Duisburg. . „Toccata“ heißt die Konzertreihe mit der Orgel der Mercatorhalle. Zum Saisonauftakt gab es zahlreiche Glanzstücke zu hören.
„Toccata“, die Konzertreihe mit der Orgel der Mercatorhalle, hat sich seit der Einweihung des Instruments als wahrer Publikumsmagnet erwiesen. Das Interesse hat auch nach der Wiedereröffnung der Mercatorhalle nicht nachgelassen und zum Saisonauftakt konnten sich die Orgelfreunde jetzt gleich vier Stunden lang an dem Glanzstück erfreuen, wobei die schier unerschöpflichen Klangmöglichkeiten des Instruments exzessiv ausgetestet wurden.
Mit dem in vier Etappen gegliederten Programm, bei dem sich die Orgel nicht nur als Soloinstrument, sondern auch im Zusammenspiel mit dem Philharmonischen Chor Duisburg und verschiedenen Instrumentalensembles der Duisburger Philharmoniker und der Folkwang Universität bewähren konnte, zahlten sich die Eigenschaften des von der renommierten Bautzener Orgelbauerdynastie gefertigten Modells im Stil einer englischen Konzertorgel aus.
Klänge, die unter die Haut gehen
Was etwa Marcus Strümpe, neben Peter Bartetzky und Roland Maria Stangier Mitglied des Orgelkuratoriums und einer der Hauptinterpreten der Mammut-Veranstaltung, aus Sigfrid Karg-Elerts Variationszyklus „Homage to Handel“ an Klangfarben bis hin zu grotesk verzerrten Tönen zauberte, wies schon cineastische Züge auf. Die vermochte allenfalls noch Wolfgang Seifen, Organist der Marienbasilika zu Kevelaer, zum Abschluss des Abends zu übertreffen, der den expressionistischen Kult-Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahre 1920, ein echter Gruselschocker, improvisierend begleitete und Klänge erzeugte, die unter die Haut gingen.
Der Nachmittag begann mit einem festlichen Auftritt des Philharmonischen Chores Duisburg, der unter Leitung von Marcus Strümpe mit Fritz Storfinger an der Orgel effektvolle Raritäten von Lili Boulanger und Benjamin Britten sowie als krönenden Abschluss John Rutters mächtiges „Gloria“ zu Gehör brachte.
Feuerwerk von jazzbetonter Frische
Strümpes Kollege Peter Bartetzky, Kantor der Abteikirche Hamborn, beeindruckte mit nicht weniger originellen Orgelstücken von Percy Whitlock und Albert Renaud und holte sich für zwei Konzertstücke von Michael Corrette und Antonio Vivaldi die Unterstützung von vier Fagottisten der Duisburger Philharmoniker, die die ursprünglich vorgesehenen Streicherklänge in ungewohnte Farben tauchten.
Roland Maria Stangier, Professor für Orgel und Orgelimprovisation an der Folkwang Universität, brachte drei Studenten der Hochschule mit und entfachte an der Orgel im Zusammenspiel mit Klavier, Schlagzeug und Posaune ein kleines Feuerwerk von vitaler, jazzbetonter Frische. Besonders originell wirkte Ravels „Bolero“ in der Combo-Besetzung, dem durch die Registrierkunst Stangiers freilich nichts von seiner klanglichen Farbigkeit verloren ging.