Duisburg. . An Duisburgs Gymnasien läuft die Vorbereitung für die Information der Viertklässler. Ob sie zu G9 zurückkehren, wissen die Schulen noch nicht.
- Schon die Schüler des nächsten Jahrgangs an den Gymnasium sollen wieder nach neun Jahren Abitur machen
- Die Duisburger Gymnasien planen nun Infotage für die Viertklässler, können aber erst danach entscheiden
- Weil es noch keine Infos aus dem NRW-Schulministerium gibt, müssen Eltern auf verbindliche Aussagen warten
Zu Info-Abenden und Tagen der offenen Tür laden die Duisburger Gymnasien die Eltern der aktuellen Viertklässler in den nächsten Wochen ein. Ob die Schule ihrer Wahl die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) vollzieht, oder bei G8 bleiben will, wird dabei die häufigste Frage sein. „Eine verbindliche Aussage werden die Eltern möglicherweise noch nicht bekommen“, räumt ein Sprecher des NRW-Schulministeriums ein.
Schulen fühlen sich überrascht
Formal soll die Leitentscheidung der neuen Landesregierung zur Abkehr von G8-„Turboabi“ erst zum Schuljahr 2019/20 greifen. Schon wegen der erforderlichen Änderung des Schulgesetzes ist das kaum eher möglich. Allerdings sollen die jetzigen Viertklässler, die dann in Klasse 6 wechseln, ebenfalls nach neun Jahren Abitur machen, hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) angekündigt.
„Wir sind davon überrascht worden“, sagt Peter Jöckel, Schulleiter des Krupp-Gymnasiums. Das hat die Grundschuleltern am 18. Oktober zu einem Infoabend eingeladen. Bislang, so bestätigen auch andere Duisburger Schulleiter, gebe es keine verbindlichen Informationen der Landesregierung.
Nur Gerüchte wie dieses: Dass Gymnasien, die bei G8 bleiben wollen, dazu eine Zwei-Drittel-Mehrheit ihrer Schulkonferenz benötigen. Auch hier hat sich das Ministerium noch nicht im Detail positioniert. „Die Entscheidung gegen G9 muss unter Beteiligung der Schulkonferenz erfolgen“, so der Sprecher. Das Gremium ist je zur Hälfte mit Lehrern und Eltern-/Schüler-Vertretern besetzt. „Eine solche Mehrheit halte ich deshalb für illusorisch“, vermutet Dr. Stefan Zeyen, stellv. Leiter des Mannesmann-Gymnasiums.
Organisatorische Herausforderungen
Duisburgs größtes Gymnasium stelle der Wechsel nicht vor allzu große organisatorische Herausforderungen, sagt Zeyen: „Wir sind eine Ganztagsschule.“ Anders sieht das etwa am Steinbart-Gymnasium aus: „Wir haben für G8 auf den 67,5-Minuten-Rhythmus umgestellt, die Stundentafel geändert. Da müssen wir klären, ob das mit G9 funktionieren kann“, erklärt Michael Wissing. Sobald die erforderlichen Informationen vorliegen, werde man eine Arbeitsgruppe bilden, so der stellv. Schulleiter.Tag der offenen Tür ist am 2. Dezember am „Steinbart“. Dass es da schon Antworten gibt, ist derzeit unwahrscheinlich.
Für „klare Verhältnisse“ spricht sich die Stadtelternschaft EDuS aus. „Die Regierung muss entscheiden, sie sollte nicht die Verantwortung dafür auf die Schulkonferenzen abschieben“, so die Vorsitzende Dr. Christina Herold.
Nur mittelbar betroffen ist die Stadt als Schulträger. „Ich würde mich freuen, wenn unsere Rolle im neuen Schulgesetz ein wenig mehr herausgehoben würde“, sagt Schuldezernent Thomas Krützberg. „G9 bedeutet auch: Wir brauchen mehr Raum. Ich würde mir eine Rolle wünschen, in der wir das mit den Schulen planen könnten.“
>> KOMMENTAR von Martin Ahlers: Der Weg führt zu G9
Gebrannte Kinder scheuen das Feuer. Verständlich ist also die Zurückhaltung der Gymnasien. Ohne konkrete Informationen über die Ausgestaltung des künftigen G9-Abiturs können sie den Eltern keinen ungedeckten Scheck auf die Zukunft ihrer Kinder ausstellen. Dabei ist die Planung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer suboptimal. Wer schon die aktuellen Viertklässler in den Genuss von G9 bringen möchte, gleichzeitig aber Schulen die Möglichkeit erhalten möchte, beim bisherigen G8-Modell zu blieben, der muss die drängendsten Fragen beantworten, damit Schulen und Eltern sich entscheiden können.
Werden Duisburgs zwölf Gymnasien einen gemeinsamen Weg gehen? Wahrscheinlich ja und G9 wird dabei Option der Wahl sein: trotz aller Bedenken, das nach schweren Geburtswehen etablierte und nach zehn Jahren von Kinderkrankheiten gerade geheilte G8 wieder einzustampfen. Mehr Vielfalt in der Schullandschaft wäre ein Argument, an einem oder zwei Stadtmitte-Gymnasien weiter das „Turbo-Abi“ anzubieten. Ein Schritt ins Ungewisse: Wer sich dafür entscheidet, könnte großen Zulauf bekommen, aber auch wegen seiner Verantwortung für den Ruin der Schule in ewiger Erinnerung bleiben.