Links das Klavier, hinter dem Ben Süverkrüp seine Arbeit tut, rechts ein Stehtisch mit einer Flasche Rotwein und Weinglas, mit dem die Grande Dame des deutschsprachigen Kabaretts oft nachdenklich spielt, an dem sie nur selten nippt, vorne das Mikro für die Gesangsnummern. Tina Teubner ist wieder einmal zu Gast in der „Säule“.
Links das Klavier, hinter dem Ben Süverkrüp seine Arbeit tut, rechts ein Stehtisch mit einer Flasche Rotwein und Weinglas, mit dem die Grande Dame des deutschsprachigen Kabaretts oft nachdenklich spielt, an dem sie nur selten nippt, vorne das Mikro für die Gesangsnummern. Tina Teubner ist wieder einmal zu Gast in der „Säule“.
Der Titel ihres aktuellen Programms „Wenn du mich verlässt, komm ich mit“ ist teubner-typisch hintersinnig macht mehrere Assoziationen möglich: Dominanz, vielleicht aber auch Treue und gleichzeitige Sehnsucht nach Aufbruch.
Dass dieser Abend in der „Säule“ für die Künstlerin etwas schwieriger werden würde als alle anderen, merkte man nach einigen Minuten. Das benachbarte „Grammatikoff“ hatte für den Innenhof einen Folksänger engagiert, der seine Songs zwar nicht schlecht, aber leider in der „Säule“ hörbar interpretierte. Das irritierte die Kabarettistin anfangs doch spürbar, ein Umstand, für den sie sich später mit einer souveränen Gradlinigkeit entschuldigte.
Aber nicht deshalb sollte der Abend in Erinnerung bleiben. Tina Teubner blickt liebevoll und doch mitleidslos auf das Paar und den Einzelmenschen, macht sich über Psycho-Moden wie Selbstoptimierung, angestrengte Sportlichkeit und Achtsamkeitsgerede lustig. Bänke stünden in Parks doch wohl zum Entspannen und nicht, damit gequält blickende, schwitzende Jogger dort ihre Schuhe richten.
Sie nimmt den Zustand der Welt mit Krieg, Terror und ökonomischen Zwängen ernsthaft und ganz pointenfrei wahr, konstatiert auch die eigene Hilflosigkeit und fragt sich, warum ausgerechnet wir in Deutschland so unzufrieden sind.
Dass eine Kabarettistin Geist und Witz verbindet, ist nichts Besonderes, aber Tina Teubner ist mehr: ein hervorragende Chanson-Sängerin, eine Klasse-Geigerin, eine freche und selbstironische Künstlerin, die diese Eigenschaften auch beim Publikum wecken will, dazu eine emphatische Menschenfreundin. Ihre Lebensfreude und Spottlust wirken genauso ansteckend wie ihr Bekenntnis zu Melancholie und Trauer. Was wäre die Welt ohne Lieder von Schubert, Filme von Fellini, Songs von Tom Waits oder das Tanztheater von Pina Bausch?
Mit dem Wiegenlied von Johannes Brahms, gespielt im Duett von Klavier und singender Säge endete der Abend – fast kitschig, aber auch anrührend.