Duisburg. Die vier OB-Kandidaten präsentierten schlagwortartig ihre Standpunkte, Ideen und Projekte zum streitigen Thema Integration von Zuwanderern.
Wie hältst du es mit der Integration von Zuwanderern? Wiederholen wir heute gerade die Fehler der Vergangenheit? Wo läuft es aus dem Ruder, wo klappt die Integration in dieser Stadt? Ist es zu viel verlangt, wenn man von Zuwanderern den Respekt von klaren Regeln, Sitten und Gebräuchen einfordert, die hier in der großen Duisburger Stadtgesellschaft von allen einzuhalten sind? Diese und andere Fragen hatten am Montag die vier OB-Kandidaten zu beantworten, die der Einladung von NRZ/WAZ und Radio Duisburg gefolgt waren, um im „Kleinen Prinzen“ ihre Standpunkte, Ideen und Projekte zu präsentieren.
Ob er persönlich ein Beispiel von gelungener Integration sei, wurde Erkan Kocalar, OB-Kandidat der Linken, mit türkischen Wurzeln, vom Moderator gefragt. Antwort: Er komme sehr gut klar in Duisburg. Integration bedeute Teilhabe an Gesellschaft und damit die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen. Er, der Gewerkschafter, sei 3. Bürgermeister und Vertreter im Hauptausschuss des Städtetages. Mehr Begegnung und interkulturelle Feste in Duisburg als bisher könnten, so Kocalar, für Integration hilfreich sein. Doch die Integrationsbemühungen liefen hier, trotz eines bestehenden Handlungskonzeptes, nicht rund.
Kocalar beklagt Ausbeutung durch Schrott-Immobilien-Besitzer
Kocalar sprach vom „blinden Fleck“ in dem man Menschen aus Südost-Europa nicht lassen dürfe, die von Schrott-Immobilien-Besitzern ausgebeutet. Das deutsche Bildungs- und Schulsystem, so Kocalar, sei schuld wenn man schlechte Schulabschlüsse von Migranten-Kindern beklage: Immer größere Klassen, und gleichzeitig zu wenig öffentliches Geld. Immerhin: Der Belgier Mercator sei ja ein Vorbild für gelungene Integration.
Duisburg sei seit Jahrhunderten sehr erfolgreich in Sachen Integration, sagte SPD-Kandidat und Amtsinhaber Sören Link. Doch es gebe auch noch viele Probleme. Zuwanderer, die auch nach 40 Jahren noch immer kein richtiges Deutsch sprächen, Migranten, die fest in ihrer Duisburger Parallelgesellschaft steckten, und Zuwanderer wie Rumänen und Bulgaren (gut 17 000 Menschen) stellten die erfolgreiche Arbeit der letzten Zeit in Frage. Seine Lösung: Bildung und nochmals Bildung, zu erreichen nur über die Kinder in Kitas und Schulen. Es gebe nicht das eine Patentrezept, so Link, das würden die vielen einzelnen Vorbilder für gelungene Integration beweisen. Eigene gute Förderprogramme wolle er dabei nicht klein reden, dazu gehöre natürlich aber Geld von Land und Bund. Und es gelte die klare Ansage an alle: „Wir gehen mit klaren Regeln und mit Respekt für einander um.“
Meyer: Zuwanderer nicht in bestimmten Stadtteilen konzentrieren
Für Gerhard Meyer, den Kandidaten von CDU/Grünen/JuDU/BL kann Integration nur klappen, wenn beide Seiten dies auch wirklich wollen. Integration habe in der Vergangenheit in Duisburg nicht so gut geklappt. Denn man dürfe Zuwanderer nicht in bestimmten Stadtteilen konzentrieren. Leider würde dieser alte Fehler heute wiederholt in Duisburg. Sein Vorschlag an Rumänen und Bulgaren: Sie wählen einen Gruppensprecher, mit dem die Stadt dann besser die Probleme klären könne. Und natürlich müsse sich die Stadt über Bildung an die kleinen Kinder richten.
FDP-Mann Thomas Wolters ist wie Kocalan ein großer Freund von mehr Volksfesten und internationalen Begegnungen mit Tanz, Essen und Musik. Doch er mag nicht glauben, dass Rumänen und Bulgaren („Sie sind doch das Problem hier in der Stadt!“) durch die Stadt nicht ansprechbar seien. Man müsse Anlaufstellen für sie vor Ort in den Stadtteilen schaffen. Und im Zweifelsfall mit drastischen Bußgeldern nachhelfen. Wolters: „Denn interessanterweise verstehen sie die Sprache des Geldes ganz klar! Wenn ihr Wagen am Abschlepphaken hängt, dann bezahlen sie sofort.“