Duisburg. . Radler erkunden in einem 21 Kilometer langen Rundkurs die Kirchengeschichte von Wanheim bis Meiderich. Zur Stärkung gibt’s Luther aus Weingummi.
- Im Luther-Jahr hat die evangelische Kirche eine Radtour auf den Spuren der Reformation angeboten
- Mehr als 30 Teilnehmer radelten von Wanheim bis Meiderich mit - zur Stärkung gab’s etwa Luther-Weingummi
- Die Pfarrer der einzelnen Gemeinden vermittelten Wissenswertes über die Kirchen und die Reformation
Vor der evangelischen Kirche in Wanheim parken mehr als 30 Fahrräder. Die Radler wollen erkunden, wie sich die Reformation in Duisburg ausgewirkt hat. Von Wanheim geht’s im Zick-Zack-Kurs zur Marien- und Salvatorkirche in die Altstadt, und von dort weiter nach Ruhrort, Beeck und Meiderich. Mit Unterstützung des ADFC hat die evangelische Kirche die Route ausgearbeitet. Tourenleiter Klaus Hauschild erklärt: „Wir fahren überwiegend Nebenstraßen. Müssen wir auf größere Straßen ausweichen, übernehmen zwei Leute den Flankenschutz, die restliche Gruppe fährt Verband und darf als Ganzes die Ampeln passieren.“ Außerdem: Abstand halten, niemanden in die Hacken fahren und es gilt Paragraf I: „Der Tourenleiter hat immer Recht.“ Mit einem irischen Segen schickt Pfarrer Friedrich Brand die Gruppe auf große Fahrt: „Möge der Wind in deinem Rücken sein und in deinem Gesicht der Sonnenschein.“ Das Lüftchen kommt zwar von vorn, aber die Stimmung ist gut.
Meidericher besonders fromm
Nur ein paar Meter von der Wanheimer Kirche entfernt folgt der erste Stopp an der Rheinpromenade. Von hier kann man die Spitze der Kirche in Friemersheim erkennen. „Früher gehörte Wanheim zu Friemersheim“, erinnert Brand an die Geschichte. Mit einer Fähre ging’s über den Rhein.“ Brand zitierte die Schilderungen des Theologen Krummachers, wie er einmal eine Leichenpredigt hielt und im Anschluss bei Biersuppe und anderen Köstlichkeiten der Toten gedachte: „Ich habe lange nicht so vergnügt an einer solche Tafel gespeist.“ Bis 1803 waren die evangelischen Bewohner der Bauern- und Fischerdörfer Wanheim und Angerhausen mit dem Linksrheinischen verbunden. Dann traten sie der evangelisch-reformierten „Salvatorkirche“ bei.
An dieser kommt die Gruppe auch noch vorbei, aber erst einmal werden die Teilnehmer nach ein paar Kilometern von Pfarrer Stephan Blank in der Marienkirche empfangen. „An 364 Tagen im Jahr ist Salvator die bedeutende Stadtkirche. Aber ausgerechnet am 24. Juni, ist es die Marienkirche“. Der 24. ist nämlich Johannistag und in dem geschichtsträchtigen Gotteshaus gründete 1150 der Johanniter-Orden seine erste deutsche Niederlassung. „Leider sind sie sich ihrer Verantwortung selten bewusst. Es ist äußerst schwierig, Spenden zum Erhalt der Kirche zu bekommen“, bedauert Stephan Blank. Es wird allerdings einmal im Jahr ein Festgottesdienst zum Anlass der Ordensgründung in der Marienkirche gefeiert.
Radler erwartet Luther in Weingummi-Form
1554 predigte Johannes Rithlinger zum ersten Mal evangelisch und teilte das Abendmahl mit Brot und Wasser für alle Gläubigen aus. Zu den alten Schätzen der Gemeinde zählt eine Taufschale, die Regina Degheners 1865 stiftete. „Ich finde es berührend, dass sie noch heute bei Taufen zum Einsatz kommt.“ Zur Stärkung gibt Blank der Gruppe Johannisbeeren mit auf den Weg. In der Salvatorkirche erwartet die Radler schon Luther in Weingummi-Form. Pfarrer Stefan Korn führt die Besucher durch die Stadtkirche und erinnert daran, dass die Decke früher reich verziert war. „Das wurde alles übertüncht.“ Auf Beschluss des Duisburger Rates wurde ab 1543 im evangelischen Sinne gepredigt, so dass bis 1555 die Reformation endgültig Fuß fassen konnte.
Die Tour endet in Meiderich. „Die hatten schon immer ihren eigenen Willen“, weiß Harald Bewersdorff, ehemaliger Oberkirchenrat, der die Tour mit konzipiert hat. Die Meidericher waren zwar reformiert, aber immer ein bisschen frommer als der Rest. „Und sie haben bis heute ihren eigenen Kopf.“