Einen fulminanten Einstand gab Boris Giltburg, der neue „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker, bei seinem Konzert in der Mercatorhalle. Thematischer Schwerpunkt waren russische Komponisten, deren Leben durch die Oktoberrevolution von 1917 beeinflusst wurde. Der einzige Komponist, der hier aus der Reihe fällt, ist Alexander Skrjabin, denn der ist bereits 1915 an einer Blutvergiftung gestorben. Die Klavier-Sonate Nr. 5 op. 53 von 1907 klingt dennoch moderner und aufregender als Nikolai Medtners Sonata Reminiscenza a-Moll aus dem Jahr 1919. Während Medtner, der vor den Kommunisten nach London emigrierte, in seiner Musik eine heile Welt der Vergangenheit heraufbeschwört, entwirft Skrjabin eine fantastische Parallelwelt voller bizarrer Rhythmen und schwelgerischer Akkorde.

Einen fulminanten Einstand gab Boris Giltburg, der neue „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker, bei seinem Konzert in der Mercatorhalle. Thematischer Schwerpunkt waren russische Komponisten, deren Leben durch die Oktoberrevolution von 1917 beeinflusst wurde. Der einzige Komponist, der hier aus der Reihe fällt, ist Alexander Skrjabin, denn der ist bereits 1915 an einer Blutvergiftung gestorben. Die Klavier-Sonate Nr. 5 op. 53 von 1907 klingt dennoch moderner und aufregender als Nikolai Medtners Sonata Reminiscenza a-Moll aus dem Jahr 1919. Während Medtner, der vor den Kommunisten nach London emigrierte, in seiner Musik eine heile Welt der Vergangenheit heraufbeschwört, entwirft Skrjabin eine fantastische Parallelwelt voller bizarrer Rhythmen und schwelgerischer Akkorde.

Boris Giltburg spielt die Medtner-Sonate als unendlich fließende Melodie in den schönsten Pastellfarben. Bei so viel Wohlklang stellt sich aber manchmal auch ein bisschen Leerlauf ein. Durch den direkten Kontrast zu Medtner, wirkt die Skrjabin-Sonate ungleich stärker und fantasievoller. Trotz der manchmal sprunghaften Stimmungswechsel gelingt es Giltburg diese Sonate als ein schlüssiges Ganzes zu gestalten.

Rachmaninow und Strawinsky

Zwei große Emigranten der Oktoberrevolution sind Sergej Rachmaninow und Igor Strawinsky. Auch ihre Werke beschäftigen sich mit älterer oder Volksmusik. Rachmaninow greift in seinen Variationen über ein Thema von Corelli op. 42 auf die spanische Tanzmusik „La Follia“ zurück, die auch von anderen Komponisten zitiert wurde. Boris Giltburg entwickelt diese Musik als eine Reise durch die verschiedensten Gefühlswelten. Mit herbem Humor spielt er drei Sätze aus Strawinskys „Petruschka“.

Das umfangreichste Werk des Abends ist das Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 von Dmitri Schostakowitsch, der immer wieder den Repressalien des kommunistischen Systems ausgesetzt war und trotzdem zu vermeintlichen Staatskünstler avancierte. Giltburg hat das Quartett für Klavier bearbeitet, wo sich nun Klangwelten öffnen, die einem Streichquartett verschlossen bleiben. So klingt vieles perkussiver als im Original auch und die Rhythmik wird stärker akzentuiert.

Die Dramaturgie dieses Werkes, das zwischen Hoffnungslosigkeit, selbstbewusstem Spott und dem Gefühl des gehetzt sein wechselt, behält Giltburg sehr gut im Auge. Der Künstler wird nach dem Konzert mit einem eindrucksvollen Applaus gefeiert: Es gibt viele Bravo-Rufe und spontane stehende Ovationen.