Neudorf. . Jörn Höfkens restaurierte früher Kirchen, managte Bars und ist nun im „Bürgerhof“ sein eigener Chef. Die Kneipe ist älter als der 36-Jährige.

Jörn Höfkens restaurierte Kirchen, managte Bars im Innenhafen und ist seit kurzem sein eigener Chef – im „Bürgerhof“. Die Kneipe ist älter als er selbst, aber er kann sich auf treue und kreative Neudorfer freuen.

Mit leicht zusammengekniffenen Augen trinkt Höfkens seinen Kaffee aus einer elfenbeinblassen Tasse. Der frischgebackene Kneipier sitzt im Biergarten des Bürgerhofs, mittlerweile in seinem Bürgerhof-Biergarten. Die hochstehende Neudorfer Sonne prallt an dem nussholzfarbenen Exterieur ab. Höfkens Tasse aber reflektiert einige wenige Strahlen in seine blauen Augen. Den Stolz im Blick des 36-Jährigen, wenn er über seine erste eigene Kneipe spricht, kann selbst die Sonne nicht blenden.

„Ein Freund rief mich an und fragte, ob ich Interesse an der Bürgerhof-Übernahme hätte. Ich hab‘ sofort zugesagt“, erzählt der gebürtige Buchholzer Höfkens. Plötzlich war der langjährige, angestellte Barchef eines Innenhafen-Restaurants sein eigener Boss. Der Vorbesitzer war raus, alles Vertragliche geregelt, der Bürgerhof für zweieinhalb Wochen geschlossen. Im Juni feierten Höfkens, seine Familie und Freunde die Neueröffnung der Kneipe am Sternbuschweg. „Ich war wochenlang komplett unter Strom“, meint der Neu-Inhaber, der sich jetzt nichts sehnlicher wünscht als Ruhe und Routine.

Mal kamen mehr Studenten, dann war der Bürgerhof eine gute Adresse für Konzerte.
Mal kamen mehr Studenten, dann war der Bürgerhof eine gute Adresse für Konzerte. © Michael Dahlke

Routine war in Höfkens Biographie meist eher ein Fremdwort: Abitur, Zivi, in Jugendzentren gejobbt und das Ferienprogramm begleitet, mehrere Studiengänge angefangen und wieder abgebrochen. Vor seinem Job als Barmanager arbeitete der kurzgeschorene, bärtige Mann als Kirchenrestaurierer und unterstützte Steinmetze und Bildhauer im Ruhrgebiet beim Ausbessern von Kirchentürmen, Stuck- und Mosaikwerken. „Ich hab‘ mich halt ausprobiert“, sagt er rückblickend. Am längsten arbeitete er dann als Barchef im Innenhafen, acht Jahre insgesamt. „Aber da kam auch schnell der Punkt, an dem ich mir sicher war, dass ich kein Angestellter mehr sein wollte.“ Höfkens, der inzwischen in Wanheimerort wohnt, wartete, lauerte auf die passende Gelegenheit – und diese ergab sich mit dem Angebot für den Bürgerhof. „Der Spruch: Wer nix wird, wird Wirt, trifft zu hundert Prozent auf mich zu“, witzelt er.

Wieder mehr Stammgäste

James Dean ist im Kickerraum ein echter Hingucker.
James Dean ist im Kickerraum ein echter Hingucker. © Michael Dahlke

Als Jörn Höfkens seinen Kaffee an diesem Nachmittag ausgetrunken hat, füllt er eine neue Tasse auf. Dieses Mal für Friedhelm Mergen, der drei Jahre nach Eröffnung des Bürgerhofs 1975 oben drüber eingezogen ist und seitdem täglich seine Koffein-Ration dort zu sich nimmt. Mergen hat in den 39 Jahren Inhaber, Innenausstattung und Gäste kommen und gehen sehen. „Ganz am Anfang war das eine reine Studentenkneipe. Anfang der 1980er gab’s viele Jazz-Konzerte, auch Helge Schneider ist hier aufgetreten“, erinnert sich der 63-Jährige. Dann sei es bergab gegangen: keine Konzerte, weniger Studenten, zu oft wechselten die Besitzer, so Mergen. Er hofft, genau wie Höfkens, auf Kontinuität in der Traditions-Kneipe. „Es ist schön zu sehen, dass es hier wieder Stammgäste gibt: Männer, die aufn Bier und was Leckeres vorbeikommen, eine kartenspielende Frauenrunde und vermehrt Studenten“, beobachtet Friedhelm Mergen, der sich im Bürgerhof per Pinsel verewigt hat. Eine Wandmalerei, die einen verwegenen James Dean zeigt, ziert den Kickerraum und ist ein absoluter Hingucker für die Bürgerhof-Besucher. Diese können sich dank Jörn Höfken Fassbier und Cocktails schmecken lassen, und sich auf Rippchen oder den Bürgerbraten freuen.

An allen Wochentagen geöffnet

Der Bürgerhof (Sternbuschweg 97) öffnet wochentags um 15 Uhr und am Wochenende um 13 Uhr. An allen Tagen gilt: Open End.

Jeden zweiten Donnerstag im Monat findet ein Quiz statt, bei dem Wissen per Wettstreit abgefragt wird. Außerdem zeigt der Bürgerhof live die MSV-Spiele sowie Bundesliga- und Champions-League-Partien.