Duisburg. . Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Grünen bei der Bundestagswahl, kritisierte Erdogan und die „Methode Merkel“ bei seinem Auftritt in Duisburg.
- Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir machte auf seiner Wahlkampftour in Duisburg Station
- Knapp 100 Duisburger folgten der Einlandung des Kreisverbands der Grünen in den Innenhafen
- Özdemir übte Kritik am türkischen Präsidenten Erdogan und an der „Methode Merkel“
In der „Diebels“-Gastronomie im Innenhafen trugen am Freitagabend nicht nur die Kellner grün. Cem Özdemir, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, machte auf seiner Wahlkampftour „Cem-Session“ Station in Duisburg. Knapp 100 Duisburger waren der Einladung des Kreisverbandes der Grünen gefolgt.
Anna von Spiczak, Bundestagsdirektkandidatin für den Duisburger Süden, moderierte den Abend. Dabei war die politische Situation in der Türkei das meistdiskutierte Thema. Spiczak fragte eingangs nach Özdemirs Reaktion auf die jüngste Einmischung des türkischen Präsidenten Erdogan in den deutschen Wahlkampf. „Er hat SPD, CDU und auch die Grünen als Feinde der Türkei bezeichnet. Und ehrlich: Ich wäre beleidigt gewesen, wenn er uns nicht erwähnt hätte“, sagte Özdemir.
Es wäre das Schlimmste, wenn man jetzt die Gesellschaft entlang der Religionen und Ethnien sortieren würde, befand er. Vielmehr verlaufe die Linie zwischen den Freunden einer offenen Gesellschaft und der Demokratie sowie ihren Gegnern. Für den Fall einer grünen Regierungsbeteiligung kündigte er an, mit Erdogan viel deutlicher als bisher die Sprache des Geldes sprechen zu wollen. Als ein wichtiges Ziel grüner Politik nannte er die „überfällige Abkehr von den schmutzigen Kohlekraftwerken aus der Zeit von Sepp Herberger“. Und er mokierte sich über FDP-Chef Lindner, für den es scheinbar kein anderes Aufreger-Thema gäbe als die Windräder.
Er kritisierte die „Methode Merkel“ beim Atomausstieg. „Erst passiert lange nichts und dann fällt eine überhastete, handwerklich schlecht gemachte Entscheidung“, sagte er. Özdemir forderte zudem angesichts „sprudelnder Steuereinnahmen“ und mit Blick auf die vielen sehr jungen Einwohner Duisburgs, das Kooperationsverbot wieder aufzuheben. „Der Bund darf im Moment zwar in Schulen auf der ganzen Welt investieren, aber nicht in die Schulen hier vor Ort.“