Duisburg. . Beirat der Unteren Naturschutzbehörde warnt eindringlich davor, 15 ha Wald und 75 ha Landschaftsschutzgebiet für Wohnen und Gewerbe aufzugeben
- Entwurf des neuen Flächennutzungsplans sieht Fraß von 90 Hektar Wald und Landschaftsschutzgebieten vor
- „Duisburg braucht aber mehr Wald, sagt der Vorsitzende des Beirates der Unteren Naturschutzbehörde
- Mit diesem Plan mute die Stadt ihren Einwohnern eine „deutliche Verschlechterung ihres Wohnumfeldes“ zu
Mit beschwörenden Worten warnt der Vorsitzende des Beirates der städtischen Unteren Naturschutzbehörde den Verwaltungsvorstand der Stadt wie auch die Lokalpolitik eindringlich davor, einen geplanten, gewaltigen Flächenverbrauch in Wald- und Landschaftsschutzgebieten der Industriestadt für geplantes Wohnen und Gewerbe bis 2027 tatsächlich umzusetzen.
„Duisburg braucht nicht weniger, sondern deutlich mehr Wald“, fordert Dr. Johannes Messer, der Vorsitzende des Beirates im Gespräch mit dieser Redaktion: „Doch wenn es zum Schwur kommt, sind alle weg!“
Mit diesem Vorwurf beschreibt Johannes Messer die „unzuverlässige Haltung“, die aus seiner Sicht die Stadt und die Ratsmehrheit zum vielfach diskutierten Vorentwurf des Flächennutzungsplanes 2016 (FNP) einnehmen würden. In Sonntagsreden würde stets für mehr Grün und Natur wie auch mit der „grünen Revierstadt Duisburg“ geworben, dann aber in der Realität werde ein neuer Flächennutzungsplan geplant, der einen künftigen Flächenverbrauch von sage und schreibe 169,3 Hektar Fläche bis zum Jahr 2027 vorsehe: Davon 90 Hektar an Wald- und Landschaftsschutzgebieten. In einer aktuellen Stellungnahme an die Stadt warnt Messer deshalb vor „einer deutlichen Verschlechterung des Wohnumfeldes für die Bevölkerung.“
Dreimal mehr Flächenverbrauch als im Land
Er weist darauf hin, dass der durchschnittlich Wert von Flächenverbrauch im Land NRW bei etwa fünf Hektar liege, dass die Stadtführung ihren Einwohnern mit geplanten 17 Hektar pro Jahr aber einen mehr als dreifach so großen Flächenfraß zumute.
Zudem würden in diesem Vorentwurf weitere gravierende Defizite stecken: Zu den mehr als 100 geplanten Maßnahmen des neuen FNP müsse - gesetzlich geregelt - die städtische Naturschutzbehörde eine Stellungnahme abgeben.
Doch die Konsequenz dieser Warnungen? Null!
Messer: „Diese bewertet aber sehr zutreffend zahllose Maßnahmen als Maßnahmen mit erheblichen und sehr erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt.“ Doch die Konsequenz dieser Warnungen? Messer: „Null! Der Bericht der Naturschutzbehörde hängt dem FNP an Anhang an und wird planerisch von der Stadt komplett ignoriert. Das ist eine Katastrophe!“ Kostbare Waldflächen wie etwa an der Universität, wie in Neumühl an der Theodor-Heuss-Straße, wie am Uettelsheimer See würden mit einem politischen Achselzucken einfach aufgegeben.
Sogar Kompensationsflächen sollen verschwinden
Ein echter „Bock“ sei zudem, dass Flächen, die einmal als so genannte „Kompensationsflächen“ angelegt wurden, weil vor Jahren woanders in der Stadt Wald oder Grün aufgeben wurde, jetzt plötzlich doch als Baufläche beplant würden. Beispiel: 3,3 Hektar in Neumühl, einst Kompensation für das Gewerbegebiet Stepelsche Straße, sollen jetzt verschwinden.
Die Forderung des Beirates, die aber ebenso wie seine Stellungnahme reinen Appell-Charakter haben: Finger weg vom Wald, Landschaftsschutzgebieten und von Kompensationsflächen.