Duisburg. . Die Fallzahlen von häuslicher Gewalt in Duisburg steigen jedes Jahr weiter an: Doch zur Anklage kommen vergleichsweise wenig.
- Es wird geprügelt, geschrien, bedroht und manches mehr - hinter verschlossenen Türen
- Wurden im Jahr 2008 bei der Polizei 1052 Fälle aktenkundig, waren es in 2016 schon 1512 Fälle
- Um so wichtiger nehmen Justiz und Polizei die Prävention, ein Anti-Gewalt-Training für Täter und Gefährder
Es wird geprügelt, geschrien, bedroht und manches mehr - hinter verschlossenen Türen: Die Fallzahlen von häuslicher Gewalt in Duisburg steigen nach Aussage von Polizei, Staatsanwaltschaft und einem lokalen Netzwerk aus Experten für Hilfe und Beratung jedes Jahr weiter an: Wurden im Jahr 2008 bei der Duisburger Polizei 1052 Fälle von häuslicher Gewalt aktenkundig, waren es acht Jahre später, in 2016, schon 1512 Fälle. Und im ersten Halbjahr 2017 waren es schon wieder 733 Fälle.
Diese Zahlen waren am Freitag bei einer Info-Veranstaltung der Staatsanwaltschaft zu hören, bei der auch die Polizei sowie Deeskalationstrainer und Frauenberatungsstellen beteiligt waren.
„Es wird wenig angeklagt und mehr eingestellt.“
Doch zur Anklage kamen im vergangenen Jahr 2016 dann nur 13 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt. „Es wird wenig angeklagt und deutlich mehr Verfahren eingestellt“, bekennt Horst Bien, Leiter der Duisburger Staatsanwaltschaft.
Zum Vergleich: Seine Behörde hat es in einem Jahresverlauf mit insgesamt 85.000 Verfahren zu tun. Bei häuslicher Gewalt gebe es in der Regel „keine Tatzeugen“ und häufig, so der Behördenchef, folge einer Aussage dann „die Rücknahme des Strafantrages.“ Das mache Strafverfolgung schwer.
Um so wichtiger nehmen Justiz und Polizei mittlerweile die Prävention, zum Beispiel durch den Caritasverband Duisburg, der unter der Überschrift „Duisburger Interventionsprogramm gegen häusliche Gewalt“ (DIP) ein Training für Täter und Gefährder mache, die von der Polizei oder Justiz dem Programm zugeführt werden.
Die geringste Strafe,die der Staat anbietet
Bislang hat das Programm nach Worten von Klaus Wagner (Caritas) 600 Anfragen auf Hilfe und Beratung seit dem Start im Jahr 2011 erhalten: „Das Programm ist für die Männer eine Sanktion. Es ist die geringste Strafe, die der Staat ihnen anbietet.“ Wenn man den Männern dies klarmache, steige schnell die Bereitschaft zur Kooperation. Der soziale Trainingskurs zur Auseinandersetzung des persönlichen Gewaltverhaltens sei durchgängig hart und auf Konfrontation angelegt sei.
Doch sowohl die Abbrecherquote wie die Rückfallquote sei eher gering: 86 Prozent der Klienten von „DIP“ sind nach Worten des Caritas-Mannes hinter nicht mehr bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft auffällig geworden. Doch in die Familien blicke man nicht hinein.
Dennoch ein hoher Aufwand, so Horst Bien, Chef der Staatsanwaltschaft, um wenige Menschen zu erreichen, damit es nicht mehr zu Gewalt komme. Häusliche Gewalt, so die Polizei in ihrem Kriminalitätsreport 2016, zeigt sich in erster Linie durch einfache und gefährliche Körperverletzungen. 573 Opfer wurden an Beratungsstellen vermittelt. Häusliche Gewalt zeige sich in allen Gesellschaftsgruppen und -schichten, häufig aber in Familien oder Beziehungen mit Migrationshintergrund.