Duisburg. . Diana Baer hat viele Jobs gemacht, bis sie eine Berufsausbildung anstrebte. Unterstützt wurde die 38-Jährige dabei von der Agentur für Arbeit
- Diana Baer hat viele Jobs gemacht, bis sie eine Berufsausbildung zur Altenpflegerin anstrebte
- Unterstützt wurde sie von der Duisburger Agentur für Arbeit, die verschiedene Qualifizierungen anbietet
- Nicht nur Arbeitslose können die Weiterbildungen in Anspruch nehmen, auch Arbeitnehmer
Die Arbeitslosenzahlen gehen seit einem Jahr konstant zurück. Ebenso konstant steigt die Beschäftigung in Duisburg. Rund 170 002 Arbeitnehmer und damit 2435 mehr als ein Jahr zuvor, gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach (Stand: Herbst 2016). Duisburg zeige bei der Beschäftigung vor Ort eine kontinuierlich nach oben gerichtete Entwicklung. Nach wie vor seien die überwiegende Anzahl der Beschäftigten Fachkräfte. „Doch auch im Helfer-Bereich gibt es positive Entwicklungen. Hier verzeichnen wir einen Anstieg von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Astrid Neese, Chefin der Agentur für Arbeit Duisburg.
Der größte Zugewinn mit 1256 Beschäftigungen entfällt in Duisburg auf den Bereich Immobilien, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (z.B. Steuerberatung, Architektur-/Ingenieurbüros, Fotolabore). Zulegen konnten auch die wirtschaftlichen Dienstleistungen mit 992 Beschäftigten, wie Wach- und Sicherheitsdienste, Gebäudereinigung, Reisebüros, Hausmeisterdienste und Callcenter. Weitere spürbare Zugewinne verzeichnen die Bereiche Heime und Sozialwesen (plus 642 Beschäftigte), Erziehung und Unterricht (plus 266), das Gastgewerbe (plus 184) und die öffentliche Verwaltung (plus 143).
75,9 Prozent der Arbeitnehmer sind vollzeitangestellt
Im verarbeitenden Gewerbe wie der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie gibt es dagegen einen deutlichen Rückgang der Beschäftigung (minus 687 Beschäftigte) ebenso wie im Baugewerbe (minus 356), Verkehr und Lagerei (minus 282) und Energieversorgung (minus 110).
Insgesamt sind 75,9 Prozent der Arbeitnehmer in Duisburg vollzeitangestellt, 24,1 Prozent gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Die Beschäftigung hat auch Auswirkungen auf die Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote der Agentur für Arbeit. 11,3 Millionen Euro sind in diesem Jahr für ganz unterschiedliche Maßnahmen im Etat der hiesigen Agentur eingeplant.
„Mit einer Ausbildung sind die Chancen größer“
Diana Baer hat es geschafft: Viele Jahre war sie in Helfertätigkeiten beschäftigt, auch bei Zeitarbeitsunternehmen, als Produktionshelferin und kaufmännische Hilfskraft – zuletzt im Verkauf einer Bäckerei. Doch sie wollte mehr. In einer Beratung bei der Agentur für Arbeit reifte in ihr der Entschluss, eine Ausbildung in der Altenpflege zu machen. Das ist vier Jahre her. Mittlerweile hat die 38-Jährige ihren Abschluss in der Tasche und eine feste Anstellung beim ambulanten Pflegedienst Kusep.
Diana Baers Berufsweg ist ein Beispiel dafür, dass es auch in späteren Jahren mit einer Berufsausbildung klappen kann. Astrid Neese, Leiterin der hiesigen Agentur für Arbeit, appelliert an Menschen ohne Berufsausbildung, den Schritt in die Ausbildung oder Weiterbildung mutig zu gehen. „Mit einer abgeschlossenen Ausbildung sind die Chancen auf einen zukunftssicheren Arbeitsplatz größer“, sagt sie. 11,3 Millionen Euro hat die Agentur für Arbeit in diesem Jahr für Qualifizierungen und Weiterbildungen eingeplant. Eine Million Euro mehr als 2016. „Wir unterstützen jeden, der sich weiterbilden will. Wir müssen keinen aus finanziellen Gründen abweisen, der zu uns kommt und sagt, dass er sich weiterqualifizieren will“, erklärt Astrid Neese. Die Qualifizierungsprogramme für Flüchtlingen werden aus einem gesonderten Topf finanziert.
„Mit dem Abschluss ist die Vermittlung ein Selbstläufer“
Nicht immer ist es gleich eine dreijährige Ausbildung, die von den Arbeitslosen angestrebt wird – oder auch werden kann. „Natürlich müssen auch die Voraussetzungen gegeben sein“, sagt Sarah Nendza, Teamleiterin in der Arbeitsvermittlung. Manchmal sind es nur zwei, dreiwöchige Weiterbildungen, wenn spezielle Kenntnisse beispielsweise an Computerprogrammen fehlen. Manchmal ist es eben eine komplette Ausbildung, die man aber auch wollen müsse. Diana Baer hatte diesen Willen. „Ihr Engagement hat uns überzeugt. Mit dem Abschluss in der Tasche ist die Vermittlung in Arbeit dann fast schon ein Selbstläufer“, sagt Sarah Nendza.
Die soziale Kompetenz ist wichtig
Diana Baers Chef, Vahap Canbay, war selbst viele Jahre als Altenpfleger tätig. „Als junger Mensch hatte ich mich bewusst für eine Ausbildung im pflegerischen Bereich entschieden und war als männlicher Altenpfleger so etwas wie ein Exot in meiner Altersklasse“, berichtet der Inhaber der Kultursensible Pflege GmbH. „Viele haben mich damals belächelt und sehen aber jetzt, dass ich mich für einen sicheren Beruf entschieden habe, der mir immer noch Spaß macht.“
Über ein Studium im Bereich Pflegemanagement hat er 2012 den Weg in die Selbstständigkeit geschafft. Canbay, der bei Personalausfällen mitunter noch als Altenpfleger einspringt, ist auch Dozent bei einem Duisburger Fachseminar für Altenpflege und hat darüber seine neue Mitarbeitern Diana Baer kennengelernt. Ihm ist vor allem auch die soziale Kompetenz wichtig.
„Wir haben uns gegenseitig motiviert und unterstützt“
„Die Ausbildung ist schon anstrengend“, sagt Diana Baer. „Wir haben uns in unserer Klasse aber gegenseitig unterstützt und motiviert, so dass ich mich in der Ausbildung wirklich wohl gefühlt habe“, sagt die Duisburgerin rückblickend. Nach drei Jahren erhielt sie die Erlaubnisurkunde zur Führung der Berufsbezeichnung Altenpflegerin in der Hand. Baer wurde bei Kusep schrittweise eingearbeitet. Nach einer gewissen Zeit bilden sich Schwerpunkte bei den Pflegekräften heraus, die durch weitere Fortbildungen unterstützt werden. Diana Baer ist froh über ihre berufliche Entwicklung: „Die Beratung der Agentur für Arbeit Duisburg und die Förderung der Umschulung bedeuten für mich den entscheidenden Schritt zu einem Beruf, der mir Spaß macht und mit dem ich auch meinen Lebensunterhalt bestreiten kann.“
Sarah Nendza, weiß, dass es nicht immer so reibungslos verläuft. Oft steht nicht nur die Frage im Raum, ob der Beruf schulisch zu schaffen ist, sondern auch körperlich. Aber. „Es heißt ja auch nicht, einmal Altenpflegerin, immer Altenpflegerin. Man kann sich auch in diesem Bereich weiterbilden, beispielsweise zur Pflegedienstleitung. “, erklärt Teamleiterin Sarah Nendza. Und manchmal brauchen die Kunden auch einen Schub an Motivation. „Viele trauen sich das auch nicht zu. Es ist wichtig zu motivieren, sonst bringt das nichts. Wir holen die Kunden da ab, wo sie stehen“, sagt Astrid Nesse.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung
Nicht jeder sei direkt für den Vollzeitjob geschaffen. Deshalb gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Qualifizierung und Weiterbildung. Diese werden vom gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenter mit den Unternehmen abgestimmt, durch den Kunden nur noch einen Ansprechpartner haben. Er klärt: Welchen Bildungsbedarf gibt es? In welchen Bereichen macht eine Ausbildung Sinn, weil die Jobperspektiven gut sind? Gute Chancen habe man in Duisburg in der Logistikbranche, als Berufskraftfahrer und in der Altenpflege. Diana Baer hat ihre Chance genutzt. Sie würde den Weg immer wieder so gehen.
Eine Berufsausbildung wird stärker nachgefragt
Arbeitslose Menschen haben verschiedene Möglichkeiten, sich mit Hilfe der Agentur für Arbeit zu qualifizieren oder weiterzubilden – von einer zweiwöchigen Qualifizierung, in der Kenntnisse aufgefrischt oder einzelne Computerprogramme gelernt und dann zertifiziert werden, bis zur dreijährigen Berufsausbildung. „Letztere werde immer stärker nachgefragt und auch wichtiger. Gut qualifizierte Kräfte bleiben länger in Unternehmen“, sagt Astrid Neese, Chefin der Agentur für Arbeit.
Ein Schwerpunkt legt die Agentur deshalb in der Weiterbildung von 25-35-Jährigen. Ingesamt sind in diesem Jahr 2926 Plätze für Qualifizierungen vorgesehen. Zumeist reicht die Planung. Sollte der Bedarf aber im Jahr steigen, „ist das auch kein Problem“, so Neese. Abgewiesen werden niemand. Zumindest nicht aus finanziellen Gründen.
„Auch im Helferbereich gibt es neue Jobs“
Auch in Zeiten der Digitalisierung 4.0 wird eine Weiterbildung für viele Arbeitnehmer und Arbeitslose immer wichtiger. Astrid Neese spricht von einer „spannenden Entwicklung.“ Einige Jobs werden wegfallen, neue entstehen. Noch seien keine flächendeckenden Bildungsbedarfe abrufbar. Aber klar sei, dass Arbeitsvorgänge durch virtuelle Brillen erleichtert werden. Und auch im Helferbereich werde es einen neuen Bedarf an Arbeitskräften geben. „Es wird eine ständige, lebenslange Qualifizierung geben“, blickt Astrid Neese nach vorn. Von den Programmen zur Qualifizierung profitieren aber nicht Arbeitslose. Auch Arbeitnehmer können sich an die Agentur für Arbeit wenden, wenn sie merken, dass sie in einem Bereich eine Auffrischung der Kenntnisse oder Weiterbildung brauchen.