Duisburg. . Die Zahl der Frauen, die sich in der Ev. Beratungsstelle informierten, stieg seit 2012 um 45 Prozent. Geflüchtete und Zuwanderer nutzen Angebot.
- Die Evangelischen Beratungsstelle Duisburg/Moers verzeichnet einen verstärkten Zuspruch von Schwangeren
- Die Zahlen der Beratungen von Frauen stieg allein in den vergangenen fünf Jahren um 45 Prozent
- Der Grund sei vor allem die gestiegene Zahl der Geflüchteten und Zuwanderer zurück, glauben die Mitarbeiterinnen
Immer mehr Frauen suchen Hilfe bei der Schwangerenberatung der Evangelischen Beratungsstelle Duisburg/Moers. Die Zahlen der Beratungen stiegen in den vergangenen fünf Jahren um 45 Prozent. Ließen sich in 2012 insgesamt 982 Frauen beraten, waren es in 2016 bereits 1427. „Ein eklatanter Anstieg“, sagt Anke Jäger, die die Beratungsstelle leitet. Sie führt die Zunahme vor allem auf die gestiegene Zahl der Geflüchteten und Zuwanderer zurück.
Das Telefon der Beraterinnen steht selten still
Im Sekretariat der evangelischen Beratungsstelle Duisburg/Moers in Hamborn steht das Telefon selten still. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ fragt Sekretärin Barbara Pawelletz die Anruferin. Schnell wird klar, dass diese ihre Freundin zur Schwangerenberatung anmelden möchte und sich auch bereit erklärt, beim Gespräch zu dolmetschen – ein typischer Fall. Die Sekretärin erklärt, was die Klientin zum ersten Termin mitbringen soll, etwa den Mutterpass. Kaum hat sie aufgelegt, da klingelt es schon wieder.
Anke Jäger zieht Bilanz nach einem Jahr als Leiterin der Beratungsstelle. In 2016 haben sich vor allem in der Schwangerenberatung die Anträge auf finanzielle Hilfen für schwangere Frauen um 30 Prozent auf 868 erhöht. Die Mittel werden aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ und dem landeskirchlichen Härtefond abgerufen. Anke Jäger weiß: „Besonders für schwangere Frauen aus Flüchtlingsländern ist der Beratungsbedarf enorm hoch.“ Viele Frauen wissen nicht, wie das System funktioniert; „hinzu kommen Sprachbarrieren, die es oftmals erfordern, Dolmetscher hinzuzuziehen.“
Kirchenkreise Duisburg und Moers tragen die Beratung
Seit 1979 gibt es die „Psychologische Beratung in Erziehungs-, Familien-, Ehe/Partnerschafts- und Lebensfragen und Schwangerschaftskonfliktberatung“ in der Trägerschaft der beiden evangelischen Kirchenkreise Duisburg und Moers. Der lange Name kommt von der langen Liste von Problemen, mit denen es die Fachkräfte an beiden Standorten der Beratungsstelle zu tun haben. Und immer öfter kommen die Probleme gehäuft. „Wir beobachten, dass die Problemlagen, mit denen die Ratsuchenden zu uns kommen, immer komplexer werden“, sagt Jäger.
Höhere Bereitschaft, Hilfe in Anspruch zu nehmen
So nehmen auch immer mehr Menschen nach Gewalterfahrung die Beratung in Anspruch, ebenso Familien, in denen der Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Kindes im Raum steht. Erkennbar ist, dass die Bereitschaft der Opfer gestiegen ist, sich Hilfe und Beratung zu holen. Ob insgesamt die Zahlen in diesem Bereich angestiegen sind, vermag Anke Jäger nicht zu beurteilen. „Wir sind zum Glück gut vernetzt mit anderen Fachstellen und nutzen die Möglichkeiten, uns durch regelmäßige Fortbildungen und Supervision auf dem neuesten Stand zu halten.“
Ob die Beratungszahlen weiter steigen werden? „Das hängt von vielen Faktoren ab“, weiß Anke Jäger. „Etwa wie sich die Flüchtlingssituation weltweit entwickelt.“ Wichtig sei, dass „alle Menschen unabhängig von ihrer Religion, Nationalität, sexuellen Orientierung oder finanziellen Möglichkeiten kostenfreie Beratung, Wertschätzung und Zuwendung erfahren“, so Jäger. Dafür stehen den über 1400 Frauen derzeit fünf Beraterinnen zur Verfügung. Eine Aufstockung der Mittel und des Personals gibt es trotz steigender Zahlen jedoch nicht. „Sollten es in 2017 noch mehr Beratungen werden, kommen wir langsam an unsere Grenzen.“