Duisburg. Alle wollen etwas gegen die Warteschlangen auf den Ämtern unternehmen. Sparrunden und neue Aufgaben sorgen für Engpässe bei der Verwaltung.
Wer schnell heiraten möchte, ein Auto anmelden oder einen neuen Ausweis im Bezirksamt beantragen will, braucht vor allem eins: Zeit und gute Nerven. Die Personaldecke bei der Stadt ist dünn, lange Wartezeiten bestimmten in der Vergangenheit die Schlagzeilen. Alle OB-Kandidaten wollen daran etwas ändern.
Oberbürgermeister Sören Link gesteht ein, dass viele Sparrunden und zusätzliche Aufgaben, etwa im Bereich der Kinderbetreuung und Asyl, zu Personalengpässen geführt haben. Allerdings lasse der Etat kaum Neueinstellungen zu. Dennoch möchte er in Zukunft für Abhilfe sorgen. Und, um die Brücke zum Thema Integration zu schlagen, will Link dafür sorgen, dass auch Kinder von zugewanderten Familien in Erwägung ziehen, eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung zu machen.
„Wir brauchen einen Personalentwicklungsplan“, fordert Erkan Kocalar. Er weiß, dass die Stimmung in den Abteilungen mit hohem Krankenstand besonders schlecht ist und auch die anderen über Überlastung klagen. „Es kann nicht sein, dass man in der Straßenverkehrs- oder der Ausländerbehörde so lange auf einen Termin warten muss“, kritisiert er.
Wolters: Digitalisierung soll städtische Angestellte entlasten
Gerhard Meyer weiß: „Wenn der Krankenstand in einem Unternehmen höher als zehn Prozent ist, muss man sich fragen, was schief läuft.“ Der Mann, der bei den Stadtwerken Betriebsratsvorsitzender war, möchte ohnehin, dass die Mitarbeiter der Verwaltung verstärkt projektorientiert arbeiten und beispielsweise Firmen einen direkten Ansprechpartner bekommen. Meyer sieht seine Stärke als Moderator. Rund 5000 „Mitarbeiter-Äquivalente“ brauche man, um die Verwaltung zu führen. Etliche Stellen seien allerdings unbesetzt.
Thomas Wolters setzt bei der Digitalisierung an, um die städtischen Angestellten zu entlasten. Der FDP-Politiker berichtete dem Publikum, wie er neulich ein Pdf-Formular ausfüllte, als er ein Gewerbe anmelden wollte. Damit ging er dann zum Amt, reihte sich ein, und die Mitarbeiterin musste das ausgefüllte Papier aufs Neue ins System eingeben. Seiner Meinung nach soll es künftig mehr Möglichkeiten geben, den Kontakt mit der Stadtverwaltung online abzuwickeln. „Das kann man dann auch Tag und Nacht tun.“