Duisburg. Beim Thema Sicherheit unterscheiden sich die Lösungsstrategien der vier OB-Kandidaten nicht grundlegend voneinander.
Unsicherheit? Fehlanzeige! Zumindest beschleicht erklärtermaßen keinen der vier OB-Kandidaten ein mulmiges Gefühl, wo immer sie sich auch auf Duisburgs Straßen bewegen. Gleichwohl sind sich alle bewusst, dass das Thema Sicherheit für die Bevölkerung eine enorme Bedeutung bekommen hat. „Das ist ein elementarer Bestandteil für die Stadtgesellschaft“, betonte Gerhard Meyer. „Viele Bürger meinen, es wäre nicht zu jeder Zeit und an jedem Ort in Duisburg sicher.“
Das sieht Thomas Wolters genauso, verwies aber auf die „Diskrepanz zwischen der Kriminalitätsstatistik und dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen“. Trotzdem nehmen alle Kandidaten diese Gefühle ernst. Zudem stellte keiner von ihnen in Abrede, dass es in Duisburg problematische Viertel und Bereiche gibt. Meyer: „Man muss an einigen Stellen sehen, dass die Dinge nicht aus dem Ruder laufen. Ich kenne einen Unternehmer aus Walsum, bei dem bereits vier Mal eingebrochen wurde. Das ist hart an der Grenze.“
Kocalar gibt Probleme in Marxloh zu
Selbst Erkan Kocalar, der sich zuvor darüber echauffiert hatte, dass Marxloh vor der Wahl wieder als Problemstadtteil thematisiert würde, gab zu, dass es auch in Marxloh Probleme gibt: „Da müssen wir ran.“ Neben dem Einsatz von Ordnungs- und Polizeikräften, würde er als Oberbürgermeister auf Gespräche am Runden Tisch setzen, erklärte Kocalar: „Wir müssen mit Feuerwehr, Außendienst, Sozialarbeitern und Polizei die Probleme diskutieren und klare Verbindlichkeiten absprechen.“
Auf eine direktere Ansprache problematischer Gruppen, wie sie etwa Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien oft darstellen, setzt auch Gerhard Meyer: „Nur Polizei bringt nichts. Wir brauchen mehr Sozialarbeiter und Ansprechpartner, die diesen Leuten die Regeln und Gesetze, die es hier gibt, deutlich machen. Denn damit sind sie wenig vertraut.“ Thomas Wolters bevorzugt mehr Videoüberwachung: „Vorausgesetzt, die Leute an den Bildschirmen überwachen tatsächlich, was vor sich geht, und die Polizei ist schnell vor Ort, wenn sie alarmiert wird.“ Zudem sollten seiner Meinung nach mehr Polizisten in Problemvierteln unterwegs sein, anstatt anderswo Knöllchen zu schreiben.
„Hier wird über Sachen geredet, die schon längst Realität sind“, kritisierte Sören Link seine Mitbewerber um den OB-Posten. Quartiersmanager gebe es bereits sowie eine zusätzliche Polizei-Hundertschaft im Norden der Stadt. Link: „Wir kombinieren schon die Politik der ausgestreckten Hand und die Null-Toleranz-Politik. Aber wir brauchen mehr Personal, um kriminelle Strukturen lahmzulegen und das Verhalten von Leuten zu ahnden, die sich nicht an die Regeln halten.“ Und was das Personal angehe, seien auch Bund und Land in der Pflicht.
Oberbürgermeister Link: „Es gibt keine absolute Sicherheit“
„Angst ist ein schlechter Ratgeber“, meinte ein Zuhörer, und doch machten die Fragen aus dem Publikum deutlich, dass viele – zum Teil auch aufgrund persönlicher leidvoller Erfahrung – das Gefühl haben, sich nicht mehr sicher und frei in der ganzen Stadt bewegen zu können; vor allem nicht nachts und als Frau schon gar nicht.
„Man kann keine Politik machen aufgrund von Emotionen und Annahmen, sondern nur auf Grundlage von Fakten“, meinte Thomas Wolters und verwies erneut auf die Kriminalstatistik. „Die spricht eine andere Sprache. Aber wenn die Menschen ein schlimmes Gefühl haben, sobald sie auf die Straße gehen, muss man das versuchen zu ändern.“ Mit welchen Mitteln die Kandidaten dieses Ziel erreichen wollen, hatte jeder einzelne von ihnen zuvor ausführlich dargelegt.
Vehement bestritt Sören Link erneut, dass es in Duisburg sogenannte „No-go-Areas“ gebe: „Selbst in einer sicheren Stadt gibt es immer auch unsichere Bereiche. Es gibt keine absolute Sicherheit. Aber No-go-Areas sind Bereiche oder Viertel, in denen die Polizei die Macht an kriminelle Banden und Gangs abgegeben hat. Diese gibt es in Duisburg nicht. Das ist Fakt.“
Link leugnete nicht, dass es Situationen gab und gibt, „die weder harmlos, noch in Ordnung sind“. Da greife die Polizei auch durch, egal in welchem Stadtteil oder -viertel. Link: „Wir tun, was wir können, aber an Ende gibt es immer eine Restunzufriedenheit in der Bevölkerung.“