Duisburg. . Seit 30 Jahren bringt das Duisburger Lehmbruck-Museum Kunst verständlich in Workshops und Aktionen an die Menschen. So auch bei seinem Sommerfest.
Mia und Lina waren gespannt, was bei dem Rundgang durch das Lehmbruck-Museum wohl auf sie zukommt. Die sieben- und vierjährigen Geschwister waren mit ihrer Mutter Cornelia Gäste der ersten Familienführung im Rahmen des Jubiläumswochenendes, an dem „30 Jahre Kunstvermittlung“ gebührend gefeiert wurde.
Unter dem Titel „Ein Hoch auf uns“ hatten die Museumsmitarbeiterinnen Claudia Thümler und Sybille Kastner ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen zusammengestellt. Dabei war mitmachen durchaus erwünscht.
Kinder und Erwachsene konnten sich in diesem Rahmen an den Klangskulpturen Michael Bradkes ausprobieren. Der Düsseldorfer hatte sein mobiles Musikmuseum auf dem Vorplatz installiert. Die aus Alltagsgegenständen - darunter auch Rohre aus dem Sanitär- und Baubereich - zusammengebauten „Instrumente“ wurden nicht nur von den Kindern genutzt. Auch die „Großen“ hatten ihren Spaß daran, dem „Metallophon“ oder dem „Plumpsklavier“ Töne zu entlocken.
Rundgänge und Workshops
Aber auch sonst war rund um das Museum eine Menge los. Werke aus den Museumsspaß-Kursen wurden ausgestellt, in Workshops konnten sich die Kids unter Anleitung Instrumente für das „Luftorchester“ basteln oder, wer wollte, konnte auch nur im Museums-Biergarten relaxen und es sich gut gehen lassen.
Mia und Lina hatten dafür allerdings noch keine Zeit. Hiltrud Lewe, die den gut einstündigen Rundgang durch das Museum erläuternd begleitete, legte zu Beginn der Führung direkt bei Lehmbrucks „Mutter mit Kind“ den ersten Stopp ein. Die Kunstvermittlerin animierte die Teilnehmer, unter denen sich neben Mia und Lina noch weitere Kinder befanden, die Skulptur einmal nachzustellen. Dazu reichte sie eine Gipsnachbildung des Kindes an die Besucher weiter, die so versuchen konnten, dem Original möglichst nahe zu kommen.
Wie Wilhelm Lehmbruck einst arbeitete
„Ganz schön schwierig“, fand nicht nur Mia diese Stellung. „So hat Wilhelm Lehmbruck das künstlerisch umgesetzt“, erklärte Hiltrud Lewe, „das war seine Idealvorstellung“. Auf dem weiteren Weg durch das von Lehmbrucks Sohn Manfred gebaute helle und lichtdurchlässige Museum machte Lewe auch in der aktuellen Ausstellung des österreichischen Künstlers Erwin Wurm (noch bis zum 29. Oktober) halt. Dort faszinierte der knallrote Porsche Carrera besonders die männlichen Rundgangs-Teilnehmer. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Sportwagen allerdings als Beispiel für das sinnentleerte Konsumverhalten der heutigen Gesellschaft.
An der kleineren Ausgabe der Lifesaver- Skulptur von Niki de Saint Phalle - die Original-Version auf Duisburgs „Kö“ ist schon längst zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden - erläuterte Hiltrud Lewe den künstlerischen Aufbau des bunten Phantasievogels. Auch hier gab es eine Nachbildung der Figur, die sich eng an den „rettenden Vogel“ klammert. Auf diese Weise konnte jeder der wollte, kurz zum „Lebensretter“ werden.
Nils Vosgröne war mit seinem Sohn Noan dabei. Von der Führung war er begeistert: „Toll, was hier geboten wird. Die Erklärungen sind so, dass sie für Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessant sind.“ Im Lehmbruck-Museum war der Duissener zu ersten Mal, obwohl er den Kant-Park eigentlich sehr gut kennt: „Das ist schon ein tolles Museum. Im Zentrum der Stadt, eingebettet in den Park, das hat schon was.“ Katja Prüsse war dagegen schon häufiger dort: „Hier gibt es immer wieder neue interessante Ausstellungen, das Museum bietet eine ganze Menge.“
>> STIFTUNGSHILFE SEIT 30 JAHREN
Museumsleiterin Söke Dinklaist dankbar, dass die vor 30 Jahren gegründete Peter-Klöckner-Stiftung die Kunstvermittlung des Lehmbruck-Museums fördert. „Das Museum ist in der Stadtgesellschaft fest verankert“, so Dinkla, die sich darüber freut, dass „rund 600 Schulklassen im Jahr“ die Museumsangebote wahrnehmen. Von der Politik wünscht sie sich ein klareres Bekenntnis zur Kunsterziehung: „Für jede Schulklasse sollte in den Lehrplänen festgeschrieben sein, einmal pro Halbjahr ein Museum zu besuchen.“
Felix Henle, der Vorsitzende der Peter-Klöckner-Stiftung, begrüßt auch heute noch ausdrücklich die vor 30 Jahren getroffene Entscheidung, mit Mitteln der Stiftung das Projekt „Kunstvermittlung“ des Lehmbruck-Museums zu fördern. Einer Anschubfinanzierung von damals 114 000 DM folgte eine jährliche Unterstützung (heute 15.000 Euro). „Das kulturelle Leben in Duisburg liegt uns am Herzen“, so Henle. Die Stiftung unterstützt das Museum auch bei Ankäufen von Kunstobjekten. Auch andere kulturelle Institutionen der Stadt (Philharmoniker) profitieren von dem Engagement der Klöckner-Stiftung.