An diesem Abend machten die Sommerlichen Orgelkonzerte in der Hamborner Friedenskirche sogar dem Open-Air-Kino im Landschaftspark Konkurrenz. Mit dem Stummfilm „Glöckner von Notre Dame“ von 1923 wurde nun zum ersten Mal ein Film in der beliebten Musikreihe gezeigt. Wie es sich gehört, an der Orgel begleitet von Improvisationsspezialist Otto Maria Krämer.

An diesem Abend machten die Sommerlichen Orgelkonzerte in der Hamborner Friedenskirche sogar dem Open-Air-Kino im Landschaftspark Konkurrenz. Mit dem Stummfilm „Glöckner von Notre Dame“ von 1923 wurde nun zum ersten Mal ein Film in der beliebten Musikreihe gezeigt. Wie es sich gehört, an der Orgel begleitet von Improvisationsspezialist Otto Maria Krämer.

Mit „Der Glöckner von Notre Dame“ werden nicht nur die Grenzen des Genres der Orgelkonzerte gesprengt, sondern auch die zeitlichen Dimensionen. Sonst sind die Konzerte spätestes nach 75 Minuten beendet. Diesmal wird der Film nach dieser Zeit angehalten und Organisator Peter Stockschläder bietet dem Publikum an, zum Umtrunk in den Kirchgarten zu wechseln. Einige Zuschauer folgen dem Angebot, doch die meisten schauen sich den zweistündigen Stummfilmklassiker bis zum Ende an.

Der Straelener Organist Otto Maria Krämer gehört zu den ständigen Organisten des Düsseldorfer Filmmuseums „Blackbox“ und ist auf Stummfilm-Festivals in ganz Europa zu Gast. Sein Zugang zu den verschiedenen Szenen des Filmes ist sehr unterschiedlich: Manchmal geht er illustrativ vor und verdoppelt das Geschehen auf der Leinwand mit seiner Musik: Für die Szenen, die in der Kathedrale Notre Dame spielen, findet er wuchtige und feierliche Orgelklänge, die die sakrale Atmosphäre sehr gut einfangen.

Manchmal geht Krämer so sensibel auf den Film ein, dass sich die musikalische Stimmung zwischen einer Spielszene und der darauf folgenden englischen Dialogtafel schlagartig ändert. Besonders faszinierend ist es, wie Krämer der wörtlichen Rede der Figuren in expressiven Melodien eine Stimme gibt. In solchen Momenten wirkt Krämers Spiel wie eine Oper ohne Worte.

In vielen Szenen setzt der Organist ganz andere Akzente: Wenn auf der Leinwand ein ausgelassenes Volksfest oder ein wilder Kampf zu sehen sind, setzt er Kontraste. Mit der ruhigen und grüblerischen Musik will Krämer wohl dazu anregen, über die Geschichte um die Zigeunerin Esmeralda und ihre rivalisierenden Verehrer nachzudenken. Meist geht das auf, in einigen Situationen ist es ein Manko, dass die Musik nicht so kraftvoll ist wie der Film.

Der Video-Beamer steht leider zu nah vor der drei mal vier Meter großen Leinwand, so wird nur ein Drittel der Projektionsfläche genutzt. Das Film-Konzert kommt bestens an, und Otto Maria Krämer wird mit großem Beifall gefeiert. Da kann man nur auf seine erneute Einladung im nächsten Jahr hoffen.