Duisburg. . Drei Wochen vor dem Bürgerentscheid über das geplante DOC hat Möbel-Multi Kurt Krieger zur finalen Schlacht um die Meinungshoheit geladen
- Der Möbel-Multi Kurt Krieger ist in die finale Schlacht um die Stimmen der Bürger für sein DOC gezogen
- Nicht das DOC sei der Feind des Duisburger Einzelhandels, sondern das Netz und der Online-Handel
- Image-Video zeigt das Outlet- Projekt in Industrie-Architektur wie es 2022 in Betrieb gehen könnte
Dieses riesige Grundstück mitten in Duisburg, mit einem abgewrackten Güterbahnhof oben drauf, mit Autobahnanschluss, einem Hauptbahnhof und einem Flughafen in Griffweite, das sei „einfach affengeil“. Sagt Kurt Krieger.
Der streitbare wie kampferprobte mehrfache Möbel-Millionär aus Berlin war Montag mit dem Deutschland-Chef von Europas zweitgrößtem Outlet-Betreiber Neinver, Sebastian Sommer, auf sein 300.000 qm großes Grundstück nach Duisburg gekommen, um hier mit Hilfe einer aufwändig organisierten Pressekonferenz und einem Outlet-Imagefilm in die finale Schlacht um die Meinungshoheit zum geplanten Designer-Outlet-Center auf eben diesem Areal zu ziehen. Denn: Bereits in drei Wochen ist schon alles durch Abstimmung der Duisburger Bürger entscheiden.
Also los: Er sitze hier nicht als Möbelhändler, rief Krieger gestern den zahllos angereisten Journalisten zu, sondern als Projektentwickler. Das sei er schließlich ebenfalls. 500 Millionen Euro habe er in sein bisher größtes Projekt in Hamburg gesteckt. Es sei halt hilfreich wenn man groß sei und auch ein großes finanzielles Potential habe.
„Dabei könnte Duisburg doch Glanz gebrauchen“
Jawohl, der Plan für das DOC sei großartig. Das Grundstück sei „affengeil“, das DOC sei genehmigungsfähig, und in der Region genieße er eine riesige Akzeptanz. Nicht das DOC sei der Feind des Duisburger Einzelhandels, sondern das Netz, der Online-Handel. Krieger ging auf die Entwicklung des Handels in Duisburg in den vergangenen Jahren ein: Vor zehn Jahren habe man in Duisburg noch 435 Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche von 121.000 m² und 78 Leerständen gezählt. Das habe sich zum schlechten entwickelt. Heute seien sei es nur noch 334 Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche von 105.975 qm und 190 Leerständen. Ein Outlet-Center am Bahnhof würde diesen Trend umkehren und die Innenstadt beleben.
Duisburg, so sagte Krieger, müsse seine Innenstadt putzen und pflegen. Das könne sie ganz ausgezeichnet, wenn das DOC in die Stadt komme: „Und ich verrate Ihnen da wirklich kein Geheimnis: Duisburg könnte diesen Glanz auch sehr gut gebrauchen.“ Im übrigen könne man einer Stadt nicht etwas wegnehmen, was diese vorher gar nicht besaß: Hochwertigen Einzelhandel.
„Lokale Wirtschaftspartner profitieren von einer solchen Ansiedlung“
Sebastian Sommer, Geschäftsführer von Neinver Deutschland, hob die nach seiner Sicht vielen mit einer Outlet-Ansiedlung verbundenen Vorteile für die Stadt und für die Region hervor. Vordringliches Ziel von Neinver sei es, das Outlet-Center so in die bestehende Einzelhandels- und Tourismuslandschaft zu integrieren, dass es zum Wachstumsmotor für die Stadt und die Region werde. Es ginge schließlich nicht nur um das reine Shopping, sondern um Freizeit-Events. Sommer betonte, dass durch die Ansiedlung eines Outlet-Centers bis zu 1500 direkte Arbeitsplätze neu entstehen, vom Fachverkäufer bis zum Manager.
Sommer: „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass gerade auch lokale Wirtschaftspartner von einer solchen Ansiedlung profitieren. Ein Outlet-Center würde die Tourismus- und Freizeitattraktionen der Region gut ergänzen. Zwischen 70 und 80 Prozent der Besucher der Outlet-Center kämen aus einer Entfernung von über 20 Autominuten. Durch das Outlet-Center werde Duisburg also gerade für Nicht-Duisburger noch attraktiver und ziehe so zusätzliche Kaufkraft in die Stadt. „Das schließt die Innenstadt explizit mit ein, die von unserem Projekt ebenfalls profitieren würde“, so Sommer.
Als eine Verbindung zwischen dem DOC („Der Trittstein für die Verbraucher, die ja bequem sind...“) und der Stadt, Sommer spricht von nur 300 bis 600 Metern bis zum Bahnhof und der Kö, könne man an Shuttle-Busse denken, an eine Schwebebahn oder an E-Mobilität. Das müsse man dann mit der Stadt besprechen.
„Nach soviel Schweiß und Tränen?“
Etwa zwei bis drei Jahre würde es dauern bis man nach der Planung dann mit dem Bau des DOC beginnen könnte. Das Invest von knapp 90 Mio. Euro für die erste von zwei geplanten Bauphasen (je 15.000 qm) wäre nach knapp zwei Jahren dann betriebsbereit: Im Jahr 2021/22. Ein kleiner Imagefilm von Krieger und Neinver (zu sehen auch auf einstueckduisburg.de) zeigt, dass sich die Planer ihr Outlet in schicker Backstein-Industrie-Architektur vorstellen, umgeben von einem grünen Park, Container-Kran mit gläserner Restaurant-Sky-Launch im Himmel inklusive.
Den alten Güterbahnhof, sagt Krieger, den würde er sehr gerne als Denkmal der Industriegeschichte stehenlassen: „Wäre doch charmant, oder?“ Das Grundstück, so Krieger, könne er sich vorstellen, an Neinver zu verkaufen. Der kenne sich gut aus mit Outlets und diese besäßen auch fast immer die Immobilien.
An die Stadt verkaufen? Nein!
Nicht vorstellen könne er sich aber einen Grundstücksverkauf an die Stadt Duisburg, sollten ihm am 24. September die Bürger die rote Karte zeigen. Krieger: „Dann stünden wir vor den Trümmern unserer Pläne“, sagt er. „Dann haben wir nach Möbelhaus, Büros und Outlet keine neue Idee und benötigten eine Denkzeit.“ Außerdem sei er ja bereits 70 Jahre alt, werde alles seinen Kindern übergeben. Ein Verkauf an die Stadt? „Nein, nicht nach so viel Schweiß und Tränen, denken Sie nur an die Loveparade und die langen Debatten um das Mahnmal!“