Duisburg. Erstsemester der Universität Duisburg gehen auf Stadtrundfahrt und lernen aus dem Bus heraus Duisburg kennen. Eine Tour der Überraschungen.

Bibbernd, durchnässt von unaufhörlichem Regen stehen Patricia Schultz (28) und Malika Schmitz (24) vor einem weißen Reisebus. Schultz ist Duisburgerin, Schmitz kommt aus Bottrop. Die beiden angehenden Studentinnen wollen auf der ersten „Welcome-Tour für Erstsemester“ die Stadt entdecken. Die Idee dazu hatten Radio Duisburg und das Stadtmarketing-Büro Duisburg Kontor. Der Grund für die Aktion: Von den 43 000 Studenten haben nur 5000 ihren Erstwohnsitz in der Stadt – eine klassische Pendler-Uni. Die hatte die Teilnahme unter ihren „Erstis“ verlost. 38 hatten sich angemeldet, nur zehn sind bei dem miesen Wetter gekommen.

Stadtgeschichte und Anekdoten

Mit einer akademischen Viertelstunde Verspätung geht es auf Entdeckungsreise durch die Großstadt. Durch Ruhrort, Meiderich, Marxloh und Wedau, vorbei an der Uni, der Ditib-Merkez-Moschee, dem Innenhafen, der MSV-Arena.

Stadtführer Thorsten Fischer hat Fakten und Wissen rund um die Stadtgeschichte parat, Radio Duisburg-Moderator Jens Kobijolke wartet mit Kneippen-Tipps und pikantem Wissen auf. Zehn Studenten, drei davon aus China, spitzen ihre Ohren. Von Fischer erfahren sie, dass das erste Gebäude der Uni ehemals eine Frauenklinik war. Vom Radio-Moderator, dass die Kneipe Fährmann „ganz klein und urig“ sei. „Irgendwann – früher oder später – werdet ihr da versacken“, sagt Kobijolke.

Duisburg: Stadtrundfahrt für Erstsemester

weitere Videos

    Fischer bringt Duisburg seit 2001 Gruppen aus ganz Deutschland und nun als Premiere auch Erstsemestern näher. Der 44-Jährige sagt: „Viele haben negative Bilder im Kopf und sind dann überrascht, zum Beispiel vom Landschaftspark Nord.“

    Duisburg nimmt eine Million Euro an Sex-Steuern ein

    Der Bus fährt nun am Silberpalais in der Nähe des Hauptbahnhofs vorbei. Die „Silberburg“, wie es Fischer formuliert, ist für den Stadtführer ein Beispiel für den Strukturwandel in Duisburg: „Hier war früher der Sitz der Peter-Klöckner-Stahl AG. Damals gab es nicht nur die großen Stahlfirmen, die es noch immer hier gibt, sondern auch kleinere“, sagt Fischer. Jetzt sind in Duisburg unterschiedliche nationale und internationale Firmen angesiedelt – Dienstleistungsunternehmen.

    Das sagen Studenten über die Stadtrundfahrt durch Duisburg

    Malika Schmitz, 24

    "Von Duisburg hatte ich bisher wenig gesehen, auch wenn ich hier kurz auf der Schule war. Der Hafen hat mir gut gefallen. Die Merkez-Moschee  sieht auch schön aus."

    Simone Tosson, 23

    "Duisburg hatte mich als Wohnort nicht gereizt. Eine total coole Idee. Von sich aus macht man eine Stadtrundfahrt eher nicht. Das Homberger Rheinufer war besonders schön."

    Wang Li Ye, 23

    "Man hört immer Schlechtes über Marxloh, aber wir haben auch schöne Ecken gesehen. Am besten hat mir der Landschaftspark Nord gefallen."

    Patricia Schultz, 28

    "Es war spannend ganz andere Ecken zu sehen. In den Hafen bin ich zum ersten Mal reingefahren. Die Geschichte hinter den Hebetürmen in Homberg fand ich sehr interessant."

    1/4

    Etwas später geht es vorbei an dem „schönsten Gebäude der Stadt“, dem Stadttheater. In Nähe der Vulkanstraße erläutert Radio-Moderator Kobijoke, dass Duisburg eines der größten Rotlichtviertel Nordrhein-Westfalens habe. „Duisburg nimmt im Jahr eine Million Euro Sex-Steuer ein.“

    Im Hafen steht die größte Bananenreifungsanlage in Europa

    Der Bus steuert anschließend den Duisburger Hafen an. Die Studenten sind überrascht, als Fischer ihnen erzählt, dass dort auch die größte Bananenreifungsanlage in Europa zu Hause ist. „Wenn sie eine Banane essen, dann kommt diese fast mit Sicherheit von hier.

    Nun geht es vorbei an der Lüpertz-Skulptur „Poseidon“ Richtung Homberg, vorbei am dortigen Hebeturm. „Im 19. Jahrhundert verboten die Preußen, Brücken zu bauen, um sich vor dem Feind zu schützen“, gibt Fischer historisches Wissen weiter. Im Inneren des Turms war früher ein Aufzug für Eisenbahnwaggons, die dann aufs Schiff gehoben und so an die gegenüberliegende Rheinseite transportiert wurden.

    Der Bus fährt am Ende auch am MSV-Stadion vorbei. Die Studenten erfahren hier, dass das „M“ im Vereinsnamen für Meiderich steht. „Die Vereinsfarben sind Blau-Weiß, nicht Weiß-Blau oder Königsblau“, erläutert Radio-Moderator Kobijolke. Dann kehrt der Bus zur Uni zurück. Auch Patricia Schultz und Malika Schmitz steigen aus. Schultz sieht ihre Heimatstadt nun mit neuen Augen. „Ich war vor allem von Moschee und Hafen beeindruckt“, sagt Schultz. Und der Regen hat auch aufgehört.