Duisburg. . Bei der Bürgerdiskussion in der Mercatorhalle diskutierten betroffene Bürger mit den Machern des Neubau-Projektes für die A 40-Rheinbrücke.
- 70 Bürger kamen zu einer von zwei Diskussionsrunden über den geplanten Neubau der A 40-Rheinbrücke
- Unter ihnen waren fast ausschließlich Anwohner der betroffenen Stadtteile Neuenkamp und Essenberg
- Die Sorge vor Staus, Baulärm und Schmutz beschäftigte viele der Themenwerkstatt-Teilnehmer
So eine Themenwerkstatt ist eine sinnvolle Einrichtung: Rund 70 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen am Mittwochabend in die Kleine Mercatorhalle, um mit den Verantwortlichen des Neubauprojekts der A 40-Rheinbrücke zu diskutieren – und vor allem, um ihre Bedenken vorzutragen.
Bei den Anwesenden handelte sich fast ausschließlich um Anwohner der am heftigsten betroffenen Stadtteile Neuenkamp im Rechtsrheinischen und Essenberg im Linksrheinischen. Zahlreiche Fragen hatten sie bereits im Vorfeld bei der Deges eingereicht. Jene Projektmanagement-Gesellschaft ist es, die sich im Auftrag des Bundes und des Landes NRW um die Realisierung des Neubaus kümmert. Neben Projektleiter Karl-Heinz Aukschun versuchten Klaus Both, ein mit den Planungen befasster Ingenieur, sowie Deges-Mitarbeiter Arndt Lansche alle Fragen der Anwesenden zu beantworten.
Ständig mindestens vier Spuren
Eine wichtige Sorge konnte Aukschun zahlreichen Bürgern gleich vorweg nehmen: Während jeder Phase der Bauarbeiten wird sich die Verkehrssituation auf der Rheinquerung nicht verschlechtern: Stets sollen mindestens zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung zur Verfügung stehen. Natürlich spielte das Thema Lärm und Schmutz während der Arbeiten eine zentrale Rolle. In der Spitze bis zu zehn Lkw werden pro Stunde die Baustellenzufahrten nutzen. Etwa bei den Betonierarbeiten werde sich das Verkehrsaufkommen dort deutlich erhöhen, so Lansche.
Aukschun versprach, dass die alten Lärmschutzwände entlang der A 40 so lange wie möglich stehen bleiben sollen. „Und in der Nacht sowie an den Wochenenden sind keine oder nur stark eingeschränkte Tätigkeiten vorgesehen“, so der Projektleiter – von einigen wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Gegen eine mögliche Staubentwicklung auf der Riesenbaustelle während der heißen Monate soll das komplette Baufeld regelmäßig bewässert werden. Noch nicht erfolgt sind bislang die Absprachen mit den Machern der Neuprojekte im Autobahnkreuz Kaiserberg und an der Berliner Brücke (A 59), die beide zumindest temporär parallel zum Mammutprojekt am Rhein realisiert werden sollen.
Die Neuenkämper erfuhren, dass ein beliebter Wanderweg, der parallel zur A 40 verläuft, über Jahre gesperrt werden muss. Eine Baustellenzufahrt wird über die Paul-Rücker-Straße erfolgen, soll jedoch explizit nicht durch das dortige Wohngebiet führen. Ein Lager für Baumaterialien wird in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sportplatz von Blau-Weiß Neuenkamp entstehen.
Essenberg trifft es am stärksten
Im südlichen Teil von Essenberg auf der linken Rheinseite werden einige Bewohner die Baustelle quasi vor der eigenen Haustür haben. Die Wilhelmallee und die Flachsstraße werden zeitweise gesperrt und später sogar umgebaut, weil der Stützpfeiler des neuen Brückenbauwerks sich um mehrere Meter nach hinten verschiebt. Einige der betroffenen Häuser dort werden zeitweise praktisch direkt unter dem Brücken-Neubau stehen. Ein Anwohner schlug vor, nicht wie geplant den Bolzplatz unter der jetzigen Brücke als Material-Lagerplatz zu nutzen, sondern ein Grundstück, das etwas weiter südlich liegt. Die Deges versprach, das zu prüfen. Ein Anwohner fragte, ob Konventionalstrafen vertraglich vereinbart werden, für den Fall, dass Baufirmen für Verzögerungen sorgen. Aukschun verneinte. „Wir setzen auf das Belohnungsprinzip und zahlen mehr, wenn die Arbeiten früher beendet sind.“
Abriss der alten Brücke ab 2023 soll ein Jahr dauern
Den derzeitigen Stand der Planungen zum Brücken-Neubau stellte Projektleiter Karl-Heinz Aukschun am Mittwoch ebenfalls vor. Fakt eins: Die Entwurfsplanung ist so gut wie abgeschlossen. Jetzt will die Deges aber noch das Detailwissen der Bürger abschöpfen, um eventuell Änderungen vornehmen zu können. Fakt zwei: Das Planfeststellungsverfahren soll noch in diesem Sommer eingeleitet werden. Die Bezirksregierung Düsseldorf wird wohl rund zwei Jahre benötigen, bis der Planfeststellungsbeschluss in trockenen Tüchern ist. Fakt drei: Baubeginn soll dann im Jahr 2020 sein. Fakt vier: Das Bauwerk soll 2026 fertig sein.
Die künftige A 40-Rheinquerung wird aus zwei Einzelbauwerken bestehen: In der ersten Bauphase in den Jahren 2020 bis 2023 wird zunächst der südliche Teil in Fahrtrichtung Dortmund gebaut. Auf dem 4,4 Kilometer langen Teilstück zwischen den Anschlussstellen Homberg und Häfen wird die A 40 zudem von derzeit sechs auf dann acht Spuren verbreitert.
Brücke wird in Richtung Flussmitte gebaut
Die neue Brücke wird von beiden Rheinseiten aus gleichzeitig in Richtung Flussmitte gebaut. „Weil wir für das Brückenbauwerk länger brauchen werden, fangen wir mit der A 40-Verbreiterung etwas später an“, so Aukschun. Die Montage der Brücke erfolgt „von oben“, mit Hilfe von auf der Brücke postierten Kränen. In dieser Phase werden auch auf 3,2 Kilometer Länge entlang der A 40 neue Lärmschutzwände hochgezogen. „Wir wollen die Belastungen für alle Anwohner so gering wie möglich halten“, versprach Aukschun. „Es wird aber natürlich Baulärm, Staub und Baustellenverkehr geben.“
Das zweite, nördliche Brückenbauwerk in Richtung Venlo soll dann von 2023 bis 2026 entstehen. Der Verkehr wird dann über das dann bereits fertiggestellte südliche Bauwerk geleitet – und zwar auf sechs Spuren – drei pro Fahrtrichtung. Das stelle, so die Deges-Leute, bereits eine erste Verbesserung zum heutigen Stand auf. Zeitgleich wird mit dem Abriss der alten Brücke begonnen, der ein Jahr dauern wird und 2024 abgeschlossen sein soll.
Auch während der mehrjährigen Bauzeit sollen Fußgänger und Radfahrer dort die Rheinseite wechseln können. Sie müssen sich aber mit Beginn der ersten Bauphase im Jahr 2020 den nördlichen Weg, der derzeit nur für Fußgänger zugelassen ist, dann teilen. Die heutige Breite von 2,70 Meter soll auch im neuen Bauwerk beibehalten werden. Das gilt auch für den südlichen Teil, der heute Radweg ist.