Neudorf. . Für einen nicht ganz ernst gemeinten Post erntet Nejat Morkan viel Zustimmung. Neuer Mitarbeiter sollte pünktlich sein und Deo benutzen.
Nejat Morkan, Chef der Pizzeria „La Barca“ am Ludgeri-Platz, sucht eine neue Hilfe für die Küche – und geht dafür ungewöhnliche Wege. Auf Facebook hat er einen Post veröffentlicht: „Mitarbeiter gesucht! Du bist nicht komplett verpeilt, bist in der Lage, Paprika zu schneiden, Pilze zu schneiden ,Schinken zu schneiden, Zwiebeln vorzubereiten, brauchst nicht in den nächsten fünf Wochen ein Urlaubssemester, weil du erst mal selbst zu dir finden musst, du kannst die Uhr lesen, musst nicht alle drei Minuten eine WhatsApp schreiben, Facebook checken, beherrschst die Grundrechenarten, kannst dich in deutscher oder englischer Sprache verständigen, der Gebrauch eines Deo’s ist dir bekannt und du kannst dir vorstellen, mindestens fünf mal die Woche zu arbeiten, ohne gleich an einem Burnout Syndrom zu erkranken? Dann gehört der Job dir!“
Zugegeben, die Idee ist nicht ganz neu, und wurde auch schon von anderen Gastronomen genutzt – doch der Eintrag kommt gut an, wurde 288 Mal geteilt und unter dem Gesuch stehen viele zustimmende Antworten. „Sehr gut. Wird aber bestimmt nicht einfach jemanden mit den Qualitäten zu finden“, stimmt ein User zu. Ein anderer, offenbar selbst Gastronom, bittet den Verfasser um Hilfe: „Falls du noch einen zweiten findest,schick ihn bitte zu mir. In allen Punkten korrekt geschrieben!“
Viele Stammkunden
„Viele, die vorbeikommen, wollen eigentlich gar nicht so viel arbeiten, meinen nach ein paar Tagen, dass sie woanders mehr verdienen können bei weniger Arbeit“, beschreibt Nejat Morkan seine Erfahrungen. Andere seien unpünktlich, oder schauen ständig auf ihr Handy. Der 49-Jährige schüttelt den Kopf. Er hat als Jugendlicher eine Lehre zum Bäcker gemacht, und sich später an den Wochenenden noch als Pizzabäcker ein bisschen was dazuverdient. Seit 1983 arbeitet er bei „La Barca“, zehn Jahre später übernahm er den Pizza-Wagen. Das Angebot hat sich seitdem stetig vergrößert. Die benachbarte Pommesbude gehörte ebenfalls zum Betrieb. „Dort haben wir einen Mittagstisch und deutsche Küche.“ Viele Mitarbeiter der umliegenden Büros verbringen hier ihre Mittagspause. „Das Angebot haben wir geschaffen, damit sich der Andrang ein bisschen verteilt. Viele Stammkunden kennen wir seit Jahren.“ Am Wochenende sind viele auf dem Weg zum Kino und stärken sich vorher noch mit Pizza.
Morkan lässt sich öfter von Beiträgen aus dem Netz inspirieren. So schrieb er mal auf seine Angebotstafel: „3 Gänge-Menü: Bratwurst im Brötchen mit Senf.“ Oder er annonciert die „letzte Pommes vor dem Hauptbahnhof“, der nur ein paar Meter entfernt liegt. Die meisten Kunden lachen – und einige ordern dann tatsächlich bei ihm.
Vorbereitung beginnt früh am Tag
Acht bis zehn Personen beschäftigt Morkan. Wenn’s hoch her geht, steht er auch selbst hinter der Theke und arbeitet mit. Gelernt ist gelernt. „Wir öffnen um 11 Uhr und arbeiten bis abends. Vorher muss aber alles vorbereitet werden, das Gemüse geschnitten, die Bolognese gekocht. Wir verwenden keine Fertig-Produkte“, betont der Küchenchef. Entsprechend früh muss der neue Mitarbeiter anrücken. Immerhin: Dank des Aufrufs klingelt sein Telefon ununterbrochen. Einige ernst gemeinte Jobsucher waren darunter. Momentan hat er jemanden zum Probearbeiten da. „Bisher stellt er sich ganz gut an.“