Duisburg. Duisburg alarmiert ab 2018 qualifizierte Ersthelfer aus der Umgebung zu Notfällen über die kostenlose App „Corhelp3r“. Das soll Leben retten.

  • Der Rettungsdienst wird jährlich wegen mehr als 350 Herz-Kreislauf-Stillständen gerufen, braucht aber im Schnitt acht Minuten
  • Bei einem Notfall sind aber oftmals qualifizierte Helfer in der direkten Umgebung, die schneller vor Ort sind
  • Bei einem 112-Notruf werden automatisch alle potenziellen Ersthelfer in einem Radius von 500 Metern übers Handy informiert

Der Rettungsdienst der Stadt Duisburg alarmiert ab 2018 qualifizierte Ersthelfer zu Notfällen über die kostenlose App „Corhelp3r“. Sie wurde aus den Ergebnissen eines Projektes des Aachener Unternehmen „P3“ und eines Medizingeräteherstellers entwickelt. Die Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema.

Warum wird die App eingesetzt?

Um durch schnellere Hilfe Leben retten zu können. Der hiesige Rettungsdienst wird jährlich wegen mehr als 350 Herz-Kreislauf-Stillständen gerufen, braucht aber im Schnitt acht Minuten bis zum Einsatzort. Studien zeigen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne adäquate erste Hilfe jede Minute um 10 Prozent sinkt, sagt Sacha Zeiger, kommissarischer Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. Schon nach etwa drei Minuten könne es zu unwiederbringlichen Schäden kommen. Bei einem Notfall sei oftmals ein qualifizierter Helfer in der direkten Umgebung. Wenn er davon aber nichts mitbekommt, kann auch keine schnelle Wiederbelebung erfolgen. Das soll sich künftig mit der App ändern.

Wie genau funktioniert die App?

Wenn ein 112-Notruf bei der Feuerwehr eingeht und die Leitstelle den Rettungsdienst mit dem Stichwort „unklare Bewusstlosigkeit“ oder „Reanimation“ alarmiert, werden automatisch alle potenziellen Ersthelfer in einem Radius von 500 Metern zum Notfall durch das GPS-Modul in ihren Smartphones geortet und informiert. Derjenige, der als Erster den Auftrag bestätigt, erhält alle notwendigen Daten und wird zum Einsatzort navigiert. Ein zweiter Helfer wird aufgefordert, den nächstgelegenen Defibrillator zu besorgen. Alle anderen erhalten keine Einsatzdaten.

Wie sieht es mit dem Daten- und Versicherungsschutz aus?

Laut Stadt werden alle gesetzlich geforderten datenschutzrechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Der Ersthelfer ist als Verwaltungshelfer der Stadt versichert.

© Stephan Eickershoff

Gibt es bereits Erfahrungen mit solchen Apps?

Die Idee ist nicht neu. Ersthelfer-Apps werden in einigen europäischen Ländern und auch in Teilen Deutschlands bereits erfolgreich genutzt. In Gütersloh startete 2015 ein Pilotprojekt. Duisburg, so Zeiger, gehört zu den ersten Städten, die diese App einsetzt.

Welche Qualifikationen muss ein Ersthelfer konkret haben?

Er muss regelmäßig Schulungen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung absolviert haben.

Wie viele potenzielle qualifizierte Ersthelfer gibt es in Duisburg?

15 000 Menschen arbeiten laut Stadt im Gesundheitswesen. Neben Ärzten, Pflegekräften sowie Mitarbeitern von Rettungsdienst und Feuerwehr gibt es auch viele Personen, die Wiederbelebungstrainings absolvieren, sagt Andrea Hennrich, Qualitätsbeauftragte des Rettungsdienstes. Sie alle sollen zur freiwilligen Unterstützung mobilisiert werden.

Wie hoch ist die Quote der durch Laien durchgeführten Wiederbelebungen in Duisburg?

Derzeit liegt die Quote laut Stadt nur bei 5 bis 10 Prozent, bundesweit im Schnitt bei 27 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich aber auch niedrig. Länder wie Dänemark oder Schweden haben eine Quote von nahezu 70 Prozent. Dort wird eine entsprechende Ausbildung von Jugendlichen in Schulen erfolgreich vorangetrieben. Duisburg will diesem Beispiel folgen. Bis diese Maßnahmen greifen, können aber laut Stadt noch viele Jahren vergehen.

Werden Anrufer bei Notfällen bisher auch telefonisch von der Leitstelle angeleitet, um Personen wiederbeleben zu können?

Ja, die Leitstelle wird nach Angaben der Stadt darin regelmäßig geschult. In vielen Fällen sei es dem Anrufer trotzdem nicht möglich zu helfen. Das liege unter anderem an Sprachbarrieren und an der Aufregung in diesen Ausnahmesituationen – auch Gründe, die für den Einsatz der App sprechen.

Können sich qualifizierte Ersthelfer schon für das App-Projekt melden?

Ja, dies ist möglich per E-Mail an info@feuerwehr.duisburg.de. In den nächsten Wochen soll es zudem eine Informationsveranstaltung zu dem Projekt geben.