Duisburg. . Der ehemalige Kulturdezernent war nicht unumstritten. Der machtbewusste Kulturmanager war geistiger Vater der Akzente.
- Der ehemalige Kulturdezernent Dr. Konrad Schilling feiert heute seinen 90. Geburtstag
- Der machtbewusste Kulturmanager war nicht unumstritten - doch auch Gegner zollen ihm Respekt
- Er gilt als geistiger Vater der Duisburger Akzente und setzte sich für das Künstlerhaus Goldstraße ein
Krachend flog die Tür auf und mit kampfeslustiger Theatralik stürmte Konrad Schilling in die Redaktion, um laut auszurufen: „Es ist eine Katastrophe geschehen.“ Der von ihm heftig gescholtene junge Kultur-Redakteur hatte aus der „Rheinoper“ die „Düsseldorfer“ Rheinoper gemacht und Duisburg als Opern-Partner dabei unterschlagen. Ein Auftritt, der Schillings ganzen kulturpolitischen Lokalpatriotismus und sein Anliegen, aus Duisburg endlich eine Kulturstadt zu machen, körperlich spürbar machte.
Dr. Dr. Hc. Konrad Schilling, von 1976 bis 1992 Kultur- und einige Jahre auch Schuldezernent der Stadt Duisburg, feiert am heutigen 26. Juni seinen 90. Geburtstag.
Auch Kritiker zollten Respekt
Der 1927 in Leipzig Geborene, der 1992 nur äußerst widerwillig pensioniert wurde und dessen Aktivitäten vor und hinter den Kulissen des Kulturbetriebs damit keineswegs erlahmten, gehörte im Duisburger Rathaus und in seinem Kulturdezernat an der Memelstraße mit seiner unbändigen Energie, seinen Ideen, mit immer wieder neuen Projekten und einem Höchstmaß an lokalpolitischer Raffinesse zu den großen Persönlichkeiten.
Dabei war und ist Schilling immer noch mit ganzem Herzen ein Freund der schönen Künste, der beinahe jeden Abend nach Dienstschluss, den er in dieser Form nicht kannte, im Philharmonischen Konzert, im Ballett oder im Theater anzutreffen war, dessen „Bravo“ letztendlich im Schluss-Applaus erst der hoheitliche Segen für die Leistung auf der Bühne war.
Dass der Machtbewusste und bisweilen überirdisch Selbstbewusste mit der großen Freude an der Selbstdarstellung dabei nicht nur Freunde hatte, wundert nicht. Aber auch seine Kritiker zollten dem gewieften Kulturmanager und Kunstfreund Respekt, der immer im Dienst war und seine Mitarbeiter und Duisburger Künstler, ja noch mehr die Künstlerinnen, am späten Abend oder am sehr frühen Morgen aus dem Bett klingelte.
Wer bei ihm das Kapitel „Frauen“ aufschlägt, der kann aus der Duisburger Kultur-Szene so manche Geschichte erfahren, die heute als Relikt aus einer sehr fernen Zeit für fast unmöglich gehalten würde, deren Zeuginnen aber noch sehr lebendig und glaubhaft sind.
Auch wenn er die Mitarbeiter seines Dezernats oft bis an den Rand der Verzweiflung trieb, so war er ein Fachmann und ein Motivator von Rang. Wie sagte nicht nur der ehemalige Chef eines Bezirksamtes: „Alles was ich gelernt habe, habe ich von ihm gelernt.“
Künstlerhaus Goldstraße geschaffen
Konrad Schilling war der große Ideengeber und geistige Vater der Akzente, er brachte die großen Festivals nach Duisburg, die Russen kamen mit Prokofjew und Schostakowitsch und die Künstler der Duisburger Szene erhielten ihr eigenes Künstlerhaus an der Goldstraße. Wobei Schilling mit der jungen Kultur der Rock- und Jazzmusiker wenig anfangen konnte. Auch das international renommierte „Traumzeit“-Festival mit seinen zuvor nie in Duisburg spielenden Stars hielt er für überflüssig.