Duisburg.. Die Künstlerinnen Stacey Blatt, Christina Böckler und Luise Hoyer gründen SG1 an der Schmalen Gasse 1. Die erste Ausstellung bestreitet Manfred Gliedt.
Die Schmale Gasse liegt etwas versteckt mitten in der Innenstadt, sie zweigt vom Sonnenwall ab und führt auf die Wallstraße. Mit pinkfarbener Fassade zieht jetzt der Kunstraum SG1, Schmale Gasse 1, die Aufmerksamkeit auf sich. Betrieben wird er von den drei vielfach vernetzten Künstlerinnen Stacey Blatt, Christina Böckler und Luise Hoyer, die schon lange „unabhängig voneinander“ ein Auge auf diesen „so schön zentralen“ Raum geworfen hatten. Nachdem zuerst der Second-Hand-Laden Kaufrausch und dann ein Lager ausgezogen waren, ist jetzt der Raum frei für Kunst.
Poetische Zeichnungen
Wobei die Künstlerinnen unterstreichen, dass es sich nicht um eine Galerie, sondern um einen Kunstraum handelt. Heißt: Hier wird nichts verkauft, sollten sich Besucher für ein Werk interessieren, wird der Kontakt zum Künstler hergestellt. Er zahlt keine Provision. Die SG1-Betreiberinnen, die den Kunstraum privat finanzieren, freuen sich über Spenden der Besucher. Dass nur einmal pro Woche geöffnet ist (montags 17 bis 20 Uhr), sehen sie nicht als Problem. „Das funktioniert“, verweist Stacey Blatt auf vergleichbare Regelungen im Keller der Josephskirche am Dellplatz oder im Atelierhaus Goldstraße. „So entwickelt es sich leichter zum Treffpunkt“, sagt Luise Hoyer.
Die Eröffnung wurde gestern mit einer Ausstellung gefeiert. Erster Gast ist der Mülheimer Künstler Manfred Gliedt, der auf der Wunschliste der Betreiberinnen stand und 92 Zeichnungen unter dem Titel „Landeplatz für Gedanken“ zeigt. „Seine Zeichnungen passen gut in diesen Raum und alle mögen seine Kunst“, sagt Stacey Blatt.
Die weiteren Seiten müssen selbst gefüllt werden
Manfred Gliedts kleine, zarte Zeichnungen, die äußerlich reduziert, inhaltlich aber mit Bedeutung gefüllt sind, gewinnen mit ihrer poetischen Kraft. Denn jedes Bild erzählt eine Geschichte, die allerdings ganz unterschiedlich ausfallen kann, weil sie sich in der Fantasie des Betrachters abspielt. Gliedt vergleicht seine Arbeiten mit der ersten Seite einer Geschichte, deren weitere Seiten selbst gefüllt werden. „Der Betrachter soll aktiv sein.“ Dieser Aufgabe stellt man sich am besten aus der Nähe, dann entdeckt man fein kolorierte Menschen, Tiere, Dinge und Buchstaben, die wie aus verschiedenen Welten zusammen gebracht werden. Nachdenkliche, tanzende, schaukelnde, schwebende, schwimmende, Kaffee trinkende Männer und Frauen, Pinguine, Löwe und Nashorn, Vögel und ein Hund, der nachdenklich auf die unter einer Haube verborgene Wurst schaut, Buchstaben, die in einem Netz gefangen werden, Ausschnitte aus Atlaskarten und Flugzeuge – sie alle nehmen die Gedanken mit auf eine Reise, die wohl bei jedem auf einem anderen Landeplatz ankommt.