Duisburg.. „Awo Integration“ beschäftigt sich bei einer Tagung mit der EU-Osterweiterung. Merdin Bayram hält via Facebook Kontakt zu seinen Landsleuten.


Um von Varbitsa nach Duisburg zu kommen, braucht man mit dem Auto eineinhalb Tage. Derzeit leben 900 Menschen aus der bulgarischen Kleinstadt in Hochfeld, mehr als 2000 weitere Hochfelder Bulgaren kommen aus anderen Städten. Vor zehn Jahren traten Bulgarien und Rumänien der EU bei – seitdem sorgt die Armutszuwanderung nach Hochfeld und Marxloh für Schlagzeilen. Die „Awo Integration“ hat nun Fachleute aus ganz Deutschland zu einer Tagung nach Duisburg eingeladen, um mit ihnen etwa über Zahlen und Probleme, und wie mit ihnen in anderen Städten umgegangen wird, zu sprechen. Zu Gast war außerdem Merdin Bayram, Bürgermeister von Valbitsa. Rund 900 Personen, die in Hochfeld leben, stammen aus dem Ort in der Region Schumen.

„Es ist ländlich geprägt, sehr sauber und propper, aber die Arbeitslosigkeit liegt dort bei über 40 Prozent“, beschreibt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der „Awo Integration“. Vor der „Wende“ sei die Region bekannt gewesen für Wintersport. Zwischendurch hatten allerdings sämtliche Hotels geschlossen. Bürgermeister Bayram erklärt: „Ich stehe in engem Kontakt mit den Menschen, die nach Duisburg gekommen sind. Es sind einige ehemalige Klassenkameraden darunter. Wir tauschen uns über Facebook aus.“ Er betont, dass die jungen Leute aus Valbitsa nach Duisburg kämen, weil sie sich hier eine bessere Zukunft für die Kinder erhoffen. „Sie wünschen sich Schul- und Kindergartenplätze für den Nachwuchs.“ Darin sieht auch Schwarthans ein Problem: Die Klassen würden immer größer und der Lernerfolg bleibe bescheiden. „Ich gehe davon aus, dass wir uns an Zuwanderung aus dieser Region gewöhnen müssen und die Menschen nicht nur vorübergehend in Duisburg bleiben.“ In Hochfeld gebe es keine Verständigungsschwierigkeiten, außerdem halten die ehemaligen Bewohner von Varbitsa zusammen. Schwarthans setzt auf Bayram. Er soll auf seine Landsleute einwirken, damit sie sich künftig mit ihren Schwierigkeiten und Problemen an das Büro der Awo Integration wenden. Um die Bulgaren aus anderen Städten zu erreichen, würden andere wichtige Personen, die in den Gruppen verankert seien, angesprochen. „Wir haben eine bulgarische Union gegründet, damit sich die Menschen auch politisch bei uns einbringen und ihre Interessenten vertreten können“, so Schwarthans. Bayram weiß: „Viele von ihnen arbeiten inzwischen.“

Künftig will die „Awo Integration“ einen Austausch mit Varbitsa initiieren. Außerdem sei eine Migrationsberatung schon in Bulgarien sinnvoll, damit sich die Menschen nicht mit falschen Erwartungen auf den Weg machen. Für Zugewanderte, die zurückkehren, müsse es ebenfalls Beratung geben. „Solange es zu Varbitsa noch keine offizielle Städtepartnerschaft gibt, werden wir Ansprechpartner für die Menschen vor Ort sein.“