Duisburg. . Landschaftspark verzeichnet mit 24.500 Gästen Rekordbesuch für die Nacht der Industriekultur. Andrang auch bei anderen Duisburger Spielorten.

  • Die 17. Auflage der Extraschicht lockte am Samstagabend revierweit 235 000 Besucher an
  • Allein 24 500 von ihnen besuchten den Meidericher Landschaftspark Nord – ein Rekordwert
  • Andrang auch im Innenhafen, im Binnenschifffahrts-Museum und bei den Thyssen-Krupp-Touren

Es sind die beliebtesten Überstunden des Jahres: Die „Extraschicht“ lockte am Samstagabend bei ihrer 17. Auflage revierweit 235.000 Besucher an. 24.500 davon kamen allein zum Landschaftspark Nord. „So voll war es bei uns in all den Jahren noch nie“, zog Claudia Kalinowski, die Sprecherin der Meidericher Industrie-Kathedrale, am Sonntag eine positive Bilanz. Aber auch am Innenhafen, im Binnenschifffahrts-Museum und bei Thyssen-Krupp herrschte ein immenser Andrang. Duisburg hat sich zur Herzkammer dieser langen Nacht der Industriekultur gemausert.

Fast überall Warteschlangen

Auch vor den Ständen des Street Food Marktes hinter dem Cowperplatz bildeten sich oft lange Warteschlangen.
Auch vor den Ständen des Street Food Marktes hinter dem Cowperplatz bildeten sich oft lange Warteschlangen. © Stephan Eickershoff

Es regnet. Nicht heftig, aber kontinuierlich. Das stört Ralf Schäfer aber nicht. Er hat sich die Kapuze seiner grünen Jacke tief ins Gesicht gezogen – und wartet auf den Aufstieg. Mit über 100 anderen Interessierten hat sich der Essener im Landschaftspark in jene Schlange eingereiht, die sich in Geduld übt, um die stählernen Stufen zum Tauchgasometer-Eingang emporkraxeln zu dürfen. Denn die Kapazität dort oben ist begrenzt. „Aber das Warten gehört bei einer Extraschicht ja immer mit dazu“, weiß Schäfer aus Erfahrung.

Begeisterte Besucher im Landschaftspark.
Begeisterte Besucher im Landschaftspark. © Stephan Eickershoff

Recht hat der Mann. Wohin man auch blickt: Warteschlangen. Die mit Abstand längste hat sich im Bereich unter Hochofen 5 gebildet. Hier beginnt die Führung durch den stählernen Giganten. Auskünfte erteilen jene in Würde ergrauten Herren, die hier teils über Jahrzehnte malocht haben. Die früheren Hüttenwerksarbeiter sind auskunftsfreudige Zeugen einer Zeit, als die Hochöfen nicht von Touristen erkundet, sondern von hitzeresistenten Arbeitern angestochen wurden. „Wir wollten da eigentlich auch mitmachen. Aber die Wartezeit war uns einfach zu lang. Dafür gibt es hier viel zu viel anderes Tolles zu entdecken“, berichten Christa und Harald Ludwig. Das Ehepaar aus Breckerfeld erlebt seine persönliche Landschaftspark-Premiere. Und genießt sie.

Ja, Tolles gibt es hier wirklich zuhauf zu entdecken. Etwa im Hüttenmagazin: Dort zeigen die IG Nordpark und die Kinemathek im Ruhrgebiet mehrere Schwarz-Weiß-Filme über Duisburg und Umgebung aus den 50er Jahren, als die Herren allesamt noch Hüte trugen und Schlote der Fabriken hier noch heftigst qualmten.

A-capalla-Formation in der Gebläsehalle

Ins prall gefüllte Foyer der Gebläsehalle passte keine Maus mehr herein, als die  A-Cappella-Gruppe Männersache stimmlich aufdrehte.
Ins prall gefüllte Foyer der Gebläsehalle passte keine Maus mehr herein, als die A-Cappella-Gruppe Männersache stimmlich aufdrehte. © Stephan Eickershoff

Wer ins Foyer der Gebläsehalle will, um der A-Cappella-Formation Männersache zu lauschen, muss rechtzeitig da sein. Es dauert nur Minuten, da passt keine Maus mehr in die Halle. Und das Quartett aus Osnabrück erntet Begeisterungsstürme. Genauso voll ist es an gleicher Stelle bei den Auftritten der Poetry Slammer. Das in roten Westen gekleidete Sicherheitspersonal verweigert wegen des zu großen Interesses etlichen Nachzüglern den Einlass. Die nehmen’s gelassen auf. Und ziehen weiter.

Etwa zum Street Food Markt, der zum zweiten Mal bei einer „Extraschicht“ mit Köstlichkeiten aus Bali oder dem Senegal die Gaumen der Gäste verwöhnt. Wer sich hier – natürlich – in einer der Warteschlangen einreiht, der kann die Stimmen der Kopernikus Gospel Singers hören. Der Chor erklimmt gleich mehrmals am Abend die Bühne am Cowperplatz. Und das bis tief in die Nacht.

Ein musikalisches Höhenfeuerwerk vor der Kulisse der Hochöfen verzauberte die Besucher im Landschaftspark.
Ein musikalisches Höhenfeuerwerk vor der Kulisse der Hochöfen verzauberte die Besucher im Landschaftspark. © Stephan Eickershoff

Um 0.30 Uhr geht auch der Nostalgiezug zum letzten Mal auf die Reise über das Thyssen-Krupp-Areal. Achim Schulz und seine Freunde hatten es bei den Fahrten zuvor stets vergeblich versucht. Auch hier war der Andrang einfach zu groß. „Wir hoffen, dass es bei der letzten Fahrt nach Mitternacht dann nicht mehr so voll ist“, sagt der Dortmunder. „Gleich gucken wir erstmal das Feuerwerk.“

Das wird um 23 Uhr entfacht. Genau eine Stunde später folgt ein zweites im Innenhafen. Beide dauern eine knappe Viertelstunde, beide haben eine musikalische Begleitung und beide entlocken den Besuchern so manches „Aaah“ und „Oooh“ aus staunenden Mündern.