in Höhe von 3000 Euro nichts, die die Staatsanwaltschaft bereits im Mai ausgesetzt hatte.
Zweimal ging zudem eine Taucherstaffel der Polizei im Innenhafen-Becken auf die Suche nach der Tatwaffe. Ohne Erfolg. Nun steht die Mordkommission vor dem Problem, dass sie kaum noch Ermittlungsansätze hat. Bleibt noch die Hoffnung auf „Kommissar Zufall“. Oder wie Staatsanwalt Bayer es sagt: „Manchmal können Jahre zwischen einer Tat und ihrer Aufklärung liegen.“
>> TATORT IST WIEDER FREI GEGEBEN
Das „Café Vivo“ befindet sich im Gebäude der Volksbank Rhein-Ruhr am Innenhafen. „Den Tatort haben wir seit einigen Wochen wieder freigegeben“, sagt Staatsanwalt Alexander Bayer. Die Volksbank erklärte auf Nachfrage, dass derzeit mit den Hinterbliebenen der Verstorbenen verhandelt wird, was mit dem Café-Inventar geschehen soll.
„Wir wollen auf jeden Fall einen Nachfolger für das Café finden“, betonte Yvonne Rettig, die Sprecherin der Volksbank.