Duisburg. Eine Wohnanlage an der Duisburger Falkstraße soll umfangreich modernisiert werden. Einige Bewohner berichten von einer Verdoppelung der Netto-Miete.

Der Schock sitzt immer noch tief – bei Christine Kolassa (56), Hannelore Geelen (87) und Friedhelm Bettray (71). Sie wohnen teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten in den Häusern der Falkstraße 111-113 in Duissern. Die sollen nun umfangreich modernisiert werden. Die IVT Immobilien-Verwaltung hat die verschiedenen Maßnahmen in einem mehrseitigen Schreiben angekündigt – samt einer saftigen Mieterhöhung ab Anfang 2018.

„Die Netto-Miete soll für mich um mehr als 400 Euro von 334,20 auf 738,66 Euro steigen“, sagt Friedhelm Bettray, der in einer rund 70 Quadratmeter großen Wohnung lebt. Auch Hannelore Geelen und Christiane Kolassa berichten davon, dass ihre Netto-Miete sich mehr als verdoppeln soll. „Das ist doch unfassbar“, sagt Bettray. „Die wollen uns alle hier raushaben.“ Zwei Nachbarn seien bereits ausgezogen, andere überlegten. „Wer hat soviel Geld? Das können wir nicht bezahlen“, sagt Christine Kolassa stellvertretend. „Die haben nur die Euro-Zeichen in den Augen.“

Tränen in den Augen

Sie habe bereits zum zweiten Mal negative Erfahrung mit der IVT Immobilien-Verwaltung gemacht, als sie früher an der Landfermannstraße wohnte. Da sei auch eine aufwändige Sanierung angekündigt worden. „Und wir sollten plötzlich nicht mehr 528, sondern rund 962 Euro zahlen“, erzählt die 56-Jährige. „Dabei hatten wir damals in unserer Wohnung selbst schon viel gemacht, Badezimmer, Küche und Wohnzimmer gefliest. Mein Mann ist Fliesenleger. Aber die wollten uns unbedingt raus haben, es wurde immer wieder nachgefragt.“

Am Ende habe es 2010 eine Einigung gegeben: Umzug in die günstige Wohnung an der Falkstraße. „Wir haben wieder alles selbst gefliest und jetzt nach sieben Jahren wieder das gleiche Theater“, erzählt Christine Kolassa mit Tränen in den Augen. Auch Hannelore Geelen macht sich große Sorgen, schlafe nachts nur noch ganz schlecht.

Mieter schalten Mieterschutzbund ein

Friedhelm Bettray hat den Mieterschutzbund eingeschaltet.
Friedhelm Bettray hat den Mieterschutzbund eingeschaltet. © Jörg Schimmel

Friedhelm Bettray hat derweil den Mieterschutzbund eingeschaltet – was Geschäftsführer Peter Hess allen Betroffenen in solchen Fällen unbedingt empfiehlt. „Um zu prüfen, was von den Maßnahmen überhaupt umlagefähig ist“, so Hess. „An der Falkstraße ist das höchstens die Hälfte, denn der Vermieter braucht zum Beispiel eine neue Heizungsanlage, weil er das Dachgeschoss ausbauen, also neuen Wohnraum, schaffen will. Und was die komplett neue Wärmedämmung des Hauses betrifft: Die ist teilweise schon vorhanden. Trotzdem will der Vermieter alles komplett umlegen.“

Bereits in drei Schreiben habe der Mieterschutzbund um Stellungnahme und um mehr Detailinformationen gebeten. Die Antworten seien bisher sehr dürftig gewesen, so Hess. „Klar ist: Die angekündigten Mieterhöhungen sind absurd.“

>> DAS SAGT DIE HAUSVERWALTUNG

Wernher Rachmann von der zuständigen Hausverwaltung wehrt sich gegen den Vorwurf, die Mieter von der Falkstraße durch drastische Mieterhöhungen aus den Wohnungen drängen zu wollen. „Zunächst einmal haben wir die Modernisierungen, wie gesetzlich vorgeschrieben, nur rechtzeitig angekündigt.“

Natürlich werde es für die Mieter künftig „etwas teurer“. Allen Betroffenen seien aber gleichzeitig schriftlich Gesprächsangebote unterbreitet worden, um gemeinsam zu erörtern, wie alle weiter zu angemessenen Kosten in den Wohnung bleiben können.

Die Eigentümerin könne diesbezüglich passable Vorschläge machen. Rachmann: „Aber dazu müsste man mit uns reden. Leider verhindert das der Mieterschutzbund.“