Duisburg. . Zwei Tote hat die Feuerwehr bislang geborgen, drei der Verletzten schweben in Lebensgefahr. Eine Mordkommission ermittelt jetzt die Brandursache.
Verheerender Hausbrand mit zehn Verletzten und mehreren Toten am späten Sonntagabend in Untermeiderich: Das Feuer war nach bisherigen Informationen in der ersten Etage des zweigeschossigen Mehrfamilienhauses an der Vohwinkelstraße/Ecke Herwarthstraße ausgebrochen.
Weil das Treppenhaus in Flammen stand, sprangen viele Anwohner in ihrer Verzweiflung aus den Fenstern. Vier Menschen sollen lebensgefährlich verletzt worden sein, sie wurden mit schwersten Brandverletzungen mit nachtflugtauglichen Hubschraubern aus Bochum und Nörvenich in Spezialkliniken nach Duisburg und Bochum geflogen, drei von ihnen schweben in Lebensgefahr. Außerdem gab es sechs Leichtverletzte.
Am Morgen entdeckte die Feuerwehr zwei Tote in dem zerstörten Haus. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauerte bis in den Nachmittag. Von den insgesamt 19 gemeldeten Personen gelten vier noch als vermisst. Die Leichen wurden in einer Wohnung im ersten Stock gefunden, in der der Brand auch seinen Ausgang nahm. Um 12.20 Uhr begann die Feuerwehr mit der Bergung der Leichname.
Polizeipräsidentin: "Wir haben eine Mordkommission gebildet"
Oberbürgermeister Sören Link kam zum Brandort und erklärte: "Es ist eine Tragödie und eine hohe Belastung für die Einsatzkräfte. Ich möchte mich bei allen Rettungskräften für ihre Arbeit bedanken." Man werde allen Bewohnern des Hauses Ersatzunterkünfte anbieten, keiner werde obdachlos.
Polizeipräsidentin Elke Bartels, die ebenfalls am Morgen zum Ort der Tragödie kam, sagte, dass eine Mordkommission gebildet worden sei, die die Ursache ermitteln soll. Das ist in solchen Fällen üblich. Die Kommission ermittele in alle Richtungen, da es nach Zeugenaussagen auch Hinweise auf ein Fremdverschulden geben soll. Brandsachverständige seien vor Ort.
In der Nacht konnte Walter Schlüter, Brandrat der Duisburger Feuerwehr und Einsatzleiter, von zwölf Geretteten berichten: „Unter ihnen sind bislang sieben verletzte Erwachsene und drei verletzte Kinder.“ In dem Haus sind laut Polizei 19 Personen gemeldet. Da die Feuerwehr lange Zeit nicht wusste, wieviele Menschen zum Brandzeitpunkt tatsächlich zuhause waren, durchsuchten Feuerwehrleute das Haus. Das gestaltete sich aber sehr schwierig, da das Treppenhaus komplett ausgebrannt war.
Nachbarin hatte laute Schreie gehört
„Ich hatte schon im Bett gelegen, als ich plötzlich laute Schreie gehört habe. Die haben ganz laut Feuer, Feuer, Feuer gerufen“, schilderte eine Frau, die seit 1999 in einem der Nachbarhäuser auf der Herwarthstraße lebt. Die Menschen in dem Brandhaus kenne sie nicht so gut. Nach Informationen der Redaktion leben türkische, arabische und rumänische Bürger in dem Gebäude. „Ich weiß nur, dass die viele kleinere Kinder haben“, erzählte die Frau und fügt sichtlich getroffen hinzu: „Hoffentlich haben es alle rechtzeitig da raus geschafft.“
Eine andere Frau, die in einem gegenüberliegenden Eckhaus lebt, hatte beobachtet, wie mehrere Kinder sich über ein Dach durch einen Sprung in ein aufblasbares Rettungskissen retten konnten. „Andere Anwohner haben wir per Drehleitern aus den Wohnungen befreit“, sagte Einsatzleiter Schlüter. Er erklärte auch, dass eine Person beim Sprung aus dem Fenster das Sprungkissen verfehlt hatte und sich durch den Aufprall auf dem Bürgersteig schwere Verletzungen zugezogen hatte.
Rund 75 Rettungskräfte waren im Einsatz
Rund 75 Rettungskräfte der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr und des Rettungsdienstes waren im Einsatz, hinzu kamen über 30 Polizisten, die den Unglücksort weiträumig abgesperrt hatten. Der nächtliche Verkehr auf der Vohwinkelstraße wurde auf beiden Seiten weit vor dem Einsatzort abgeleitet. Auf der Herwarthstraße standen zahlreiche Anwohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft hinter einer Absperrung aus Flatterband und verfolgten die Rettungsarbeiten. „Wir haben gesehen, wie ein Mann aus dem ersten Obergeschoss durch das Fenster ins Sprungtuch gesprungen ist“, berichtete ein Nachbar. Der Gerettete sei dann sofort mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gefahren worden.
Manche der Feuerwehrleute bekämpften den Brand stehend von der Straße aus und zielten mit dem Wasserstrahl direkt auf den Brandherd in der ersten Etage. Andere wurden in den Körben der Leiterwagen so weit nach oben gefahren, dass sie das Feuer im Dachgeschoss in Angriff nehmen konnten. Dicke Rauchwolken quollen aus den Fenstern und durchs Dach in den Nachthimmel.
Beim Eintreffen der ersten Kräfte hatte das Feuer bereits in der ersten Etage gewütet“, berichtete Einsatzleiter Schlüter. Als dort auch noch Scheiben platzten und so schlagartig viel Sauerstoff in die Brandwohnung geriet, habe sich eine so genannte „Durchzündung“ ereignet. Plötzlich stand quasi die gesamte Hausfront in Flammen. Das Haus wurde bei dem Brand stark beschädigt und ist laut Auskunft der Feuerwehr auch nicht begehbar. Erst gegen fünf Uhr am Montagmorgen waren die Nachlöscharbeiten beendet.
Gebäude von 1910 ist durch den Brand unbewohnbar
„Nur drei der fünf Wohnungen im Haus waren bewohnt, zwei von Eigentümern, die dritte war vermietet. Die anderen beiden Wohnungen standen leer“, erklärte Hausverwalter Moritz Wentz. Er vertritt die Interessen einer neun Parteien umfassenden Eigentümergemeinschaft, der das im Jahr 1910 erbaute Gebäude gehört. Die Schäden durch das Feuer sind so massiv, dass das Haus unbewohnbar ist.
Die Brandursache stehe laut Einsatzleiter Schlüter bislang nicht fest. Die Polizei befragte direkt vor Ort Zeugen und Nachbarn.