Duisburg. . Der Altersunterschied von 34 Jahren spielt zwischen Ex-Traumschiff-Arzt Horst Naumann und seiner Frau Martina Linn-Naumann keine Rolle.
Für Martina Linn-Naumann ist ihr Horst die große Liebe. Er sagt, dass er noch nie so geliebt hat. Am Anfang hat sie sich direkt in seine Stimme verliebt. Eigentlich wollte die Chefin der Duisburger „Säule“ den Schauspieler und ehemaligen Traumschiff-Arzt für eine Lesung gewinnen. Doch Naumann ließ sie abblitzen. Erst ein paar Jahre später begegneten sich die beiden in München. Es dauerte dann noch, bis sie sich näher kamen. Beide hatten eine schwere Zeit hinter sich. Für beide ist es die dritte Ehe. Ein Gespräch über spätes Glück, das Alter und Auftritte auf dem Roten Teppich.
Wie haben Sie sich denn nun kennen gelernt?
Martina Linn-Naumann: Bevor ich jemanden für die Säule engagiere, will ich denjenigen kennen lernen. Wir sind so ein kleiner Betrieb, das muss einfach passen. Ich habe Freunde in München und so hat es sich ergeben, dass ich Horst getroffen habe. Wir haben einen Kaffee in der Hotel-Lobby des Hilton getrunken. Normalerweise kommen Künstler eher in bequemen Klamotten zu so einem Vorgespräch. Aber das würde Horst nie einfallen. Er war sehr schick angezogen. Dadurch habe ich mich natürlich gewertschätzt gefühlt. Horst hat Charisma. Ich war hin und weg. Sowas kannte ich von mir gar nicht. Weil ich aber selbst gerade in einer Trennung steckte, habe ich das für mich behalten.
Wie war Ihr erster Eindruck?
Horst Naumann: Ich habe eine charmante, interessante Frau kennen gelernt, die sich gut auskannte. Sehr sympathisch. Allerdings war kurz vorher meine Frau verstorben.
Linn-Naumann: Zu dem Zeitpunkt haben wir uns gesiezt. Horst ist ein Gentleman. Es verging dann wieder Zeit, und irgendwann bekam ich einen Anruf, ob ich nicht mit ihm nach Verona fliegen möchte, um mir eine Oper anzuschauen. Da war ich total überrascht und habe spontan zugesagt.
Haben Sie lange vor dem Schrank gestanden und überlegt, was Sie einpacken?
Linn-Naumann: Klar. Ich hatte ja nicht so viele Abendkleider. Da habe ich schon überlegt, was in den Koffer kommt. Horst hatte Karten mit der Nase auf der Bühne zu einem Preis, von dem andere Urlaub machen. Davon habe ich schon immer mal geträumt. Seitdem schauen wir uns regelmäßig Tosca an.
Ankündigungen vergangener Produktionen
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In dem Neumühler Haus der beiden hängen Bilder von Horst Naumann. Selbst gemalte, Ankündigungen vergangener Produktionen, Jugendfotos – und ein Plakat, das Martina Linn-Naumann vor einigen Jahren in einer Berliner S-Bahn abgerissen hat. Auf die Idee hat sie ausgerechnet ihre Mutter gebracht.
Was ist die Geschichte zu dem Plakat?
Linn-Naumann: Ich war mit meiner Mutter, einer gebürtigen Berlinerin, in der Hauptstadt. Horst spielte zu dieser Zeit in Berlin. Als wir in der S-Bahn fuhren, habe ich ihr gesagt: „Guck mal, ist das nicht ein attraktiver Mann?“ Und meine Mutter mit ihrer typischen Berliner Schnauze meinte: „Mein Gott, dann nimm’ das Plakat halt mit.“
Plakat in der Küche
Seitdem hängt das Plakat in der Küche.
Hat der große Altersunterschied eigentlich eine Rolle gespielt?
Linn-Naumann: Ne. Ich war schon immer mit älteren Männern zusammen. Und Horst ist ja fit. Kennen Sie einen 91-Jährigen, der so aussieht?
Herr Naumann, was machen Sie, um so fit zu bleiben?
Naumann: Was man so macht. Ich schlafe ausgiebig, trinke wenig Alkohol, nur ab und zu mal ein Bier. Außerdem gibt’s jeden Morgen einen Apfel und eine Tomate. Der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint. Ich habe relativ wenig Krankheiten erlebt. Und auch, dass ich Martinchen jetzt habe, ist ein großes Glück.
Sie waren 50 Jahre mit Christa von Arvedi verheiratet. 15 Jahre haben sie sie gepflegt. Haben Sie mit ihr darüber gesprochen, ob Sie, wenn sie nicht mehr da ist, mit einer neuen Liebe einverstanden wäre?
Naumann: Das war leider nicht möglich. In den letzten zwei Jahren ist sie erblindet, konnte die Menschen nicht mehr erkennen und war deshalb manchmal etwas ruppig zu ihnen. Ich habe sie geliebt und es war schwierig zu sehen, wie sie sich wegen der Krankheit verändert.
Wie war es mit dem Publikum – haben Sie Liebesbriefe bekommen?
Naumann: Doch, ich habe früher viel Fanpost bekommen, und auch heute schreiben mir noch Fans und bitten um Autogramme. Zurzeit werden ja manchmal die Traumschiff-Folgen und die Schwarzwaldklinik wiederholt. Als meine Frau gestorben war, gab es sogar Angebote von Frauen. Aber das wäre für mich nie in Frage gekommen und auch unter meinem Niveau gewesen. Nach dem Tod meiner Frau hatte ich eigentlich das Gefühl, dass etwas abgeschlossen ist. Nicht in dem Sinne, dass ich an Selbstmord gedacht habe, aber ich dachte, dass da nicht mehr viel kommt. Deshalb fühlt man sich mit einer neuen Liebe im Alter nicht automatisch wie ein Teenager. Sie ist viel wertvoller und man weiß die gemeinsame Zeit zu schätzen.
Anbieter sperrte Nummer wegen hoher Rechnung
Auch Martina Linn-Naumann schickte ihrem Mann Liebesbriefe. Als er auf dem Traumschiff unterwegs war, gab sie ihm eine Kiste mit rund 200 Liebes-Botschaften mit. Mal ein Gedicht. Dann ein Foto. So oft es ging, telefonierten die beiden. Irgendwann war die Telefonrechnung so hoch, dass der Anbieter die Nummer sperrte. Ihr Liebster revanchierte sich indes mit Zeilen, die er ihr vom Schiff per Fax schickte.
Drei Jahre ließen sich die beiden Zeit, um sich kennen zu lernen. Erst als Horst Naumann für eine Produktion nach Duisburg kam, und die beiden sehr intensiv miteinander gearbeitet haben, kamen sie sich näher. Das war rund zwei Jahre nach ihrem ersten Kaffeetrinken im Hilton. Die Flasche Wein, die die beiden damals geöffnet haben, hat Martina Linn-Naumann aufbewahrt: „Wahrscheinlich ist der Wein inzwischen Essig.“ Und jeder, der das benutzte Glas in die Spülmaschine räumen will, spielt mit seinem Leben. 2010 entschieden sich die beiden, zu heiraten. Die Zeremonie fand im kleinen Kreis statt.
Warum tragen Sie zwei Eheringe, Frau Linn-Naumann?
Linn-Naumann: Horst hat mir einen Antrag gemacht und mir seinen alten Ehering angesteckt. Den sollte ich behalten, so lange bis wir neue bekamen.
Naumann: Als meine frühere Frau und ich geheiratet haben, bekamen wir einen kleinen Klumpen Gold. Daraus sind die Ringe individuell gefertigt worden.
Linn-Naumann: Das fand ich so süß, dass ich nun beide Ringe trage.
Seit Sie verheiratet sind, sieht man Sie auch ab und zu in der Klatschpresse. Haben Sie sich schon daran gewöhnt?
Linn-Naumann: Wir haben mit unserer Beziehung lange hinterm Berg gehalten. Danach war klar, dass wir uns nicht mehr verstecken können und wollen. Ich bin nun mal mit einem Mann zusammen, der immer in der Öffentlichkeit stand. Das einzige, was wir immer versucht haben, ist meinen Adoptiv-Sohn Leon (17) rauszuhalten. Aber irgendwann hat er dann mal gefragt: Gehöre ich eigentlich nicht zur Familie? Deshalb ist er jetzt ab und zu mit uns in der Zeitung, wenn er möchte. Meistens wird übrigens der Altersunterschied zwischen uns thematisiert.
Naumann: Es ist ja so, dass die meisten Leser wissen, dass es Schmäh ist, der dort geschrieben steht. Aber lesen tun sie ihn trotzdem gerne.
Wie sind Ihre Zukunftspläne?
Linn-Naumann: Wir fahren demnächst nach Dresden, in die Stadt, wo Horst geboren und aufgewachsen ist. Beruflich möchte ich nächstes Jahr ein Geschichtsprojekt und eine Lesung mit Horsts Stasi-Akte machen. Das ist das Spannende: Ich interessiere mich unheimlich für Geschichte. Er hat sie erlebt.