Mitte. . Elvira Ulitzka ist die neue Bezirksbürgermeisterin. Im Gespräch schätzt die Duissernerin die Lage in den Stadtteilen ein.
Sie versteht sich als Kümmerin: Elvira Ulitzka ist vor kurzem von der Bezirksvertretung Mitte zur Bezirksbürgermeisterin gewählt worden. Die Duissernerin setzt sich als Mitglied seit 2004 für die Belange der Bürger ein. In den 1980er Jahren trat sie der SPD bei, weil sie von Helmut Schmidt so begeistert war. „Solche Politiker-Typen fehlen heute“, sagt sie.
Als Jugendliche nahm sie an Angeboten der Falken teil. Zu den Sitzungen der Jusos, der Jugendorganisation der SPD, ging sie allerdings nie. „Die hatten Themen – da habe ich nur Bahnhof verstanden.“ Stattdessen engagierte sie sich in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, wollte aber nicht die klassischen Frauenthemen wie Schule und Soziales besetzen oder gar Waffeln backen, sondern arbeitete sich etwa in den Bereich Stadt- und Verkehrsplanung ein. „Das ist für die ganze Stadt von Bedeutung.“ Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen stieß die 55-Jährige in eine weitere Männerdomäne vor. „Da musste ich mir erst Respekt erarbeiten, aber das war gut.“ Die Mutter von zwei Kindern ist gelernte Industriekauffrau, hatte nach der Erziehungszeit verschiedene Jobs und war seitdem ehrenamtlich tätig. Als Bezirksbürgermeisterin nimmt sie Repräsentationstermine für den Bezirk Mitte wahr und soll neutral durch die Sitzungen führen – will sich aber auch den einen oder anderen Hinweis zur Debatte nicht verkneifen.
Der Bezirk Mitte ist sehr unterschiedlich. Was fällt Ihnen zu den einzelnen Stadtteilen ein? Hochfeld...
In Hochfeld ändert sich gerade viel und es wird gut gefördert. Das ist wichtig, denn das Konfliktpotenzial ist groß. Der Rheinpark und die geplante Wohnbebauung tut dem Stadtteil gut.
Neuenkamp und Kaßlerfeld...
Auch dort ist nicht alles rosig. Es leben viele Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in dem Stadtteil. Aber zum Glück haben wir dort einen engagierten Bürgerverein und Politiker, die sich sehr um die Sorgen und Belange der Bürger kümmern.
Wanheimerort...
auch ein schwieriger Stadtteil. Aber die Bewohner, in vielen Fällen alte Kabelwerker, sind es gewohnt, zu arbeiten und etwas Neues aufzubauen. Auch hier gibt es engagierte Menschen, die sich um ihren Stadtteil kümmern.
Neudorf...
Mit Uni und dem Berufsschulzentrum unser Bildungsstadtteil.
Duissern...
wird oft als Insel der Glückseligen bezeichnet, nicht umsonst nennen sie sich „Königreich Duissern.“ Dabei gibt es auch hier bei näherem hinsehen das eine oder andere Problem. Wir haben in Duissern noch eine schöne alte Bausubstanz, in die allerdings auch investiert werden muss. Schön an Duissern ist, dass sich vom Goerdeler-Park bis zum Kaiserberg ein grünes Band durch den Stadtteil zieht.
Und wie ist Ihr Eindruck vom Bezirk Mitte insgesamt?
Der Bezirk Mitte ist im Umbruch und entwickelt gerade ein neues Gesicht, wenn man zum Beispiel an das neue Bahnhofsumfeld denkt, zu dem ja auch die Umgestaltung des Ostausgangs gehört. Oder das Mercatorquartier.
Spielen politische Überzeugungen in der Bezirksvertretung eine Rolle oder werden eher Sach-Entscheidungen gefällt?
Natürlich werden auch parteipolitische Unterschiede bei den Diskussionen deutlich, aber meist geht es doch um die Sache. Es ist erstaunlich, wie oft sich Alternativen finden lassen, obwohl es die laut Verwaltung nicht gibt. Ich erinnere mich zum Beispiel an den Fernbusbahnhof, der auf der Neudorfer Seite eingerichtet werden sollte. Nun liegt er doch auf der anderen Seite, und alle sind zufrieden.
Ein Dauerbrenner ist das Anwohnerparken. In Neudorf und Duissern gab es oft Ärger. Hat sich die Aufregung in den Stadtteilen inzwischen gelegt?
Also wenn ich heute für eine halbe Stunde irgendwo halten möchte, dann bekomme ich meistens einen Parkplatz. So gesehen hat sich die Situation für viele Menschen verbessert. Nachholbedarf gibt es, wenn die Bewohner der Stadtteile Besuch bekommen und dieser spätestens alle zwei Stunden seine Parkscheibe weiterdrehen oder ein neues Ticket ziehen muss. Da wären Gästekarten für den Besuch praktischer. Die Stadt überlegt außerdem weitere Anwohnerparkzonen einzurichten, aber wir können nicht ganz Duisburg bewirtschaften.
Wenn Sie sich etwas für den Bezirk Mitte wünschen könnten, was wäre das?
Eine gute Fee, die ein bisschen Geld mitbringen würde, damit wir einige Projekte für die kein Geld da ist, umsetzen könnten, wäre schon schön.