Duisburg. . Parteiloser Kandidat wird von vier Parteien unterstützt. Gespräch über Väterzeit, den Wirtschaftsstandort Duisburg und seinen Wahlkampf-Slogan.
- Gerhard Meyer will bei der Wahl am 24. September Duisburgs neuer Oberbürgermeister werden
- Unterstützung erhält der parteilose Kandidat von der CDU, den Bündnis-Grünen, JuDu und der BL
- Der in Düsseldorf lebende Familienvater fühlt sich mit Duisburg „tief verbunden“
Gerhard Meyer ist der Mann, der viele Unterstützer hinter sich versammelt. Der 57-Jährige ist der gemeinsame Kandidat von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Bürgerlich Liberalen und Junges Duisburg. Er will am 24. September Sören Link als Oberbürgermeister ablösen. Er kommt aus einer Schifferfamilie, ist in Ruhrort aufgewachsen, hat viele Jahre bei den Stadtwerken gearbeitet und als Vater eine Familienphase eingelegt, als noch niemand von Elternzeit gesprochen hat. Inzwischen wohnt er auf dem Hof der Wasserwerke.
Gefühlt gehört für ihn das Gebiet noch zu Duisburg, postalisch ist es aber eindeutig in Düsseldorf. Meyer betont also, dass er ein großes Netzwerk in Duisburg habe: „Duisburg ist mein Lebensmittelpunkt – meine Heimatstadt, mit der ich tief verbunden bin.“ Sollte er gewählt werden, könnte er es sich auch vorstellen, wieder „rüberzumachen“, also umzuziehen. Das Gespräch findet in einem Brauhaus im Innenhafen statt. Meyer hat früher mit seiner Familie „um die Ecke“ gewohnt, im Wasserviertel.
Nur scheinbare Entwicklungen
Warum treffen wir uns ausgerechnet hier?
Der Innenhafen ist ein gutes Beispiel dafür, was alles möglich ist und was schief laufen kann, wenn wir nur ein paar Meter weiter schauen. The Curve ist immer noch nicht gebaut.
Da soll ja jetzt was passieren.
Ja, aber die Frage ist, warum das Thema nicht früher angegangen worden ist. Der OB hatte fünf Jahre Zeit dazu. Gleiches gilt für die Entwicklung in Wedau/Bissingheim und auf dem Güterbahnhof-Gelände. Es ist eine scheinbare Entwicklung und es bleibt abzuwarten, ob dort wirklich etwas passiert.
An Ankündigen, was alles gebaut werden soll, hat es in Duisburg noch nie gemangelt. Man nehme nur das Marientor-Carree. An der Steinschen Gasse wächst derzeit ein Industrie-Wäldchen. Wie wollen Sie den Investoren Duisburg schmackhaft machen?
Ich möchte ein wirtschaftsfreundliches Klima schaffen und mit Hilfe von Projektstrukturen dafür sorgen, dass Investoren einen direkten Ansprechpartner bekommen und Entscheidungen schneller getroffen werden.
Wie soll das denn gehen? Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehen ohnehin schon allesamt auf dem Zahnfleisch, weil es überall an Personal fehlt.
Das stimmt, wir müssen schauen, wo wir die Mitarbeiter der Verwaltung entlasten können, und wo wir sie für Projektarbeitsgruppen zusammenziehen können. Ich war viele Jahre im Betriebsrat und im Aufsichtsrat der Stadtwerke, ich traue mir das zu.
„Ich traue mir die Aufgabe als Oberbürgermeister zu“
Sind Sie eigentlich selbst überrascht, dass Sie plötzlich zum OB-Kandidaten nominiert wurden?
Ich habe mit dem Anruf nicht gerechnet, traue mir die Aufgabe aber zu und es macht mir Spaß, die Zukunft von Duisburg zu gestalten.
Kommen Sie aus einer politischen Familie?
Bei uns wurde zu Hause über Politik diskutiert. Mein Vater hatte einen Schifffahrtsbetrieb, meine Mutter hat in einem Kindergarten gearbeitet. Da habe ich viel mitbekommen, wie es anderen Familien geht. Um den Familienbetrieb zu unterstützen, hat auch meine Mutter ein Kapitänspatent gemacht. Allerdings war der technische Fortschritt nicht aufzuhalten und meine Familie musste den Betrieb aufgeben. Mein Schwiegervater ist Mitglied der CDU, mit ihm habe ich mich auch oft über Politik unterhalten.
Sie selbst sind mit 51 Jahren bei den Grünen eingetreten, haben die Partei aber nach einem Jahr wieder verlassen.
Ich habe nach der Schule eine Ausbildung bei den Stadtwerken und dann später eine Weiterbildung zur Fachkraft für Erneuerbare Energien gemacht. Bei den Grünen wollte ich das Thema Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung vorantreiben. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das schwierig ist, wenn man sich nicht viele Jahre engagiert hat und einem die Verbindungen in der Partei fehlen. Deshalb bin ich wieder ausgetreten.
„Die meisten Großstädte haben etwas Piefiges“
Wie kam es, dass Sie eine Familienphase eingelegt haben?
Ich habe von den Stadtwerken das Angebot bekommen, meine Stelle zu reduzieren. Gleichzeitig hat meine Frau viele Jahre Medizin studiert und wurde dann gefragt, ob sie bei einer Praxis einsteigen möchte. Das war in Teilzeit nicht möglich. Also habe ich meine Stundenzahl reduziert und mich um unsere Tochter Lilly gekümmert – und damit das getan, was von der Politik immer gefordert wird.
Aber es war nie Ihr Traum, mit Latte-Macchiato-Muttis auf dem Spielplatz zu sitzen?
Nein, das hat sich so ergeben. Meine Tochter war außerdem schon etwas älter, deshalb hatte ich zu anderen Müttern wenig Kontakt.
Ist Duisburg eigentlich eine Großstadt oder eine große Stadt?
Es ist schon eine Großstadt.
Manchmal aber ein bisschen piefig...
Wie die meisten Städte. Köln hat mit seinem Karneval auch etwas Piefiges, aber Duisburg hat die Spannung einer Großstadt.
Altstadt ist für Meyer der optimale DOC-Standort
DOC – ja oder nein?
Ich bin gegen das Outletcenter an dieser Stelle und wäre eher für einen Standort in der Altstadt. Aber ich warte erst einmal ab, wie sich die Bürger entscheiden und dann wird man neu verhandeln müssen.
CDU und Grüne sind sich nicht in allen Punkten einig. Das macht es für Sie nicht einfacher.
Ich habe allen Parteien klar meinen Standpunkt genannt und wurde dennoch von den Parteien nominiert. Sollte ich gewählt werden, werde ich um Mehrheiten werben.
Ist Ihr Wahlslogan „Meyer macht’s“ nicht ein bisschen platt?
Wir haben ein Koordinierungsteam, in dem Vertreter der unterschiedlichen Parteien sitzen, dort wurde der Slogan erdacht. Er soll zeigen, dass ich mitten aus der Bevölkerung komme und die Perspektive der Bürger einnehme.
Wie steht’s mit Ihrem Bratwurstkonsum – klappern Sie im Wahlkampf sämtliche Feste ab?
Nein, ich muss mich nicht überall sehen lassen und suche mir die Veranstaltungen gezielt aus. Neulich war ich zum Beispiel beim Runden Tisch in Marxloh und habe dort zugehört. Das erweitert meinen Horizont. Bratwurst muss nicht sein – ich esse das, was mir angeboten wird. In Marxloh zum Beispiel Spieße mit Bulgur. In Marxloh kann man übrigens gut essen und die eine oder andere kulinarische Entdeckung machen.
Wird es eine Stichwahl geben?
Ich möchte den Oberbürgermeister in eine Stichwahl zwingen.
Und was passiert, wenn Sie nicht gewählt werden?
Dann führe ich mein Leben so weiter wie es bisher war.